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Deutsche Altertumskunde

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1. Gallier und Germanen. § 38. Sweben. 245<br />

der menapischen Fahrzeuge, ruderten über den Rhein, überraschten die<br />

friedlichen Bewohner, quartierten sich auch in den linksrheinischen Ort-<br />

schaften der Menapier ein und ließen sich die Wintermonate des Jahres 56/55<br />

von ihnen verpflegen. So waren sie bereits wohlversorgt, als ihre Quartierherren<br />

vom Rhein durch Texuandrer (S. 214) abgedrängt wurden. Da nun<br />

für Belgien die römische Gefahr mit den Erfolgen Caesars immer höher<br />

wuchs, erschien der ansässigen Bevölkerung eine germanische Mannschaft<br />

als willkommener militärischer Rückhalt. Auch schickte man aufs neue<br />

Werber nach Germanien hinüber mit dem Angebot, es werde alles bewilligt,<br />

was gefordert werde. So verließen denn die sich verstärkenden Germanenhaufen<br />

den Rhein und begaben sich ins Innere des Landes. 9<br />

Die Tencteren rückten bis an die Ardennen vor; ihre Reiter-) waren<br />

im Jahr 55, um sich mit Proviant zu versehen, über die Maas vorgedrungen<br />

und nur noch wenige Tagereisen von Caesar entfernt. 3) Er hörte aus dem<br />

Mund ihrer Vertreter, sie seien nicht nach Belgien gekommen, um mit<br />

Römern sich zu schlagen. Wollen die Römer gut Freund mit ihnen sein,<br />

so brauche man ihnen nur Land anzuweisen und sie dort, wo sie schon<br />

Landbesitz erworben hätten, zu bestätigen. i) Aber Caesar gedachte Germanen<br />

gegen Germanen auszuspielen und verwies die Tencteren ins Ubierland.<br />

0) Als sie darauf nicht eingingen, einen überraschenden Streich gegen<br />

seine Truppen führten und dadurch ihr Ansehen bei den Belgiern noch<br />

steigerten, nahm Caesar den Fall ernster. ß) Alsbald schickten die Tencteren<br />

ihre Edlen und Ältesten ins römische Lager. Caesar hielt diese Unter-<br />

händler als Pfand fest und befahl eine brutale Strafexpedition, die ihm nicht<br />

zur Ehre gereicht und im römischen Senat gerügt worden ist.'') Seine<br />

Legionare drangen mit leichter Mühe ins Feldlager der Germanen. Zwischen<br />

Karren und Gepäck kam es zu einem Scharmützel, die Weiber und Kinder<br />

trieben zur Flucht, die erst an der Stelle, wo Maas und Rhein zusammenfließen,<br />

ihr Ziel fand.'*) Viele von den Germanen sind umgekommen, die Überlebenden<br />

haben sich, nachdem die Strafe vollstreckt war, im belgischen Land<br />

unter den Schutz des Caesar gestellt. Die für die Römer optierten, bilden aber<br />

nur einen Bruchteil jener deutschen Völker. Ihre berittene Mannschaft ist<br />

den Römern entwischt und hat jenseits des Rheins in der Nachbarschaft<br />

der Siigambri einerseits und der Bataui andrerseits Aufnahme gefunden.»)<br />

Dies waren vom Mittelrhein und von Hessen her zugewanderte<br />

Sweben, die im Lande der Ubier inzwischen den Kolonistennamen Cäö^//<br />

angenommen und nach dem Niederrhein ausgegriffen hatten. Ein zweiter<br />

Ableger der Chatten erscheint hier unter dem Namen Chattuarii^^) und<br />

1) Caesar 4, 6. 5, 27. ') Caesar 4, 12.<br />

2) Die kavalleristischen Eigenschaften •) perfidia et simulatione usi Gerhebt<br />

Tacitus Germ. c. 32 hervor; vgl. S. 166.<br />

*) Caesar 4, 9. 12.<br />

^) Germanorum consuetudo haec sit a<br />

mani freqiientes omnibus principibus maioribusque<br />

natu adhibitis ad eum in castra<br />

uenemnt Caesar 4, 13. Vgl. hierzu Ebert,<br />

rnaioribus tradita, quicunque bellum in- Entstehung von Caesars bell. gall. S. 35 f.<br />

ferant, resistere neque deprecari Caesar 4, 7.<br />

s) armis abiectis signisque militaribus<br />

•) Caesar 4, 8; er hielt konsequent an relictis Caesar 4, 15.<br />

seinem politischen Grundsatz fest: sibi nul- ") Caesar 4, 16. Dio 54 c. 32.<br />

lam cum his amicitiam esse posse. si in '") Ist etwa Chattuarii auch Sammel-<br />

Gallia remanerent. name für diese niederrheinischen Chatten

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