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Deutsche Altertumskunde

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274 II- Historischer Zeitraum. A. Westgermanen und Ostgermanen.<br />

In dieser Spätlatenezeit ist ein aus der älteren Hallstattform (S. 205)<br />

entwickelter Bronzegürtel in Holstein Mode geblieben (Taf. 26, 1); mehr<br />

oder weniger ähnliche Stücke sind aus Jütland, Schleswig, Mecklenburg und<br />

aus der Altmark bekannt, i) In Holstein handelt es sich um quadratische<br />

Zierbleche (Metallplatten) mit aufgesetzten Ornamenten, die im keltischen<br />

Kulturkreis fabrikmäßig hergestellt und im Norden nachgeahmt zu sein<br />

scheinen. 2) Die Gürtel bestehen aus 6—9 Zentimeter großen Doppelplatten<br />

(die untere von Eisen, die obere von gestanzter Bronze), die in Bronzeringen<br />

aneinander hängen. An dem einen Endstück befindet sich ein Haken;<br />

das andere Ende schloß mit einem Ring ab, in den jener Haken faßte. 3)<br />

Es ist ein glücklicher Zufall, daß uns Strabo ausdrücklich für die Weiber<br />

der aus Nordalbingien stammenden Chimbern Bronzegürtel bezeugt.*)<br />

Als Gürtelverschluß kommt auch eine leichte, ringförmige Schnalle<br />

zum Vorschein (Taf. 26, 2);^) aber weit wichtiger und allgemeiner ist der<br />

Gürtelhaken. "5) Den Gürtel hatte man bisher lieber mit Knöpfen als mit<br />

einem Haken verschlossen (S. 156). Von Süden her verbreitet sich jetzt die<br />

neue Mode, einen zum Teil in auffallenden Zierformen gehaltenen Haken<br />

(aus Bronze oder aus Eisen) auf den Leibgurt aufzusetzen und am andern<br />

Gürtelende in einen Ring einzulassen (Taf. 26, 3—9).^) Bei den Germanen<br />

hat sich dies Schmuckstück gerade so lang erhalten, als die vorrömische<br />

Eisenzeit gewährt hat; mit dem römischen Einfluß verschwindet es vor der<br />

römischen, noch heute unter uns üblichen Gürtelschnalle. In Süddeutschland<br />

sind die Latenegürtelhaken sehr mannigfaltig. Ihre Grundform ist etwa der<br />

Zunge zu vergleichen, deren schmale Spitze zu einem Haken gekrümmt<br />

wurde. 8j Die ältesten holsteinischen Exemplare haben allerdings noch ein<br />

abweichendes Format: es sind schmale, bandförmige Blechstreifen, an beiden<br />

Enden umgebogen (Taf. 26, 3); 8) dazu gehört ein schlichter Ring.!"^) Allmählich<br />

wurden größere Muster bevorzugt: es verbreiterte sich die Platte»<br />

wo sie auf dem Leder aufgenietet wurde, so daß der Haken Dreiecksform<br />

gewann (Taf. 26, 4).i») Ein bis zu 20 Zentimeter langer, schlanker Haken<br />

kommt recht häufig vor und ist für die Zeitbestimmung der Funde ausschlaggebend<br />

(Taf. 26, 5).*«) Denn in Spätlatenegräbern nimmt der Gürtelhaken<br />

schon so außergewöhnliche Dimensionen an, daß man von Entartung sprechen<br />

darf; auch wurde die Hakenspitze durch einen Knopf ersetzt (Taf. 26, 6). ^<br />

3)<br />

«)Aarb0jzer 1900, 130 ff. Mestorf, Alter- !<br />

tOmer 430. Urnenfricdliöfc S. 7 f. 27. Vierundvierzigster<br />

Bericht des Kieler Museums<br />

S.Sf. Knorr S.36f. Fig. 139— 140. Beltz,<br />

Vorgesch. Altert. S. 290. Undset S. 310 ff.<br />

S. 96. I<br />

») Reineckb, Mainzer Festschrift (1902)<br />

») Mestorf, Die holsteinischen Gürtel. 1<br />

>')<br />

höfen<br />

lieh<br />

findet man Haken und Ring in einer<br />

Urne beisammen.<br />

») Schlemm S. 200 ff.<br />

») Mestorf Taf. 2, 21. Knorr S. 25<br />

Flg. 64. Vgl. die Fibel S. 273 Taf. 25, 6.<br />

•") Knorr S. 32.<br />

Knorr S. 25 f. Fig. 67—68. Auf Fricd-<br />

wie Odderade (Meldorf), Dockcnliuden<br />

,<br />

Mittdl. d. anthropol. Vereins 10 (1897), 6 ff. (Altena), Pötrau (Lauenburg) hat man in den<br />

^nfin ytdxorr r;fnvniu Strabo 7, 2, 3.<br />

•) E» Ist die sog. Latcneschnallc, eine<br />

Art Fängflbcl (Knorr S. 34 Taf. 6, 118— 119).<br />

•) Für Dflnemark und Bornholm vgl.<br />

j<br />

I<br />

Urnen fast nur Nadeln und Gürtclhakcn gcfunden<br />

(Mestorf S. VI).<br />

") Mestorf, Altertümer 433 ff. Urnenfrledhöfe<br />

Taf. 3, 7. Knorr S. 31 Flg. 98—<br />

Bornholms oldtidsmindcr S. 77.<br />

99; die zugehörigen Ringe (Taf. 26, 9) Fig.<br />

100—103.115.<br />

') Verhandl. 1880, 105. 1898, 226. Zelt-<br />

»ehr. f. Nicdcrsachscn 1852, 178 f.; gewöhni<br />

|<br />

•») Mestorf Taf. 2, 8. Knorr S. 35<br />

Flg. 125. — Es Ist jetzt namentlich auch zu<br />

S. MOi.i,HH, Alicriiimsk. 2. 21 f. 30. Vedel, i

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