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Deutsche Altertumskunde

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238 IL Historischer Zeitraum. A. Westgermanen und Ostgermanen.<br />

hatte sich unter ihnen die Eburonengemeinde der Atuatuci gebildet (S. 233).<br />

Seit dem Beginn des 1. Jahrh. v. Chr. Geb. verstärkte sich die nach Belgien<br />

gerichtete germanische Reisläuferei mehr und mehr. Sie erstreckte sich<br />

über die Eburonen^) hinaus bis zu den Nerviern.^) Man gebrauchte für<br />

diese Kolonialgermanen die Bezeichnung Cisrhenani.^)<br />

Um die Wende des 2. und 1. vorchristHchen Jahrhunderts waren die<br />

Sweben diejenige deutsche Volksgruppe, deren wehrhafte Jugend für ihren<br />

Tatendrang schon in der Heimat ein weiteres Feld beanspruchte.*) Sie<br />

haben bald auch die ausländische Kolonisation systematisch betrieben und<br />

alljährlich tausend Mann in die Fremde geschickt. s) Die älteste Nachricht<br />

die wir von den Sweben haben, steht wahrscheinlich in der Germania des<br />

Tacitus.«) Hier erfahren wir, daß Suebi {Sueui) nicht die Bezeichnung für<br />

einen einzelnen Volksstamm, sondern für einen über weiten Raum herrschenden<br />

Volksverband ist.^) Die Einzelvölker, die zu ihm gehören, unterscheiden<br />

sich von den übrigen Germanen durch eine besondere Haartracht und haben<br />

die größere Hälfte des alten deutschen Landes inne. Tacitus wird dabei<br />

die ostelbischen Lande über die Oder hinaus bis tief in die noch unerforschten<br />

(ostbaltischen) 8) Bezirke hinein im Auge gehabt haben. 9) Einen<br />

Trennungsstrich zwischen den sehr weiträumigen aber auch sehr verschieden<br />

gearteten swebischen Volksteilen hat er durch das deutsche Mittelgebirge<br />

gezogen, >o) denn die von den Sweben ausgegangenen Kolonistenschwärme<br />

hatten dessen Kämme bereits überschritten.<br />

Jetzt wurde das große nordostdeutsche und ostmitteldeutsche Territorium<br />

der Sweben durch ihre nach Westmitteldeutschland, Südwest- und<br />

Südostdeutschland entsandten Auswandererscharen entvölkert. Als Ersatz<br />

hat die ostelbische Küste (zwischen Oder und Weichsel) Bruchteile skandi-<br />

navischer Völkerschaften landen gesehen und diese haben hier fortan die<br />

Hegemonie an Stelle der in Nordostdeutschland stark reduzierten, in Süddeutschland<br />

sich ausweitenden swebischen Macht übernommen.<br />

') Die Abteilungen der Condrusi (pays<br />

de Condroz: Condrusiiis pagus am Südufer<br />

der Maas von Namur bis Lüttich CIL. VIL<br />

1073. Caesar 4, 6. 6,32), Caeraesi, Paemani<br />

wurden kurzweg Germani genannt (Caesar<br />

2,4): es waren ursprünglich wohl Quartiermannschaften.<br />

') J'rofiuvixöy /"öioc Strabo 4, 3, 4. circa<br />

affectationem Germanicae originis ultro ambitiöse<br />

5tf/i/ Tacitus C.28; vgl Appian, Kelt.<br />

1.4 (oben S. 233 Anm. 4).<br />

*) Caesar 1, 1. 2, 3. 4. 6, 2 (Germani<br />

qui eis Rhenum incolunt. cisrhenani Germanf):<br />

Transrhenani 4, 16. 5, 2. 6, 5. Bang,<br />

Germanen im römischen Dienst S. 4 ff.<br />

*) Es ist darum sehr unwahrsclieinlich,<br />

daB man sich den schlechten Witz erlaubt<br />

und diese Kolonisten gerade .Schlafmützen*<br />

geminnt haben sollte (Zeitschr. f. d. Altert.<br />

5,260. 32,408, Beitr. 17, 48). Was der Name<br />

— ledcnfalls ein Kolonistenname, nicht ein<br />

Stammesname - bedeutet, ist unbekannt.<br />

In der Form Suthos - l> ist bei den antiken<br />

Autoren durch 'b ; u- wiedergegeben - ist<br />

er westgermanisch, ahd. entspricht Siiaba<br />

(Schwaben).<br />

••) Caesar 4. 1, vgl. Beitr. 33, 477.<br />

*) Sie stammt vielleicht aus Poseidonios<br />

(S. 230) und traf jedenfalls auf das Zeitalter<br />

des Tacitus längst nicht mehr zu. Das<br />

alte Gebiet der Sweben ist offenbar das<br />

der Gesichtsurnen und des sogenannten<br />

LausitzerTypus unserer Keramik (S. 168 f.<br />

171. 190. 192); in neuerer Zeit breitete sich<br />

der Swebennamc über Mittel- und Süddeutschland<br />

aus. Die Einheitlichkeit in der materiellen<br />

Kultur aller Sweben wird betont: AhV.<br />

5, 376.<br />

') propriis adhuc nationibus nominibusquediscreti,<br />

quamquam in commune Suebi<br />

uocentur Germ. 38.<br />

•) Suebicnm marc Germ. c. 45.<br />

•) Germ. c. 38. 41. 46 {Suehiae finis)\<br />

spflter das swebische Machtbereich des<br />

Marbod!<br />

'") Germ. c. 43: dirimil scinditqiie Sucbiam<br />

continuum montium itigitm.

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