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Deutsche Altertumskunde

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1, ÜALLIER UND GERMANEN. § 41. KULTURVERHÄLTNISSE. 259<br />

der Verkehr mit dem Ausland, sei es, daß er den Land- oder den Wasserweg<br />

wälilte, naiim zu;^) es waren nicht immer die Untüchtigsten, die als „Recken"<br />

(Verbannte) ins „Elend" zogen; 2) noch wichtiger waren die um des Erwerbs<br />

Sie waren durchaus legal<br />

willen ins Ausland unternommenen Raubfahrten. 3)<br />

und als eine Art Sport und Kriegsspiel allgemein geschätzt, •») wofür uns<br />

namentlich der Sprachschatz mit seiner reich entwickelten Terminologie vergewissert,<br />

s) Ein starker und kluger, ein unternehmender, entschlossener und<br />

vertrauenswürdiger Mann^) ruft als Führer seine Kameraden zu einer Auslands-<br />

fahrt zusammen^) und fordert sie zur Teilnahme an der zwar nicht ungefähr-<br />

lichen, aber doch ehrenvollen und einträglichen Übung auf.^) Jeder ehrliche<br />

Wehrmann gibt unter dem Beifall der Menge durch Erheben vom Sitz seinen<br />

Anschluß und seine Gestellungspflicht kund;^) ein Gemeindemitglied, das<br />

sich von den „Gesinden" oder „Gefährten" ausschlösse, würde als Verräter<br />

gebrandmarkt und ginge als unehrlich seiner Rechte verlustig.io) Nicht<br />

selten gewann eine solche Ausfahrt, ^i) wenn sie über die Gemeinde hinaus<br />

die Teilnahme des ganzen Stammes fand, politische Bedeutung;^*) aber der<br />

Regel nach wurde sie im Interesse der Privatwirtschaft von Sippegenossen<br />

unternommen und die Beute mit gleichen Anteilsrechten verteilt.»»)<br />

Jeder Haushaltungsvorstand, '^) der in altbegründetem Geschlechtsverband<br />

stand, 15) hatte gleiches Nutzungsrecht^^) an der die Heimatgemeinde<br />

ags. sellan, anord. selja, got salj'an (darbieten,<br />

hingeben).<br />

') Vgl. das westgermanische Verbum<br />

„wallen" ; nauium magna copia Caesar 4, 16.<br />

'^) ags. wrivc, wrcecsip, and. wraksid;<br />

ags. wrecca, and. wrekkio, ahd. reccheo Recke.<br />

') got. wilwan, wüwa, wulwa (Raub).<br />

*) Caesar 6, 23, vgl. 35.<br />

') anord. herja, afla ser fj'dr, leita ser<br />

sompar Beitr. 33, 479.<br />

^) anord. prüp, ags. pryp, ahd. drut (z. B.<br />

Gertrud) Stärke ; gotglaggwus,<br />

anord. glgggr,<br />

ags. ^leaw, and. ahd. glau (klug) ; got. sniitrs,<br />

anord. snotr, ags. snotor, ahd. snottar (verständig);<br />

anord. ka;nn, ags. cyne, ahd. kiioni<br />

(erfahren); anoxd. horskr, ags. and. ahd. /zorsc<br />

(rasch entschlossen); got. nanpjan, anord.<br />

nenna, ahd. nenden (Mut haben) ; got. balps,<br />

ags. beald, ahd. bald (kühn); got. swinps,<br />

anord. svinnr, ags. and. swiit, mhd. swinde<br />

(kräftig, geschickt) ; got. alj'an, ags. and. ahd.<br />

mhd. ^//^« (Eifer, Mut, Tapferkeit); ags. and.<br />

wlanc (kühn); nhd. turstig : ahd. giturran,<br />

got. gadaursan (wagen); nd. dreist, and.<br />

thristi, ags. priste; anord. vakr, ags. wacor,<br />

ahd. wachar (wachsam, wacker) ; got. tidgus<br />

(Standhaft); ags. foele, mnd. velich (zuver-<br />

lässig) u. a.<br />

') ags. ra^s (Angriff) : rceswa, anord.<br />

rassir (Führer), vgl. anord. bragr, ags. bre^o<br />

(princeps) ; ags. 3^rfr/fl«, alr'its. gadiiria, mnd.<br />

gadderen sammeln (engl, gather).<br />

*) mhd. gelfen, ags. ^ielpan (prahlen);<br />

got. hröpeigs : ags.hrep, ahd. hrdd (Ruhm vgl.<br />

Rudolf u. a.); got. gitan, anord. geta, ags.<br />

'iietan, and. getan (erwerben); got. usfarpo,<br />

anord. ferp, ags. fyrd (Kriegsfahrt) ; got. anabusns,<br />

ags. bysen, and. ambiisni (Aufgebot,<br />

zu dem einer das Beispiel gibt).<br />

*) anord. ags. and. fiis{^, ahd. funs (be-<br />

reit); ags. fullaest, and. fullesti, ahd. folieist;<br />

ags. fultum Beistand.<br />

^") Darüber entschieden in Gallien die<br />

Druiden (Caesar 6, 13); vgl. ags. and. inwid<br />

(UnZuverlässigkeit); ags. and. swican, ahd.<br />

swihhan (verraten); got. aiwiski, ags. cewisc<br />

(Schande); got. anord. ags. and. wamm<br />

(Makel).<br />

") ags. hlöp (Raubschar, Beute), afries.<br />

hlöth : ags. hlöpere, ahd. landeri (Räuber);<br />

anord. hlanna (rauben), /z/^wm (Räuber) ; got.<br />

rahnjan (berechnen), garehsns (Plan) : ahd.<br />

rahanen (rauben),<br />

(rauben).<br />

anord. rän (Raub), rcena<br />

*2) Ein sehr gutes Beispiel schildert Caesar<br />

6, 35 ff. und nennt hier als leidenschaftlich<br />

ergriffenes Motiv das Verlangen nach Reichtum<br />

; von solchen Aufgeboten ist aber immer<br />

die Gesamtheit der waffenfähigen Mannschaft<br />

ZU unterscheiden {omnes qui arma<br />

ferre possunt 4, 19, vgl. 5, 55). Das Institut<br />

der Gefolgschaft erwähnt Caesar bei den<br />

Galliern (6, 15. 30. 7, 40, vgl. 3, 22).<br />

1*) cum suas quisque opes cum poten-<br />

tissimis aequari uideat Caesar 6, 22.<br />

i-*) got. heiwafrauja.<br />

") gentibus cognationibusque hominum<br />

qui una coierunt Caesar 6, 22.<br />

'«) got. brukfan, ags. and. bräcan, ahd.<br />

briihhan (Nießbrauch, vgl. mhd. niez : nütze).<br />

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