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Deutsche Altertumskunde

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264 n. Historischer Zeitraum. A. Westgermanen und Ostgermanen.<br />

der Bronze zum Eisen. Das Eisen breitete sich in nennenswerter Weise aller-<br />

dings zunächst nur auf dem von den Germanen besiedelten Neuland aus.<br />

Diese deutschen „Kolonien" halten darum den Vorsprung, den sie in der<br />

Hallstattperiode gewonnen haben, auch in der Latenezeit fest, ihre Hinterlassenschaft<br />

an Eisen ist reicher als die des Mutterlandes und während<br />

sie im Zeitalter von Hallstatt ihre Kultur durch das Eisen erhöhten, ist dies<br />

im Mutterland erst im Zeitalter von Latene geschehen. i) Aber es ist nicht<br />

bloß diese stoffliche und chronologische Differenz, die Berücksichtigung<br />

verdient. Denn anfänglich präsentieren sich die der Lateneperiode angehörenden<br />

Funde so, das z. B. die Grabausstattung auf dem alten archäo-<br />

logischen Feld der Germanen noch ebenso dürftig beschaffen ist, wie in<br />

der jüngsten Bronzezeit. 2) Man spürt es deutlich, wie mit der räumhchen<br />

Entfernung die Wirkung der neuen gallischen Moden schwächer wird: je<br />

entfernter von der gallischen Grenze (im Süden oder im Westen), um so<br />

länger währt die altvaterische und ärmliche Ausstattung der Gräber. 3)<br />

Die Ablehnung des Eisens oder seine schüchterne Zulassung mag zum<br />

Teil durch abergläubische Furcht und durch strenge Kultvorschriften be-<br />

dingt worden sein, denn lange nachdem das Eisen in Germanien sich<br />

durchgesetzt hatte, forderte noch der Gottesdienst die ausschließliche Benutzung<br />

der steinernen und ehernen Gerätschaften. -i) Das Eisen bedeutete<br />

den Kampf.») Es vertrug sich darum schlecht mit dem Ritual heiliger,<br />

unter Gottesfrieden stehender Zeremonien, stimmte aber um so besser zur<br />

Kriegsleidenschaft der Germanen. Daran, daß das Eisen ein von ihnen pathetisch<br />

empfundenes Symbol war, daß es ihnen, man möchte fast sagen, zum<br />

Kulturideal wurde, »5) daran begreifen wir, daß das deutsche Volk in seinem<br />

Eisenzeitalter zu großzügigen Unternehmungen angefeuert werden konnte.<br />

Wie eigenartig die Latenezeit der Germanen in ihrer Struktur gewesen<br />

ist, ergibt sich nicht zuletzt aus dem Bestattungsritual. Die ganz nahe<br />

•) UNDSET,EisenS.197f. 228f. 245.341f. Kelten erborgt worden ist, sondern auch die<br />

u. ö. andern Hauptwörter für „Kampf" keltischer<br />

*) Mestorf, Urnenfriedhöfe S. VI; in Herkunft verdächtig sind und wie bei den<br />

vielen Graburnen finden sich gar keine Bei- Kelten der Namengebung dienen. Anord.6^/),<br />

gaben, andere enthalten ganz wenig Klein- ags. beado, ahd. batu hat nur kclt. *bodijo-<br />

gerät aus Bronze oder Eisen.<br />

*) Es mag das Verhältnis der Germanen<br />

; neben sich ; desgl. anord. hopr, ags. heapo,<br />

ahd. fiadii //V///5 ^Z a«//-<br />

Gunthad, Nid/iad, Sigi/iad, Hlud()U'ig{S.'253).<br />

«) Beweiskräftig' ist hierfür die Na men-<br />

gebung; für Personennamen bildet sich<br />

SuiuspermutationemerciumutunturTac\i\is, westgermanisch eine typologisctie Reihe wie<br />

lerm. c. 5; vgl. z. B. fUr Dänemark: Nord. z. H. ahd. hanbrand, Isangcr, Isanhard,<br />

Fortldsmlnder I, 60.<br />

*) Clausuni omne ferrumTacHut, Germ.<br />

e.4Ü{pax et quies).<br />

Isanheti, Isanbirc, Isanhitd, Isatidntt u.a.<br />

Der Zug der neuen Zeit spricht aus diesem<br />

Motiv um so vernehmlicher, als die Bronze<br />

*) KulturgeKhIchlllch merkwürdig bleibt In der Namengebung sich gar nicht bemerk-<br />

et, daB nicht bloB das Wort eisen von den bar macht (Wackbrnagel, Kl. Sehr. 1, 44 f.).

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