29.06.2013 Aufrufe

Deutsche Altertumskunde

Deutsche Altertumskunde

Deutsche Altertumskunde

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

1. Gallier und Germanen. § 42. Eisen und Bestattungsritual. 263<br />

Bei aller Abhängigkeit der Germanen vom gallischen Ausland haben<br />

sie in ihrer Lateneperiode ihre Freiheit und nationale Sonderart behauptet.<br />

So verschieden nach dem Urteil Caesars das deutsche Leben vom gallischen<br />

Leben war (S. 255 f.), so verschieden sieht es auf einem Ruheplatz<br />

der Toten aus, wenn wir die Hinterlassenschaft eines gallischen Friedhofes<br />

mit der eines germanischen vergleichen.<br />

Im Geleit der Keramik vom Lausitzer Typus hatte sich eisernes Gerät<br />

bis nach Schleswig-Holstein verlaufen (S. 187). Vereinzelt kommt also das<br />

Eisen in Norddeutschland bereits in Gräbern der „jüngeren Bronzezeit" vor.<br />

Ebenso spärlich wie eiserne Hallstatt-Typen sind im deutschen Mutterland<br />

auch noch die Frühlatenetypen. Wie bescheiden anfänglich die Rolle gewesen<br />

ist, die das keltische Eisen unter den Germanen gespielt hat, ersehen<br />

wir noch aus den Angaben im 6. Kapitel der Germania des Tacitus,<br />

der sich dabei auf einen veralteten Gewährsmann stützt, denn schon die<br />

Sweben des Ariowist waren eine mit Eisenwaffen gut ausgerüstete Mann-<br />

schaft, i) Diese Waffen werden denen der Gallier im Zeitalter des Julius<br />

Cäsar ebenso ähnlich gewesen sein, wie die Ausrüstung der Chimbern<br />

und Teutonen denen ihrer Vorgänger (S. 235. 269); auch die Schmucksachen<br />

sind diesseits und jenseits des Rheins zum Teil identisch. Nur<br />

daß Gallien unbedingt das reichere Land war und das Inventar der Germanen<br />

auch an Umfang nicht mit den Beständen der gallischen National-<br />

kultur konkurrieren kann.<br />

Aber in der Originalität kann es den Vergleich wohl aushalten. Das<br />

ist durchaus nicht so zu verstehen, als ob eine Originalitätssucht sich bemerkbar<br />

machte; im Gegenteil die Industrie bleibt in typischen Formen<br />

befangen und liefert damit einen anschaulichen Beleg für jene stilgerechte<br />

Gleichartigkeit der Ausstattung, die einem genossenschaftlich gebundenen<br />

Dasein besonders gut ansteht. Originalität d. h. Freiheit erkennen wir nur<br />

daran, daß die Warentypen auf dem archäologischen Feld der Germanen<br />

formale Differenzen bekunden.<br />

Hatte die italienisch-keltische Hallstattkultur ihre Fühler über das deutsche<br />

Mittelgebirge hinübergestreckt, so drang die gallische Lateneindustrie bis in<br />

die innersten Winkel Norddeutschlands und Skandinaviens und weckte aller-<br />

orten eine heimische Eisenindustrie der Germanen, die nach ihrer imponierenden<br />

Bronzeindustrie den nordischen „Barbaren" einen neuen stilvollen<br />

Ausdruck verlieh. 2) Es gibt die sog. Lateneperiode der Germanen<br />

sich als das Zeitalter ihrer beginnenden Völkerwanderung und Verwelschung<br />

zu erkennen. 3) Die Eisenindustrie hat der Vorherrschaft der altheimischen<br />

Bronze im deutschen Norden allmählich ein Ende bereitet. Seitdem auch in<br />

den Nordsee- und Ostseeländern die Hallstattkultur die örtliche Bronzeindustrie<br />

befruchtet hatte, erfolgte ein immer entschiedenerer Übergang von<br />

|<br />

i<br />

waren. Münzen treten in seiner dritten Stufe *) Den ersten umfassenden Nachweis,<br />

zutage, die zugleich den eigentlichen Beginn<br />

der norddeutschen Latenezeit bedeutet<br />

daß das Dasein der Germanen damals ein<br />

neues Gepräge erhielt, verdanken wir dem<br />

(S. 64). In der jüngsten Stufe gelangte kelti- schwedischen Archäologen H. Hildebrand,<br />

sches Geld auch zu den Germanen (S. 67f.). <<br />

(Studier<br />

i jämförande fornforskning I: Anti-<br />

1) Tischler, Schriften derphysik. Ökonom. qvarisk Tidskrift f. Sverige 4 [1880], 15ff.).<br />

Gesellschaft zu Königsberg 25 (1884^ S. 32 f. ») Tischler a. a. O. S. 23 ff.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!