29.06.2013 Aufrufe

Deutsche Altertumskunde

Deutsche Altertumskunde

Deutsche Altertumskunde

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

.<br />

1. Gallier und Germanen. § 38. Sweben. 247<br />

Der Totaleindruck, den wir überhaupt von diesen Sweben der Latene-<br />

zeit empfangen, ist durchaus der einer mit kluger Bauernspekulation in<br />

die Ferne strebenden Bevölkerung von imponierender, aber brutaler Kon-<br />

quistadorenart. 1) Geschäftsgewandt erwiesen sie sich auch in ihrer Verkehrsund<br />

Handelspolitik, sofern sie ausländischen Händlern ihre Grenzen öffneten,<br />

nicht gerade um von ihnen zu kaufen, wohl aber um den Ertrag ihrer<br />

wilden Raub Wirtschaft mit Nutzen loszuwerden. 2)<br />

Keinesfalls aber würde man diesen noch recht locker sitzenden Kolonisten<br />

gerecht werden, wenn man sie als einen geschlossenen Volksstamm<br />

oder als eine altbegründete ethnische Einheit faßte.<br />

Unter Suebi hat man einerseits schon zu Caesars Zeit eine Genossenschaft<br />

verstanden, 3) andererseits konnte aber die gemeinsame Firma der<br />

Bundesgenossen auch von jeder einzelnen zu ihr gehörigen Abteilung gebraucht<br />

werden, wie wir dies im Falle der Chatten annehmen.*)<br />

Es ist sehr wichtig, die Chatten als „Sweben" von ihren Feinden, den<br />

Ubiern, Tencteren, Usipeten usw. als Nichtsweben zu unterscheiden, weil<br />

nur auf diesem Wege Licht in die Besiedelungsgeschichte Westmitteldeutschlands<br />

kommt und das Siedelungsgebiet der Sweben als Ganzes wie nach<br />

seinen Teilen in seiner allmählich wachsenden Ausdehnung verfolgt werden<br />

kann. Am Oberrhein hatten „Sweben" von Straßburg bis Mainz und bis<br />

zum Taunus (Mattiaker) Fuß gefaßt, nunmehr haben sie sich auf Kosten<br />

der Ubier, Usipeten und Tencteren über Hessen-Nassau ausgebreitet und<br />

den Niederrhein mit Kolonisten versehen. Wie hier der Name der Bataui ein<br />

im Werden begriffenes, neues Volkstum deckte, so ist für die mittelrheinischen<br />

Sweben, die schließlich in Hessen-Nassau zur Ruhe gekommen sind, die<br />

Sonderbezeichnung Chattl durchgedrungen.<br />

Auch viel ausländisches (keltisches) Volk hatte vor diesem kriegerischen<br />

Kolonisationsverband der Sweben von der Scholle weichen müssen.*) In<br />

einem breiten Streifen haben sie den äußersten Rand ihrer Siedelungen<br />

brachliegen lassen,") denn es war deutsche Sitte, innerhalb einer breit-<br />

tudine capti Studium belli gerendi agricul- I<br />

hatten,<br />

wurden 5u^«/genannt ; Westd.Zeitschr.<br />

9, 204 f. 10, 293. Tacitus, Germ. c. 38. Sueui<br />

tura commutent 6, 22; auch Strabo 7, 1, 3<br />

bezieht sich wohl auf die Sweben.<br />

') Sueui quibus ne dii quidem immor-<br />

|<br />

ist<br />

(6,<br />

auch für Chatti von Caesar gebraucht<br />

10), wo er sie von den Cheruskern unter-<br />

I<br />

\<br />

tales pares esse possint Caesar 4, 7 ; a pueris<br />

nullo officio aut disciplina assuefacti nihil<br />

omnino contra uoluntatem faciunt 4, 1 ; hier<br />

muß auch ihre körperliche Erscheinung berücksichtigt<br />

werden immani corporum magnitudine<br />

homines 4, 1 ; im gleichen Stil<br />

schildert Tacitus die Chatten duriora genti<br />

Corpora, stricti artus, minax uultus et maior<br />

scheidet ; ferner 4, 19 : concilio habito (Lands-<br />

gemeinde) . . . unum in locum conuenirent,<br />

hunc esse delectum medium fere regionum<br />

earum quas Sueui obtinerent; 6, 10: Sueuos<br />

omnes . . . ad extremos fines se recepisse<br />

(seil. Silva Bacenis). Mommsen sagte (Rom.<br />

Gesch. 3, 228): der Name Sweben „kam<br />

jedem deutschen Stamme zu, der als ein<br />

animi uigor. multum ut inter Germanos regelmäßig wandernder bezeichnet werden<br />

rationis ac sollertiae Germ. c. 30.<br />

2) mercatoribus est ad eos aditus magis<br />

konnte", vgl. Riese, Rhein. Mus. 44, 331.<br />

^) magnum numerum ciuitatium suam<br />

j<br />

''<br />

eo ut quae bello ceperint quibus vendant<br />

habeant quam quo ullam rem ad se im- \<br />

uim sustinere non posse Caesar 4, 3. Über<br />

einzelne keltische Völkerschaften sind die<br />

portari desiderent Caesar 4, 2.<br />

'"i Sueui . . cum omnibus suis sociorumj<br />

Sweben hinweggebraust und haben jene in<br />

das erweiterte Siedelungsgebiet der Germanen<br />

que copiis -= nationes quae sab earum sunt einbezogen (Co//«/ Germ.c.43, Histor.Viertelimperio<br />

Caesar 6, 10.<br />

•) Die verschiedenen Einzelvölker, die<br />

sich unter den Befehl des Ariowist gestellt<br />

1<br />

;<br />

jahrsschr. 8 (1905), 492 ff.).<br />

«) Am Ost- oder Südostrand ( = Böhmen?<br />

Histor. Vierteljahrsschr. 6, 3) war die Öd-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!