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Deutsche Altertumskunde

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Geschichte der Forschung.<br />

In der Frühperiode deutscher <strong>Altertumskunde</strong> sind endlich nicht bloß<br />

die antiken Geschichtschreiber und die heimische Chronistik, nicht bloß<br />

die Rechtsgeschichte und die ihr verschwisterte Sprachgeschichte, Geographie<br />

und Volkskunde, sondern auch schon die in der Erde Schoß geborgenen<br />

Quellen nutzbar geworden. Die Humanisten hatten die Liebhaberei, Altertümer<br />

aller Art zu sammeln. So wurden Ausgrabungen unternommen und<br />

die unverfälschten Überbleibsel der Vergangenheit im vaterländischen Boden<br />

aufgesucht. Der erste wichtigere Altertumsfund Deutschlands wurde, soweit<br />

mir bekannt, im Jahre 1544 in Schlesien, 1554 in Schleswig und Hannover<br />

gemacht. Damit beginnt die „Wissenschaft des Spatens", die prähistorische<br />

Archäologie. Wenn auch zuerst vereinzelt, so ist doch ununterbrochen<br />

im Gelände gegraben worden, bis gegen Ende des siebzehnten Jahrhunderts<br />

die Ausgrabungsergebnisse zu allgemeinem Ansehen gelangten. Epochemachend<br />

wirkte die Aufdeckung des Grabes des Merowingers Childeric I.<br />

(a. 1653), das durch den Reichtum seiner Ausstattung die herkömmliche<br />

Vorstellung von der Ärmlichkeit altdeutschen Lebens ins Wanken brachte, i)<br />

Erst im Jahre 1723 schloß der Franzose Jussieu aus den Stein Werkzeugen,<br />

die man gefunden hatte, auf eine der amerikanischen Urbevölkerung analoge<br />

Kultur des alten europäischen Kontinents.*)<br />

Das zusammenfassende Hauptwerk für die Antiquitäten wurde des<br />

Phil. Klüwer (Cluverius) Germaniae antiquae librl /r^5(Lugd. Batav. 1616).<br />

Das Buch bezeichnet sich im ganzen als einen fortlaufenden Kommentar<br />

zur Germania des Tacitus, zwar mit manchen verwegenen Vermutungen,<br />

aber mit philologischer Kritik der Zukunft weit vorgreifend, ist es „grundlegend<br />

und im großen und ganzen noch nicht übertroffen, ja nicht einmal<br />

erreicht". 3) Ihm steht würdig zur Seite Herrn. Conrings Buch De origine<br />

iuris germanici (1643), das ein abgerundetes Gesamtbild der allgemeinen<br />

Geschichte des deutschen Rechts liefert, dessen Grundlinien noch heute<br />

als richtig anerkannt werden müssen.*)<br />

In Deutschland ist man sonst über patriotische Begeisterung für die<br />

alten <strong>Deutsche</strong>n nicht hinausgekommen. In unserer schönen Literatur ist<br />

sie durch Hans Sachs, Burkard Waldis und Fischart zu einiger Bedeutung<br />

gelangt, gewann aber erst im siebzehnten Jahrhundert an wachsendem Einfluß.<br />

Die alten <strong>Deutsche</strong>n sind von Moscherosch dichterisch verklärt und<br />

durch den historischen Roman (Lohensteins Arminius, 1689) ist die Kenntnis<br />

deutscher Vorzeit weiten Kreisen vermittelt worden. 5) Auch auf den Universitäten<br />

fing man an, von der Edda und den Skalden zu erzählen und<br />

es unverantwortlich zu finden, „daß man dergleichen Altertümer bei uns<br />

so gar im Finstern stecken läßt".«)<br />

^) Als erster prähistorischer Archäologe i<br />

gilt der Italiener Mercati (1515—1590); vgl. ;<br />

sepulchralibus j<br />

i Chattorum,<br />

Müller, Nord. Altertumsk. 1, 175. 230; Anz.<br />

f. Kunde d. d. Vorz. 1 (1853), 132; Rauber,<br />

Landschaften<br />

geordnet),<br />

'^) Vgl. z. B. J. Oesterling, De urnis<br />

'<br />

et armis lapideis ueterum<br />

Marburg 1741.<br />

Urgesch. d. Menschen 1 (1884), 18; Linden-<br />

*) Müllenhoff, DA. 4. 569. 95.<br />

SCHMIT, Handb. d.d. Altertumsk. 1,26 ff. 68 ff.; *) Brunner, Rechtsgeschichte 1*. 18.<br />

1<br />

^) Gotthelf a. a. O. S. 44 ff.<br />

Mertins, Wegweiser durch die Urgeschichte<br />

Schlesiens '^<br />

S. 3 ; Mannus 1 , 1 24 ff i<br />

; G. Klemm, .<br />

Handbuch d. germ. Altertumsk. S. 397 (nach<br />

«)<br />

Sprache,<br />

Morhof, Unterricht von der teutschen<br />

Kiel 1682.

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