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Deutsche Altertumskunde

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266 II- Historischer Zeitraum. A. Westgermanen und Ostgermanen.<br />

vier meiner Sklaven in festlichem Schmuck,<br />

zwei zu Häupten und zwei zu Füßen,<br />

der Hunde zwei und der Habichte zwei,<br />

würdig ist alles dann eingerichtet.<br />

Es scheide uns wieder der schimmernde Stahl (d. i. Schwert),<br />

der goldverzierte, in gleicher Weise,<br />

wie einst, als wir beide ein Bett bestiegen<br />

und uns grüßte das Volk mit dem Gattennamen.<br />

Dann trifft seine Fersen die Pforte nicht,<br />

das glänzende Tor, das goldgefärbte,<br />

wenn dem fürstlichen Herrn mein Gefolge sich anschließt;<br />

nicht ärmlich wird unser Einzug sein.<br />

Denn fünf der Mägde folgen ihm nach<br />

und acht Leibeigne aus edlem Geschlecht,<br />

die als Kind ich erhielt vom König Budli<br />

und aufwachsen sah in der Ahnen Burg.<br />

:<br />

In „Brynhilds Totenfahrt" heißt es: Nach Brynhilds Tode wurden zwei<br />

Scheiterhaufen errichtet: einer für Sigurd — und der brannte zuerst —<br />

Brynhild aber ward auf dem andern verbrannt, auf einem Wagen sitzend,<br />

der mit Teppichen überspannt war. So wird erzählt, daß Brynhild auf<br />

diesem Wagen zur Hei hinabfuhr.')<br />

Das erste Lied von Gudrun (Schlußprosa) fügt hinzu: Brynhild wollte<br />

Sigurd nicht überleben, sie ließ acht ihrer Sklaven und fünf Sklavinnen<br />

töten und gab sich darauf selbst mit dem Schwerte den Tod.<br />

Aber diese dichterischen Steigerungsformen werden wir von ihren epischen<br />

Zutaten befreien müssen, um von märchenhaften Ausnahmefällen zu der nüch-<br />

ternen Alltagsfeier einer vom Luxus noch nicht geblendeten Vergangenheit<br />

zu gelangen. Das durchschnittliche Verfahren bei einer Leichenfeier der<br />

Latenezeit schildert Tacitus^) mit der ausdrücklichen Bemerkung, daß die<br />

Germanen den Scheiterhaufen nicht mit kostbaren Gewändern dekorieren,<br />

nicht mit Wohlgerüchen bepacken,') bei der Bestattungsfeier überhaupt<br />

keine Prunksucht walten lassen, wie sie die Mode in Italien und in Gallien<br />

forderte. Die Regel in Deutschland ist, daß dem Manne die Waffen auf<br />

den Scheiterhaufen mitgegeben werden, ausnahmsweise wird mit einem<br />

Reitersmann sein Roß dem Feuer überliefert, nur für besonders namhafte<br />

Herren heischt es der Brauch, ihre Leichen auf erlesenem Holz zu verbrennen.<br />

Schmucklos wie der Scheiterhaufen ist auch das Grab, in dem<br />

die Asche unter schlichtem Rasen geborgen wird; „der Grabdenkmäler hohe<br />

und mühselige Ehre verschmähen sie als zu drückend für die Abgeschiedenen",<br />

denen die Angehörigen in treuem Gedenken lange nachtrauern;<br />

in der ersten affektvollen Erregung widmen ihnen nur die Weiber Tränen<br />

und lauten Klageruf.<br />

Was Tacitus zu Ende des 1. Jahrh. n.Chr. als deutsche Bestattungs-<br />

fjebräuche erkundet und uns überliefert hat, galt zu seiner Zeit noch als<br />

Ergebnis jahrhundertelanger Entwicklung. Was er als Regel nennt, daß<br />

dem verstorbenen Wchrmann seine Waffen mit ins Feuer und — wie wir<br />

M Vffl.S. 1%: ferner z.B. das Grab aus ausgestreckt liegend beigesetzt (Nassauische<br />

Somme-Blonnc Ü)i*i). Marne, Nordfrankreich) Annalcn 37, 254 f.).<br />

In diesem Grab Ist ein vornehmer (jalllücher ') Germ. c. 27.<br />

Kriciferin »einem zwciradcrlucn Streitwagen ') .Rftucherharz" kommt erst später vor.<br />

,

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