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Deutsche Altertumskunde

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270 H- Historischer Zeitraum. A. Westgermanen und Ostgermanen.<br />

beschränkten Gebiet die einheimischen Bronzen verdrängt.') Eine gesonderte<br />

Betrachtung scheinen Jütland und Schleswig zu fordern, denn das ist die<br />

Schwelle, über die man aus Deutschland nach Skandinavien gelangte. Das<br />

archäologische Material der Latenezeit ist schon in Schleswig mit nor-<br />

discher Art durchsetzt, 2) und was bedeutsamer ist, das Eisen hat in dieser<br />

nördlichsten Provinz, zu der wir die nordfriesischen Inseln rechnen, während<br />

der Lateneperiode einen untergeordneteren Rang als in Holstein; dort ist<br />

es vielleicht erst in römischer Zeit der Bronze ebenbürtig geworden. 3)<br />

Jütland, Nordfriesland und Schleswig machen mit ihrer archäologischen<br />

Hinterlassenschaft — in noch höherem Grade Dänemark (S. 264) — einen<br />

altmodischeren Eindruck als das übrige Norddeutschland. -*) Erst südlich von<br />

der Eider treffen wir in vorrömisch-gallischer Zeit eine allgemeinere Nutzanwendung<br />

des Eisens, das sich mit der Zunahme der Urnenfelder aus-<br />

breitet. 0) Zwar erhalten sich noch die traditionellen Hügelbestattungen, aber<br />

die Hügel werden immer niedriger und unansehnlicher, enthalten nur noch<br />

eine einzige oder einige wenige Urnen, liegen in großer Zahl beisammen<br />

und gewähren dadurch ein für die älteste Eisenzeit charakteristisches Bild.«)<br />

Bald treten die Hügel hinter den Urnenfeldern zurück, um bei vollem<br />

Lateneeinfluß endgültig zu verschwinden. '') Die Regel ist seitdem die Beisetzung<br />

der Graburnen in einer langgestreckten Bodenanschwellung oder<br />

im flachen Sande. >*) Hier stehen die Urnen in geringer Tiefe (20—50 Zentimeter)<br />

nahe beieinander ohne regelmäßige Anordnung. Anfänglich hat man<br />

die Gefäße mit Steinen umpackt oder durch einige Steine gestützt; sie blieben<br />

auch vorerst noch mit einem irdenen Deckel oder Deckstein versehen (Taf.<br />

23, 1);^) aber mit fortschreitender Verwendung des Eisens wurden die Steinhäuschen<br />

und Steinpflaster in Holstein reduziert, um endlich ganz zu ver-<br />

schwinden.»") Die Urnen stehen jetzt frei im Boden und haben in der<br />

Spätlatenezeit auch den Deckelverschluß eingebüßt (Taf. 22, 10).<br />

Die neue Urnenform ist an dem nach auswärts gebogenen Mündungsrand<br />

kenntlich (Taf. 23—24). i») Soweit nicht die Gefäßtypen der Bronze-<br />

») Undset S. 302. 306. Mestorf S. VII. '<br />

%f. Splieth, Diss. S. 46 ff. Inventar S. 87 f.<br />

'<br />

Es gibt Stätten, wo das Eisen geschmolzen<br />

und geschmiedet wurde (Aarbeger 1898,93ff.) ! Nachbestattungen<br />

z.B. Smedeby in Schleswig, Splieth S.52f<br />

«) Undset 8.4 10 ff.<br />

»J<br />

*)<br />

Undset S. 414 f.<br />

Aarbagcr a. a, O.<br />

500. 508.<br />

S. Müller, <strong>Altertumskunde</strong><br />

2. 22. 35 ff.<br />

*) Undset S. 30«. Einundvierzigster Bericht<br />

des Kieler Museums S. 25. 33 f. Die<br />

frühsten Erzeugnisse sind ZicrstUcke, bei<br />

denen Bronze mit Eisen vcrbtmdcn oder das<br />

Eisen als Folie benutzt worden ist (Knorr<br />

S. llff.). Doch gibt es auch in Jütland<br />

einige UrncnfeTdcr, z. B. Torsagcr (bei<br />

Randers). Agcrsig (bei Kingkobing). Kraghede<br />

(bei HJHrring). Aarre (bei Ribe); die<br />

Fundstücke<br />

Kopenhagen.<br />

liegen teils In Aarhus, teils in<br />

•) Urnenfriedhöfe 1. 1 1 ff. (zahlreiche Abbildungen;<br />

dazu Taf. 3— 4, 17;; vgl. für Jütland<br />

und<br />

'<br />

Schleswig S. Müller, <strong>Altertumskunde</strong><br />

2, 35 ff. Aarb0gcr 1892, 211.<br />

') Knorr S. 17 f. (Tinsdahl a.d.Elbe).<br />

in älteren Hügeln, Mestorf<br />

S. 37 f. Jahrb. d. Hamburg. Anstalten 1886,<br />

146 f. Die Hügel heißen auch hierzulande<br />

gern .Lausberg" (S. 175. Mestorf S. 98. Nd.<br />

Korrespondenzbl. 16, 88. 17, 38. 18, 90; vgl.<br />

Middkndorf, Ags. Flurnamen S. 90). Ein<br />

anderer in Ortsnamen verbreitctei Ausdruck<br />

für .Friedhof" scheint berleich gewesen zu<br />

sein: Mon.Gcrm.histor. Script. 20, 173. Bonn.<br />

Jahrb. 20,21. Götze, Altertümer Thüringens<br />

S. 230. FöRSTEMANN, Ortsnamen- s. v.<br />

») Mestorf S. 111 f. 62 Taf. 12.<br />

") Deckclformen: Knorr S. 21; bemerkenswert<br />

sind Gcfä(3e mit durchlöchertem<br />

Boden (Siebe).<br />

'") Gut zu beobachten auf dem Urnenfriedhof<br />

Bebcnsee-Schwisscl (Kreis Sogeberg).<br />

>') S. Alüi.i.ER, <strong>Altertumskunde</strong> 2, 23.<br />

MtiSTORF, Altertümer 363.37 1 . 362. 369. Urnen-<br />

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