29.06.2013 Aufrufe

Deutsche Altertumskunde

Deutsche Altertumskunde

Deutsche Altertumskunde

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

1. Gallier und Germanen. § 42. Eisen und Bestattungsritual. 261<br />

in regiones oder pagi (Bezirke) i) und schließlich in uici (Dorfgemeinden),<br />

innerhalb deren die Menschen nach genealogischen Gruppen (Sippen) in<br />

Einzelgehöften (aedificiä) oder Haufendörfern (uici, oppidä) zusammenwohnen.<br />

^) In Friedenszeiten dulden die in der Landschaft vereinigten Gemeinden<br />

außer dem legendarischen Königtum keine herrschaftliche Spitze<br />

über sich, 3) sondern haben absolute Selbstverwaltung 4) und diese ist nicht<br />

herrschaftlich, sondern (ganz anders als in Gallien) ^) genossenschaftlich ge-<br />

regelt. Innerhalb der Genossenschaften besorgen die von diesen eingesetzten<br />

Vorstände (principes, Altermänner) einerseits die Verwaltungs- und anderer-<br />

seits die Rechtsgeschäfte<br />

'') und bedienen sich dabei erwählter Genossen als<br />

Exekutivbeamten der Gemeinde.'')<br />

War die Bevölkerung auf solche Art freiheitlich und genossenschaftlich<br />

gegliedert, so ist anzunehmen, daß auch die Elemente ihrer materiellen<br />

Kultur durch jene Grundverhältnisse des öffentlichen Lebens ihr Gepräge<br />

empfangen haben.<br />

O. Th. Schulz, Über die wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse bei den Germanen<br />

zur Zeit des C. Julius Caesar. Klio XI (1911), 48ff. — Genaueres vgl. unten § 74 ff.<br />

§ 42. Eisen und Bestattungsritual. Die literarische Überlieferung<br />

können wir durch archäologische Materialien ergänzen und es liegt nahe,<br />

die Produktivität der neuen Kultur auch an den Monumenten nachzuprüfen<br />

oder wenigstens die Stilformen des neuen Zeitalters aus den Gebrauchsgegenständen<br />

des täglichen Lebens kennen zu lernen. Denn die Gebilde<br />

kunstfertiger Hände gewähren uns, wenn wir sie nach ihrer Stilart beschreiben,<br />

einen Abglanz des Gesamtlebens.<br />

Die neuen Metalle, Eisen, Silber und Blei, die die Germanen den<br />

Kelten verdankten (S. 253 f.), erforderten nicht bloß eine neue Technik,<br />

sondern zugleich eine neue Form der Geräte, der Schmucksachen und der<br />

*) Mannschaft aus hundert pagi der den Kelten übernommenen Institution, die im<br />

Sweben 1, 37; vgl. Beitr. 33, 473 ff. '<br />

internationalen<br />

Verkehr eine Rolle spielte:<br />

!<br />

-') Caesar 6, 23.22 ;vgl.6, 11 (gallisch); 6, 30 um seine eidlichen (kelt. *aito > got. aips,<br />

(belgischesEinzelgehöft); 6, 10.4,19 (Holzbau). anord. eipr usw.) Verpflichtungen einzulösen,<br />

^) Sie ließen sich mit echtem Bauern- stellte man als Bürgschaften .Geiseln" (kelt.<br />

eigensinn überhaupt nicht gern von andern *geslo- S. 254) vornehmlich Mitglieder der<br />

dreinreden {qiiod a piieris nullo officio aut Adelsfamilien, die höher im Wert standen.<br />

^) Vgl. Caesar 6, 13. 20 {magistratus der<br />

\ iiisciplina assiiefacti nihil omnino contra<br />

iiolimtatem faciant Caesar 4, 1) und nahmen<br />

ohne Rücksicht auf sentimentale Erwägungen<br />

ciuitates).<br />

*) in pace nullus est communis magimit<br />

Bauernschlauheit ihren Vorteil wahr {do- stratus, sed principes regionum atqiie palus<br />

atque insidiae . . . perfidia et simu- gorum inter suos ius dicunt controuersiaslatio<br />

. . . fallendo Caesar 4, 13). que minuiint Caesar 6, 23. principes ac<br />

•) Nach den Standesverhältnissen scheinen senatus 4, 1 1 (vgl. 8, 22 ; magistratus et senasich<br />

Adelige {principes) von den Nicht- tus 7, 55). magistratus ac principes in annos<br />

adeligen {plebs, multitudo) abgehoben zu<br />

haben und jenen standen wohl gewisse Privilegien<br />

(anord. ags. and. //r) zu: qui summam<br />

singulos gentibus cognationibusque homi-<br />

num qui iina coierunt quantum et quo loco<br />

uisum est agri atribuunt atque anno post<br />

•<br />

\<br />

auctoritatem eorum iudicio habere existu- alio transire cogunt 6, 22. princeps in der<br />

mantur . . .plebs : potentiores6,\\. princeps Landsgemeinde {co«c//m/n Caesar 4, 19) wie<br />

Litauicus atque eius fratres amplissima fa- in der Bezirks- oder Ortsgemeinde bezeichnet<br />

milia nati 7, 37. nobilitas und principes sowohl einen Stand als ein Amt, vgl. Gerciuitatis7,<br />

38. 39. In Gallien heißen sie auch<br />

equites : ut quisque est genere copiisque ammanifrequentes<br />

omnibus principibus maiori-<br />

busque natu adhibitis ad eum in caslra<br />

plissimus6,\5. pater familiae illustriore loco uenerunt Caesar 4, 13.<br />

nuntii Caesar 4, 19 (vgl. 5, 45. 48 got.<br />

|<br />

'<br />

natus 6, 19. Den höheren Wert des Adels<br />

erkennen wir jetzt namentlich an jener von<br />

')<br />

airus,<br />

ahd. ärunti Zeitschr. f. d. Phil. 42, 397).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!