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Deutsche Altertumskunde

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252 n. Historischer Zeitraum. A. Westgermanen und Ostgermanen.<br />

große, namenlose, mit den Kolonisten und Söldnern Belgiens stammverwandte<br />

Muttervolk auf der andern Seite des Rheinstroms i) maßgebend; der Name<br />

eines kleinen linksrheinischen Kantons wurde über die Gesamtnation ausgeweitet.<br />

2) Caesar ist nach Poseidonios der erste Römer, der von Germani<br />

qui trans Rhenum incolunt oder transrhenani spricht, 3) der Germani<br />

von Belgae und Galli bestimmt unterscheidet*) und auch für die weitgestreckte<br />

überrheinische Heimat der Germanen zuerst den Landesnamen<br />

Germania gebraucht.^)<br />

In einer belgischen Militärkolonie (Atuatuca) war wohl um 100 v. Chr.<br />

für die deutschen Ansiedler ihr kriegerischer Ehrenname Germani aufgekommen.<br />

Es scheint, daß die militärische Widerstandskraft der Belgier<br />

vornehmlich auf den bei ihnen einquartierten und eingebürgerten Germani<br />

beruhte, auf die sie als Kriegskameraden große Stücke gehalten haben.<br />

Die eitlen, meist unkriegerischen Belgier waren stolz auf ihr deutsches,<br />

um teuren Lohn geworbenes Aufgebot, sie hörten es gern, wenn die gloire<br />

dieser Fremdlinge sie selber durch den Namen Germani aus der trägen<br />

Masse der Kelten hervorstechen ließ.^) Ihrem ausgezeichneten soldatischen<br />

Ruf^) verdankten die Germanen in Belgien diesen ihren Volksnamen, in<br />

dem er widerhallte. Der Name ist also eo ipso belgischen, d. h. keltischen<br />

Ursprungs») und bestehen geblieben als ein dauerndes Ehrenmal jenes<br />

wichtigen Lebensabschnitts, den man als das gallische Zeitalter deutscher<br />

Nation oder auch als ihre Lateneperiode zu bezeichnen pflegt.<br />

§ 40. Sprache. Für den durch die Kelten determinierten Zeitraum des<br />

germanischen Altertums ist der Umstand bedeutsam, daß, wie die Volksnamen<br />

Germani, Tencteri, Usipetes, Nemetes, Nicretes, Triboci, auch andere<br />

Orts- und Personen- und Sachnamen der Germanen von den Kelten herstammen.<br />

Selbst einheimisch deutsche Bezeichnungen haben bei Griechen<br />

und Römern ein gallisches Äußere angenommen. Das kann nicht unter<br />

der Annahme nachbarlicher Berührung der Kelten und der Germanen,<br />

sondern nur unter der Voraussetzung befriedigend erklärt werden, daß die<br />

ältesten schriftlichen Nachrichten über die Germanen, die zu Griechen und<br />

Römern gelangten, aus keltischem Munde stammten.'-')<br />

Der älteste Name der Ostsee ist gallisch {Morimarusa S. 252); so<br />

werden wir mit gallischem Einschlag auch bei andern und gerade bei den<br />

') ab hls nationibus quae trans Rhe- bell. jud. 2,364: v/m? jikovaicotegoi laXarcöv,<br />

num incolerent Caesar 2. 35, vgl, 4, 16. ia^vgöiggoi riofiavtov, 'EXh]vcov awBTcÖTFQot.<br />

') KossiNNA, Idg. Forsch. 7, 301. Beitr. ") Von allen etymologischen Vcrsuciien,<br />

20, 258 (f. die dies außer acht gelassen haben, wird<br />

*) Caesar 1, 1. 5, 2. 6, 35.41 f., vg\.Ger- abzusehen sein; vom keltischen Standpunkt<br />

mani qui eis Rhenum incolunt 2, 3. aus ist Germani wohl ein Huphemismus und<br />

•) M0I4-ENHOFH, DA. 2». 154. bedeutet so viel als .Nachbarn« (ZkussS.59.<br />

») Nach dem Muster (jaili: üailia (6, 11). Gramm, celt.« S. 773) oder .Brüder" (Hirsch-<br />

Qermaniae uocabulum recvns et nuper ad- FEi.D, Festschrift fllr Kiepert S. 265; MucH,<br />

äitum (icrm. c. 2; zur Bedeutung; von nuper Stammeskunde* S. 65f. Strabo 7, 1, 2 yii'/otoi<br />

V|{l. TacilUS, HiftOr. 4, 17; oben S. 229.

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