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Deutsche Altertumskunde

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260 H- Historischer Zeitraum. A. Westgermanen und Ostgermanen.<br />

:<br />

von der Nachbarschaft sondernden Grenzmark^) und an der seiner Sippe<br />

gehörenden Dorfflur, 2) die mit jährlichem Flurwechsel unter die gleich-<br />

berechtigten Genossen bezw. Sippen von den Flurbeamten des Dorfs auf-<br />

geteilt wurde. 3) In der Mark taten sich die Jagdgründe auf, die der deutsche<br />

Mann im Winter durchstreifte, wenn ihn die sommerliche Heerfahrt nicht<br />

in Anspruch nahm.*) Besonders ergiebig war der Urwaldgürtel der Ercunien,<br />

über den die wunderbarsten Jagdgeschichten f^) umliefen.<br />

Das Einkommen der Hausherren setzte sich aber nicht bloß aus der<br />

Jagd- und Kriegsbeute zusammen, sie hatten auch mit dem Ertrag ihres<br />

Ackerlandes zu rechnen, das ihnen als Mitgliedern ihrer Sippschaft angewiesen<br />

wurde. An der Feldmark, in der die Äcker und Weiden lagen,<br />

hatten alle teil; auch hier gab es nur Sippen- bezw. Gemeindebesitz, nicht<br />

Privatbesitz 6) und wahrscheinlich wurde dieses Ackerland des Dorfes so<br />

aufgeteilt, daß die Bewirtschaftung jeder Parzelle bei den Mitgliedern der<br />

Reihe nach umging.")<br />

Es gab also nicht nur eine Rechtsordnung, sondern auch ein Verwaltungssystem.<br />

Hatte die Wirtschaftsordnung genossenschaftlichen Cha-<br />

rakter, so war das Kriegswesen auf genossenschaftlicher Grundlage herr-<br />

schaftlich angelegt.") Wenn's Krieg gab, wählten die Wehrmänner des<br />

ganzen Landes sich eine Obrigkeit, die die Kriegführung zu leiten hatte<br />

und dieser „Herrschaft" wurde alle „Bann"gewalt über Leben und Tod<br />

übertragen.») In Friedenszeiten wurde diese herrschaftliche Spitze außer<br />

Funktion gesetzt; der „König" war in der Hauptsache religiöse Person.<br />

Rechtsprechung und Verwaltung fielen den einzelnen Gemeinden oder Be-<br />

zirken anheim.') Der Sprachgebrauch Caesars läßt die politische Gliederung<br />

noch gut erkennen: ein Volksstamm als Ganzes findet seine Re-<br />

präsentation in der Landschaft (oder Landsgemeinde ciüitas), diese zerfällt<br />

i<br />

[<br />

j<br />

^) solitudines Caesar 6, 23; solitudo ac 7, 18. 80) in einer gemischten Truppe (Caesar<br />

siluaeA, 18.19; vgl. S. 247 f.<br />

1, 48. 6. 65. 8, 13. Dio Cassius 38, 48). Wie<br />

*) priuati ac separati agri apud eos sie zu Haus in Sippen angesiedelt waren, so<br />

nihü est Caesar 4, l ; vgl. 6, 22. KlioXI,64f. war auch die Armeeeinteilung genealogisch<br />

*) Caesar 6, 22. Caesarl,51.7, 19 (gallisch); beachte fM//^fl//>//<br />

*) uita<br />

studiis rei<br />

omnis in uenationibus atque in<br />

militaris consistit Caesar 6, 21;<br />

\ 7,28. Taktisch und strategisch waren sie in Ver-<br />

gleich mit den Römern ungeschult, auch ihre<br />

vgl. 4,1. Ein Hauptstiick war die hohe Jagd<br />

auf den U r {hoc se labore durant adoles-<br />

Waffen und die Ungleichartigkeit ihrer Aus-<br />

rüstung war mit der römischen Uniform kaum<br />

centes cic. 6, 28 f.). zu vergleichen (Dio Cassius 38, 49). Die Ger-<br />

*) Caesar 6, 25 fl. manen hatten wohl dolchartige Schwerter<br />

got a//r/5, ags. df/t/, ahd. / (Besitz)<br />

2 aett (Sippe).<br />

*) neaue qiiisquam agri modum certtim<br />

autfines habet proprios, sed magist rat US<br />

{<br />

|<br />

(Caesar 4, 12) und Schilde (Caesar 2, 33),<br />

aber keine Helme (Dio 38, 49. 50, die Chimbern<br />

(S. 235] hatten wahrscheinlich im Aus-<br />

land den Helm kennen gelernt) und kein<br />

ae principes in annos singiilos grntibits<br />

eognationibusque hominum qiii una coierunt<br />

quantum et quo toco tiistim est agri attri-<br />

' eisernes Schanzzeug (Caesar 5, 42); zu Pferde<br />

saßen sie ohne Sattel (Caesar 4, 2).<br />

") cum bellum ciuitas aiit illntiim äehuunt<br />

atque anno post alio transire cogunt fendit aut infort, magistratus qui ei hello<br />

Caesar 6, 22.<br />

praesint ut uitae necisque habeant polesta-<br />

*) got. driugan {aiQainvtaOai), gadrauhts tem deliguntur Caesar 6,23. Vgl. den „I-'ilhrcr*<br />

{otQattunt}i),drauhtinon (niffatKviothti), drauh' (rex) bei den Raubfahrten (S. 257) und als<br />

tlnassus (ntiMnnn). Die Mannschaft diente Hauptbcispiclc: Ariowist Caesar 1, 31. 34.<br />

entweder zu Pferd (Caesar 1. 42. 43. 46. 4, 2. 36. 44; Nasua und Cimberius (S. 243) 1, 37.<br />

12) oder zu Fuß (Caesar 1,62. Dio Cassius | >•) got. ma/U (uyomi.); ^crm:*/)ings : peihs<br />

38,50) oder (wie bei den Qalllern: Caesar ' (Gcrichtsversammlung).

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