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Deutsche Altertumskunde

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1. Gallier und Germanen. § 39. Germanien. 251<br />

Diese Namen, alte echte Völkerschafts- bezw. Kolonistennamen, aus<br />

denen heroische Eponyme abgeleitet worden sind, gehörten, durch Alliteration<br />

verbunden, im Zeitalter des Tacitus nur noch der dichterischen<br />

Sprache und Überlieferung an.i) Namentlich ist der alte Volksname Inguaeones<br />

aus dem lebendigen Sprachgebrauch durch die neue Bezeichnung<br />

Germani verdrängt worden.^) So hatte man in Belgien die ersten daselbst<br />

auftretenden Inguaeones — das war die Nation der Cimbri und Teutoni<br />

(S. 233) 3) — genannt. Gefürchtet waren diese anspruchsvollen Fremdlinge<br />

und ein Ausfluß dieser respektvollen Stimmung hat sich in der Bezeichnung<br />

Germani niedergeschlagen.*) Das Besondere war aber, daß diesen von den<br />

Belgiern geprägten nom de guerre die Fremdlinge bald selbst in Gebrauch<br />

genommen haben, so daß er schließlich auf das Gesamtvolk, dem sie an-<br />

gehörten, übertragen worden ist.'*)<br />

Was seinerzeit die Chimbern unternommen, hat sich im Zeitalter Caesars<br />

einigermaßen wiederholt. Erst hatten die Tencteri (S. 244) mit den Menapiern<br />

kurzen Prozeß gemacht, dann sind sie ebenfalls zu den Eburonen weitergezogen.<br />

An deren Statt taucht, nachdem ihnen Caesar den Garaus gemacht<br />

und die Tencteren in Treuen angenommen hatte, der Name Tungrl empor<br />

(S. 215). Dies kann nicht gut etwas anderes sein als die deutsche Form<br />

des Namens der im Eburonenlande angesiedelten Tencteri.^) Sie waren es<br />

wohl, die die schöne Zukunft des aus der Katastrophe sich erholenden<br />

Eburonenlandes begründet und die Germani-Atuatuci unter sich aufgenommen<br />

haben. Die ehemals Germani von den Belgiern genannt worden<br />

waren,'') heißen seit etwa 50 v. Chr. Tungri,^) wenn man nicht den alten<br />

Ehrennamen Germani in seinem engeren Sinn weiter gebrauchte.^)<br />

Der entscheidende Vorgang in der Geschichte dieses Namens der<br />

„Germanen" gehört wenn nicht dem Zeitalter des Poseidonios (S. 229) so<br />

jedenfalls dem des Julius Caesar an. Hatte man bisher Germani nur für die<br />

Cisrhenani Belgiens gebraucht, i*^) so wurde er jetzt auf die Transrhenani^^)<br />

übertragen. Der belgische Sprachgebrauch drang durch und wurde für das<br />

Marsi, Sugantbri, Ubii zu verstehen; die vgl. S. 229 Anm. 4 ; uictore cod.] ob metum.<br />

Sücambri sind waiirsciieinlich bei Plinius mox etiam a se ipsis inuento nomine Ger-<br />

\<br />

4, 99 genannt (cod. cymbri). Der Name mani uocarentur Germ. c. 2. — Caesar hiat<br />

Istuaeones (var. isteitones u. a.) wurde zu 2, 4 den Sachverhalt auf den Kopf gestellt,<br />

abulg. istovn gestellt und könnte danach ") Tencteri ist der grammatischen Form<br />

„echte Abkömmlinge' (der Inguaeones) be- halber absolut ungermanisch,<br />

zeichnen; es ist möglich, daß etymologischer<br />

Zusammenhang mit eitel — echt (cfr. Eitel-<br />

Fritz) besteht; Kögel, Anz. f. d. Altert. 19,9.<br />

') Germani citra Rheniim Caesar 6,32;<br />

vgl. 2, 4 plerosque Beigas ortos esse ab<br />

Germanis Rhenumque antiquitus traductos.<br />

KossiNNA, Idg. Forsch. 7, 298. Beitr. 20, 298. ") Die Atuatuci werden fortan nicht<br />

1)<br />

-)<br />

carmina antiqua Germ. c. 2.<br />

vocabulum recens et nuper additum<br />

mehr erwähnt (Bonn. Jahrb.- 81, 84. 112,427).<br />

Den Namen der Tungri gebraucht Caesar<br />

Germ. c. 2; die ältesten Belegstellen für G^r- noch nicht, vgl. Germ. c. 2. CIL. XII, 573.<br />

mani sind Engl, histor. review 23, 417 ff. ge- Müllenhoff, DA. 2^ 192 ff.<br />

sammelt. ^) Statt der handschriftlichen Lesart Ger-<br />

") Cimbri et Teutoni transcendere Rhe-<br />

««OT Velleius 2, 8. qui primi Rhenum transmanorum<br />

wird jetzt bei Tacitus, Histor. 4, 15<br />

Tungrorum in den Text gesetzt; die ein-<br />

gressi . . . Germani uocati Germ. c. 2. ;<br />

zelnen<br />

Siedelungsgruppen führten als politi-<br />

^) Noch Caesar wunderte sich quantum sehe Gemeinden auch selbständige belgische<br />

iam apud eos {Gallos) hostes uno proelio Namen, z. B. Condrusi (S. 238).<br />

auctoritatis essent consecuti 4, 13. ') J. Grimm, Grammatik F, 10. Caesar<br />

^) nationis nomen, non gentis eualuisse 6, 2. 32.<br />

paulatim ut omnes primum a uicto [J. Grimm '') Caesar 6, 5; vgl. S. 238.

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