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Deutsche Altertumskunde

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1. Gallier und Germanen. § 43. Latenezeit der Elbgermanen. 273<br />

Nadeln mit Ausbiegung des Schaftes, ebenso die Rollennadeln neben denen<br />

eine Nadel mit kleinem massiven Kopf sich einstellt. ^ Ein stilgetreues<br />

Erzeugnis der neuen in Details sich verlierenden Technik ist schließlich die<br />

sog. Flügelnadel (Taf. 25, 5),*) die aber mit dem ganzen übrigen Formenreichtum<br />

verschwindet, sobald der römische Einfluß sich ankündigt. In den<br />

holsteinischen Gräbern der ausgehenden Latenezeit werden keine Nadeln<br />

mehr angetroffen; sie scheinen aus der Landestracht durch die Fibeln ver-<br />

drängt und erst in der römischen Zeit des deutschen Nordens durch römische<br />

Ziermuster ersetzt worden zu sein.<br />

Die Nadel war eine primitive Form der Fibel. Seit ihrem Rückgang<br />

greift die Latenefibel Platz. 3) Diese ganz neu stilisierte Sicherheitsnadel<br />

(S. 209. 269) ist der Chronologie besonders dienlich. Es ist aber bezeichnend,<br />

daß die süddeutsche Frühlatenefibel (S. 279) im Norden nicht oder fast gar<br />

nicht belegbar ist. Denn daraus folgt, daß die eiserne und eherne Mittellatene-<br />

fibel, die auch in Norddeutschland getragen wurde, hier nicht bodenständig,<br />

sondern eingeführt worden ist.*) Ihr ist es gelungen, heimisch gewordene<br />

Muster der Hallstattfibeln (S. 206f.)5) zu verdrängen.<br />

Das ausländische Modell kommt zufrühst in einer Form vor, die auch<br />

bei den ältesten Gürtelhaken zu erwähnen sein wird. Es ist eine Fibel<br />

aus bandförmig schmalem Blech mit mehr oder minder zahlreichen Windungen<br />

der zu beiden Seiten des Bügels liegenden Kopfspirale und mit<br />

ringförmig aufgebogenem Fußstück (Taf. 25, 6—7).«) Diese beiden wesent-<br />

lichen Stilmerkmale dauern fort, nachdem der Bügel nicht mehr band-,<br />

sondern drahtförmig geworden ist; sein Fußende wurde mit der Zeit so<br />

stark zurückgebogen, daß es auf die Mitte des Bügels aufgelegt und durch<br />

ein oder mehrere kugelförmige Bänder mit ihm vernietet werden konnte<br />

(Taf. 25, 8—9). 7) Dieser eigenartige Fibelfuß bildet zugleich den Halter<br />

für die als gestreckter Draht von der Kopfspirale auslaufende Nadel (die<br />

holsteinischen Exemplare sind teils aus Bronze teils aus Eisen). Jüngere<br />

Erzeugnisse lassen die Kugelbänder auf dem Bügel vermissen und für Spätlatene<br />

ist dem größeren Format dieser meist eisernen Fibeln entsprechend<br />

eine erhebliche Verlängerung der Spiralrollen und das rahmenartig geformte<br />

Fußteil charakteristisch (Taf. 25, 10—11).«)<br />

») S. Müller, Altertumsk. 2, 38. 40.<br />

Mestorf Taf. 2. Knorr Taf. 4. 5. — Auch<br />

paarweise kommt eine Nadel vor, als Bindeglied<br />

dient eine kleine zeitgemäße Kette<br />

(Mestorf S. 52. 55 Taf. 3, 15).<br />

*) Knorr S. 33.<br />

") S. Müller, Altertumsk. 2, 21. 28. 41.<br />

'<br />

j<br />

AhV. 5 Taf. 20. Korrespondenzbl. f. Anthropol.<br />

1885, 157. 172. 1903, 36. 41. Schlemm<br />

Taf.<br />

die<br />

und die mit Drahtspirale versehenen Fibeln<br />

(Knorr S. 30 Fig. 81, vgl. Zeitschr. f. Ethnolog.<br />

1895, 133 ff. Urnenfriedhöfe I, 73 f. 87 f.<br />

108 ff.).<br />

«) Knorr S. 13. 29. Taf. 4, 78.<br />

') Knorr S. 15. 32. 35 Taf. 6, 127. 128.<br />

136. 137, vgl. Mestorf Taf. 1, 19. AhV. 5<br />

20, 338. Ganz vereinzeU ist die Fibel,<br />

auf der Kugel ein mit Email gefülltes<br />

S.598ff. Zeitschr. f. Ethnolog. 1911,664.930. Kreuz zeigt (Taf. 25, 13); desgl. ist die sog.<br />

*) Knorr S. 15. Nauheimer Fibel (Tischler, Schriften der<br />

^) Diese nehmen sich in der neuen Umgebung<br />

fremdartig genug aus (Knorr S. 14.<br />

28 f. 33 f. Taf. 5, 93 ff. Jahrb. d. Hamb. An-<br />

stalten 1886, 155 Taf. 4, 49). An Hallstatt erinnern<br />

die Paukenfibeln (S. 277; Urnenfriedhöfe<br />

1, 50 ff.) oder die aus zwei eisernen Platten<br />

bestehenden, durch Kettchen verbundenen<br />

physik.ökonom. Gesellschaft zu Königsberg<br />

25, 27 f.) nur einmal vertreten (Knorr S. 36<br />

Fig. 138).<br />

8) Knorr S. 35. 36 Fig. 129 ff. 134 ff.—<br />

Bemerkenswert ist ein sich ankündigendes<br />

Tier köpf Ornament (Undset S.285f. Urnenfriedhöfe<br />

I, 142).<br />

Handbuch des deutschen Unterrichts. Bd. V, Teil 1. 18

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