29.06.2013 Aufrufe

Deutsche Altertumskunde

Deutsche Altertumskunde

Deutsche Altertumskunde

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Geschichte der Forschung.<br />

Der sprachgeschichtlichen und Hterarhistorischen Arbeit blieb auch in<br />

Deutschland die Geschichtschreibung zur Seite; ihren Höhepunkt bildet<br />

das große Werk von J. J. Mascov. Dieser Gelehrte hat sich als der<br />

Historiker der deutschen Vorzeit mit den staatlichen wie mit den kulturellen<br />

Verhältnissen beschäftigt, unermüdlich die verstreuten Nachrichten über<br />

deutsche Urgeschichte zusammengetragen, mit vielen Irrtümern aufgeräumt<br />

und uns ein in seiner Art unübertroffenes Meisterwerk hinterlassen, i)<br />

Die juristisch-antiquarische Richtung hat weit über die Rechtsgeschichte<br />

hinaus den älteren Zuständen Norddeutschlands zahlreiche Arbeiten gewidmet<br />

und namentlich der römischen Okkupation Aufmerksamkeit geschenkt.<br />

Damals ist die römische Reichsgrenze, der limes imperii Romani,<br />

zum erstenmal wissenschaftlich bearbeitet-') und in der schönen Literatur<br />

der Römerfeind Arminius zu unsterblichem Heldenruhm erweckt worden.<br />

Klopstock ergriff dieses Stoffgebiet schon im Jahre 1747. Die antike Götterwelt<br />

sollte durch altgermanische Mythologie und altdeutsches Heroentum<br />

ersetzt werden;^) aber den Mummenschanz der Bardenlyrik haben Lessing<br />

und Herder nicht lange geduldet und nachdem sie ihn ausgetrieben, für ein<br />

historisches Verständnis des deutschen Altertums Raum geschaffen.<br />

Der Fortschritt hängt mit den inneren Grundkräften der Aufklärungsepoche<br />

zusammen. Leibniz in Deutschland (S. 8), Vico in Italien,*) Voltaire,<br />

Montesquieu und Rousseau in Frankreich sind die eigentlichen Ahnherren<br />

der Kulturgeschichtsforschung, die im Laufe des achtzehnten Jahrhunderts<br />

die ersten Früchte trug.^) Man forscht jetzt nach den Ursachen<br />

historischer Prozesse und findet, daß dieselbe Kausalität, die das Werden und<br />

Wachsen in der Natur beherrscht, auch in der Geschichte wirkt. Sie stellt<br />

sich dem betrachtenden Auge seit Leibniz als ein kontinuierlicher Fortschritt<br />

zur Vervollkommnung und Bereicherung des menschlichen Lebens<br />

dar. Den präzisesten Ausdruck hat diese Richtung in Lessings Erziehung<br />

des Menschengeschlechts gefunden.<br />

Die ältere Geschichte des deutschen Volkes kam also unter den Gesichtspunkt<br />

der Anfänge der Zivilisation. Wichtig ist, daß man schon<br />

damals diese Anfänge in der lichten Gegenwart bei den sog. wilden Volksstämmen<br />

(wie z. B. den Südseeinsulanern) wiederfand und darum diese un-<br />

zivilisierten Völker ernstlich zu studieren begann. Es wurde den Gelehrten<br />

*) Geschichte der Teutschen, 1726—37; Stocks Kenntnis des germanischen Altertums,<br />

Vierteljahrschr. f. Literaturgesch. 6, 186; R.<br />

vgl. W.GoERLiTZ, Die historische Forschungs- ,<br />

methode J. J. Maskovs, Leipzig 1901. {<br />

'') Im Jahre 1748 hatte die Berliner Aka- 1<br />

Deutschland,<br />

demie die Preisaufgabe gestellt: Wie weit der Bd. 6 (1899), 67.<br />

Batka,<br />

Altnordische Stoffe und Studien in<br />

Euphorion 2. Erg.Heft 1896, 1<br />

Römer Macht in Deutscliland eingedrungen, *) G.ViCO, Principi di una scienza nuova,<br />

was vor Merkmale davon ehemals gewesen Neapel 1725; der Verfasser ist 1668 in Neapel<br />

und etwa noch vorhanden seien? 1750 geboren und 1743 gestorben; vgl. O. Klemm,<br />

wurden die eingelaufenen Bearbeitungen ver<br />

öffentlicht; dazu kamen wichtige Schriften<br />

über den Limes von Hansselmann, 1768<br />

—<br />

Vico als Geschichtsphilosoph und Völkerpsycholog,<br />

Leipzig 1906.<br />

^) E. Schaumkell, Geschichte der deut-<br />

1773 (ORL. IV 42, 1 f.). sehen Kulturgeschichtschreibung von der<br />

ä) Ehrmann, Die bardische Lyrik im Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Romantik,<br />

18. Jahrhundert, Halle 1892; vgl. Seuffert, Leipzig 1905.<br />

Gott. gel. Nachr. 1895, 69; W. Scheel, Klop-<br />

;

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!