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Deutsche Altertumskunde

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1. Gallier und Germanen. § 45. Kolonialgermanen. 285<br />

liegen in primitiven und in entwickelteren Exemplaren mit interessanten<br />

Resten des ehernen Gürtelbeschlägs vor und finden durch Gürtelketten<br />

(Taf.25, 2) eine zeitgemäße Ergänzung. i) Aber auch Ohr- und Armschmuck<br />

hat sich erhalten 2) und selbst der Urväterhausrat ist noch nicht völlig verschwunden.<br />

=*) Dazu kommt als neues Symptom die Waffenausstattung der<br />

Gräber/) die wir auch in Böhmen und Mähren einerseits, in Thüringen und<br />

Hessen andererseits begrüßen (Taf. 27).<br />

In Böhmen erstrecken sich zunächst die brandlosen Gräberfelder der<br />

Bojer bis in die süddeutsche Mittellatenezeit. Dann erfolgt ein Umschwung<br />

zugunsten der Feuerbestattung. Es liegt nahe, die im Norden des Landes<br />

vorschreitende Ansiedelung einwandernder Germanen (Sweben) hiermit in<br />

Verbindung zu bringen. 0)<br />

In Mähren sind gleichfalls Sweben (Quaden) eingedrungen. Hier<br />

trifft man während der älteren Latenestufen nur Skelettgräber, erst in der<br />

Spätlatenezeit stellen sich im nördlichen Abschnitt des Landes germanische<br />

Brandgräber ein.^)<br />

Besser unterrichtet sind wir über die Zustände der nördlich vom deut-<br />

schen Mittelgebirge neu erworbenen Lande.<br />

In ganz Thüringen (nördlich des Thüringerwalds bis zur Unstrut) findet<br />

man in der neuen Kulturepoche — außerhalb der überhaupt noch nicht<br />

besiedelten Gebirgszone, die keinerlei Funde ergeben hat — statt der früheren<br />

Skelettgräber Urnenfelder mit Leichenbrand. Thüringen ist also spätestens in<br />

der Mittellatenezeit (3.—2. Jahrh. v. Chr.?) vollständig germanisiert (S. 181 f.).<br />

Nur an der obern Saale (Kreis Saalfeld und Ziegenrück) trifft man noch<br />

Skelettbestattungen mit Beigaben keltischen Charakters an.'') Dort haben<br />

Bügel ein Näpfchen trägt, das zur Aufnahme<br />

von Email bestimmt war (S. 276).<br />

») Volkskunde S. 46. Jacob S. 93 f<br />

Kostomlat im nördlichen Böhmen mit Leichenbrand<br />

hat norddeutschen Charakter). Die<br />

große Brandgräbernekropole von Dobri-<br />

Taf. 1,5. 4,23. 8, 45 (mit Ring). 9,56; lange chov (bei Böhmisch-Brod östlich von Prag)<br />

starkgeschweifte Muster Taf. 14, 87, vgl. 20, betrachtet man als markomannisch; sie<br />

129. 23, 146; Dreiecksform durchbrochen beginnt mit Spätlatenematerialien; vgl. J. L.<br />

Taf. 3, 18. 11, 66. 16, 98. 99. 17, 106. 107, es<br />

ist nicht bloß der stilisierte Vogelkopf (Taf.<br />

10,60), sondern auch eine stilisierte Menschenfigur<br />

(Taf. 7, 38) belegbar; eine<br />

Pic, Die Urnengräber Böhmens, Leipzig 1907;<br />

z. B. Urnengrab Fig. 47 (Anger, Rondsen<br />

S.7Fig.5)S.lll ff.; Latenefibeln und Waffen<br />

(verbogen); über die Latenekeramik vgL<br />

Sonderform stellen die in einem sporen- S. 126 ff. Taf. 70. 71 (Drehscheibe),<br />

förmigen Dreieck gehaltenen Gürtelhaken<br />

S.<br />

")<br />

101<br />

Festschr. des Mainzer Zentralmus. 1902<br />

(Gegend von Olmütz); Südmähren<br />

;<br />

;<br />

!<br />

!<br />

dar (Taf. 13, 83—84 mit Ringen). — Über<br />

den Gürtelverschluß vgl. Jacob Taf. 10,60;<br />

über das Gürtelbeschläg Taf. 10, 62.<br />

21, 137.<br />

16, 101.<br />

») Jacob Taf. 2, 10. 11. — Taf. 4, 29. I<br />

bewahrt .süddeutschen" Charakter,<br />

^) Ph. KROPP-Jena, Latenezeitliche Funde<br />

an der keltisch-germanischen Völkergrenze<br />

zwischen Saale und Weißer Elster, Würz-<br />

15,96. 16, 102 (Armspirale). bürg 1911. Reinecke, Verhandl. 1900, 489 f.<br />

») Vereinzelt ist das halbmondförmige Götze, Altertümer S. XXXIII, vgl. z. B. SaalfeldS.382.<br />

Ranis S. 386 (Zeitschr. f. thüring.<br />

Rasiermesser (Jacob Taf. 25, 163). Es ist :<br />

'<br />

|<br />

t<br />

i<br />

wiederum daran zu erinnern, daß auch noch Gesch. 20, 663). In Pößneck (Kreis Saalfeld)<br />

Steingerät in die Urnen gelangt ist (Jacob liegen Urnengräber neben Skelettgräbern<br />

Taf. 2, 9. 18, 86). (GÖTZE S. 381, vgl. auch S. 220). Eigen-<br />

*) Jacob (Städt.Mus.f.Völkerk.in Leipzig) tümliche Grabstätten für Hockerleichen sind<br />

S. 81. 82 Taf. 23. 24 (Urne mit Lanzenspitze in Sachsen-Koburg und in Sachsen-Meiningen<br />

konstatiert (Verhandl. 1900, 425). — Auch<br />

und zusammengebogenem Eisenschwert aus 1<br />

Löbnitz a. d. Mulde).<br />

^) Festschr. des Mainzer Zentralmus. 1902<br />

keltische Burgen {pppida nennt sieJuUus<br />

Caesar) will man im südlichen Vorland gefunden<br />

haben (Götze S. XXXIII f. Verhandl.<br />

S. 69. 101 Anm. 57 (ein Spätlatenegrab von I

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