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Deutsche Altertumskunde

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1. Gallier und Germanen. § 37, Chimbern, Theutonen und Ambronen. 231<br />

von Massilia und die ältesten Nachrichten von den Germanen, Progr. Berlin 1901. 1902.<br />

Fr. Kahler, Forschungen zu Pytheas Nordlandsreisen, Festschrift des Stadtgymnasiums zu<br />

Halle 1903 S. 99 ff. (Übersicht über die Geschichte der Forschung). Varges, Der deutsche<br />

Handel von der Urzeit bis zur Entstehung des Frankenreichs (Progr. Ruhrort 1903) S. 6 ff.<br />

G. Mair, Jenseits der Rhipäen. A. Die Fahrten des Pytheas in der Ostsee, Progr. Villach<br />

1893. Derselbe, Pytheas von Massilien und die mathematische Geographie, Progr. Marburg<br />

a. d. D. 1904. 1906. D. Detlefsen. Die Entdeckung des germanischen Nordens S.2ff.,<br />

vgl. Geographische Zeitschrift 17, 665. 18, 502 ff. Jahrb. d. Männer vom Morgenstern XIII.<br />

Steenstrup, Danmarks Riges Histoire 1, 3, 62 ff. Fr. Nansen, Nebelheim 1 (1911), 47ff.<br />

§ 37, Chimbern, Theutonen und Ambronen. An der Nordseeküste<br />

hatte Pytheas deutsche Völker entdeckt. Sie nannten sich Ingwionen und es<br />

gehörten zu ihnen Chimbern und Theutonen (S.225f.). Durch den Bernsteinhandel<br />

standen diese Bewohner der Westküste Schleswigs und Jütlands<br />

mit Gallien, indirekt auch mit Italien, in Verbindung. Sie haben den<br />

Verlockungen der reicheren südländischen Kultur nicht Widerstand zu leisten<br />

vermocht. Wie der Magnetberg im Schiffermärchen, so wirkten die glänzenden<br />

Lebensverhältnisse der benachbarten keltischen und der ferneren<br />

römischen Gaue auf die Germanen ein. Die alte Heimat fing an, ihnen<br />

nicht bloß zu eng, sondern auch zu arm zu dünken. Die natürlichen Grenzen<br />

an den Ercunien wurden überschritten und der erste Versuch gewagt, über<br />

Mitteldeutschland hinaus durch die Besitznahme Süddeutschlands ein<br />

größeres Germanien zu begründen. Dies ist das Hauptthema der Geschichte<br />

in der Frühzeit der Germanen. Durch solch kühnen Entschluß sind die Ostund<br />

Westgermanen in die von den Mittelmeervölkern geschaffene Weltkultur<br />

und Weltpolitik eingetreten, i)<br />

Poseidonios ist neben Caesar und Livius der Hauptgewährsmann für<br />

das erste Auftreten der Germanen auf dem Welttheater. 2) Jener Grieche<br />

vermutete, daß die abenteuerliche Unternehmung der Chimbern, Theutonen<br />

und Ambronen durch „Raubsucht" und nicht bloß, wie andere meinten,<br />

durch eine plötzlich ihr Land verwüstende Sturmflut veranlaßt worden sei.^)<br />

Derartige Katastrophen sind an der Wasserkante der Nordsee zu häufig, als<br />

daß man ihnen allein eine so exzeptionelle Wirkung zuschreiben dürfte. Man<br />

wird vielmehr damit rechnen müssen, daß, nachdem einmal der Unternehmungs-<br />

geist jener Bernsteinhändler geweckt war, es nur eines gelungenen Beispiels<br />

bedurfte, um auch sie an uralt festgesetzten Schranken rütteln zu lassen.<br />

Wahrscheinlich sind die Wanderzüge deutscher Völker unmittelbar angeregt<br />

durch die imponierenden, weiträumigen und erfolgreichen Abenteuer<br />

der Kelten.*) Waren diese Nachbarn, zugleich die verwandteste Volks-<br />

|<br />

\<br />

l<br />

*) Müllenhoff, da. 1'^ p. Vi: , Völker<br />

und Individuen werden durch den Anreiz geweckt,<br />

den sie von außen empfangen und<br />

der Schimmer der Kultur ... hat den Blick<br />

der Germanen zuerst in die Ferne gen Süden<br />

gelenkt"; vgl. 2^,2511<br />

-) Die Nachrichten, die wir Poseidonios<br />

verdanken, hat uns vornehmHch Plutarch<br />

im Leben des Marius aufbewahrt; auch<br />

Strabo schöpfte aus Poseidonios. Besondere<br />

Bewandtnis hat es mit den auf die Chimbern<br />

und Theutonen sich beziehnenden Nachrichten<br />

Caesars. In den späteren Büchern<br />

(7, 77) scheint er literarische, in den früheren<br />

Büchern scheint er direkt persönliche Quellen '<br />

vertrauenswürdigster Art genutzt zu haben<br />

(Ebert, Entstehung des bell. gallicumS. 65. 60).<br />

Die jüngere Überlieferung vertritt Livius<br />

das<br />

Eine wertvolle Ergänzung bringen die Inschriften.<br />

») Strabo 2, 3, 6. 7, 2, 1. 2. Müllenhoff,<br />

DA. 2^ 162 ff. (dazu Berger, Erdkunde).<br />

F. SCHÜHLEIN, Untersuchungen über des<br />

Posidonius Schrift Jteol o)xsavov [Erlangen<br />

1901] S. 95ff.<br />

*) Über die Keltenzüge vgl. F. Stähelin,<br />

Geschichte der kleinasiatischen Galater, 2.Aufl.<br />

Leipzig 1907. B. Niese in der Zeitschr. f. d.<br />

Altert. 42, 129 ff. Um 250 v. Chr. Geb. hatte<br />

Keltenvolk bereits seine gewaltigste Aus-

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