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Deutsche Altertumskunde

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1. Gallier und Germanen. § 42. Eisen und Bestattungsritual. 267<br />

hinzusetzen müssen — mit ins Grab gelegt wurden, das ist erst im Lauf<br />

der Lateneperiode allmählich in Deutschland nach keltischem Vorbild Sitte<br />

geworden, aber im Zeitalter des Tacitus offenbar längst deutscher Volksbrauch<br />

gewesen. Wir gewinnen also durch seinen Bericht einen terminus<br />

ante quem für die Gräber mit Waffenfunden; den terminus post quem<br />

bilden die Bestattungsgebräuche der jüngsten Bronzezeit (bezw. der sog.<br />

Hallstattperiode S. izfff.).<br />

In dieser Vorvergangenheit war es deutscher Brauch gewesen, ein<br />

weniges von den Schmucksachen, meist nur Kleingerät (Rasiermesser und<br />

Haarzange) mit den Knochenresten der Leiche zu begraben. Als vom 4. Jahrh.<br />

ab das Eisen in Aufnahme kam, blieb man dem Väterbrauch treu, nur daß man<br />

den Neuerungen nachgebend mit Vorliebe ein ganz modernes Schmuckstück,<br />

den mit einem Eisenhaken versehenen Gürtel oder die ebenso neuartige<br />

eiserne Fibel den Toten überließ. Dazu kamen mit der wachsenden Leistungsfähigkeit<br />

der Eisenindustrie die Waffen und was nicht weniger gut zu den<br />

Angaben des Tacitus stimmt das Pferdegeschirr, falls mit seinem Reiter<br />

das Roß sein Leben hatte lassen müssen. Weitere Zugaben bergen die<br />

Beigefäße (S. 174). War es schon allgemeiner Brauch, alles was dem<br />

Toten ins Jenseits mitgegeben wurde, mit der Leiche dem Feuer des<br />

Scheiterhaufens auszusetzen und die arg mitgenommenen Beigaben samt<br />

den Knochensplittern in ein Grabgefäß zu sammeln, so gewährt der Inhah<br />

der Beigefäße noch weiteren Aufschluß. Erst in der Latenezeit wird der Gebrauch<br />

von Beigefäßen im deutschen Norden heimisch. ^ In diesen Gefäßen<br />

werden zuweilen Knochen von Haustieren (namentlich vom Schwein) gefunden<br />

(auch Hund, Schaf, Ziege und Geflügel sind vertreten). Zuweilen<br />

sind darunter Menschenknochen vermengt; sie scheinen von Sklaven herzu-<br />

rühren, die mit den Lieblingstieren ihrem Herrn auf den Scheiterhaufen<br />

folgen mußten (S. 265 f.).^) Bei vollentwickelter Latenekultur wurde also die<br />

Leiche nicht bloß mit ihren Schmucksachen angetan, sondern auch mit<br />

ihren Waffen ausgerüstet, von dem was ihr von Haustieren (z. B. Pferden)<br />

und Haussklaven besonders teuer war, begleitet, dem Feuerbrand des<br />

Scheiterhaufens ausgesetzt und nicht wie bei den benachbarten Kelten in<br />

unversehrtem Zustand der Erde anvertraut. Das Mitverbrennen der Beigaben<br />

war schon in der Bronzezeit üblich (S. 178), hat aber in der Latene-<br />

zeit dazu geführt, daß die Grabbeigaben nicht wie bei den Kelten in ur-<br />

sprünglichem, sondern in deformiertem Zustand ins Grab kamen;») es<br />

ist deutscher Ritus geworden, die Gegenstände nicht bloß zerschmolzen,<br />

sondern gerade die Eisenwaffen willkürlich verbogen oder zerbrochen mitsamt<br />

der Asche^ und den Knochenresten zu beerdigen.^*)<br />

Prähistor. Zeitschr. 3, 367. :<br />

^) Quilling, Nauheimer Funde S. 69. ;<br />

93 ff. Mestorf, Urnenfriedhöfe S. Vf. 48<br />

^) got. frawardjan, ags. wirdan, and.<br />

farwerdan, ahd. farwerten (verderben).<br />

^) anord. eimyrja (dän. emtner), ags.<br />

(enterbe, mnd. emere, ahd. eimuria : mhd. i<br />

äsele, ags. ysel, anord. usli, ysja (glühende<br />

Asche).<br />

^) Verhandl.l892,166ff. Früher hatte man<br />

die Scheiterhaufenreste durchgesiebt und die<br />

Knochen der Leiche fein säuberlich in der<br />

Urne deponiert (S.176), jetzt wurde der ganze<br />

Scheiterhaufen geweiht (S.265), darum hat man<br />

den Aschenhaufen in einen Korb oder einen<br />

Sack gesammelt und der Erde eventuell auch<br />

ohne Grabgefäß anvertraut (Antiqar.Tidskriftf.<br />

Sverige 18, 1 ff.). In der mythologischen' Überlieferung<br />

des Nordens hat diese Sitte deutliche<br />

Spuren hinterlassen : Opinn setti log l

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