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Deutsche Altertumskunde

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1. Gallier und Germanen. § 36. Entdeckung Deutschlands. 229<br />

wenig von dem Zenith abzustehen und die Tage an Kürze und Länge den<br />

Nächten gleich mit diesen die Zeit zu teilen scheinen. Von dorther sind<br />

jene Barbaren gegen Italien angerückt, Kimmerier anfänglich, damals aber<br />

Kimbern genannt. i) Aus dieser Landesbeschreibung, so kurz sie ist, treten<br />

die beiden Momente, die sich der Wahrnehmung des Reisenden zuerst darboten,<br />

der ungeheure Waldreichtum und die den Winter verdüsternde Armut<br />

an Sonnenlicht hervor und nicht minder richtig wird die Ausdehnung des<br />

Landes von dem äußern Meer bis zu dem Urwaldgürtel auf den Höhen<br />

des mittleren Deutschlands, der hier zuerst "Eoxvvtog ÖQVfidg heißt, angegeben.'-*)<br />

Wichtig war ferner die Bemerkung, daß ganz Süddeutschland<br />

von Kelten besiedelt sei und demzufolge keltische Bojer und Helvetier am<br />

Südabhang des ercunischen Waldes sitzen. 3)<br />

Immer noch wurden die Germanen auch unter dem Namen der Kelten<br />

miteinbegriffen, aber es scheint doch, daß durch Poseidonios die Bezeichnung<br />

Fegjanvüi {Germanl) in Aufnahme gebracht wurde. Germani sollen<br />

die ersten der Germanen, die den Rhein überschritten und in gallisches<br />

Bereich einbrachen, d. h. also Teile der Chimbern und Theutonen, von den<br />

Belgiern genannt worden sein.-*) Poseidonios hat diesen Sprachgebrauch<br />

erweitert und etwa seit dem Jahr 70 v. Chr.^) für das Muttervolk der Chimbern<br />

gebraucht, soweit es östlich vom Rhein und nördlich von den Ercunien saß;<br />

als seine Charaktermerkmale wurden die Körpergröße, die hellen Augen<br />

und insbesondere die Sprache von ihm hervorgehoben.*')<br />

Vermutlich setzte Poseidonios nicht bloß die Süd-, sondern auch die<br />

Westgrenze der Germanen fest."*) Der Nordwesten Europas ging zwar bei<br />

den Griechen noch lange unter dem Namen Kehix/j; aber die Lande westlich<br />

vom Rhein heißen fortan rakarla — Gallia, östlich vom Rhein<br />

Fegfiavia.^) Jene sind bald römisch geworden, diese befinden sich seit<br />

^) Plutarch, Marius c. 11. Müllenhoff,<br />

DA. 2M 72. Ein anderes Bruchstück (fragm.32)<br />

aus dem 30. Buch des Poseidonios bei Athenaios<br />

(ed. Kaibel 1, 347) lautet: FfQfiavol<br />

ÖS, w? tazofjEi IlooetScoyio; er t/} loiaxoaxfj,<br />

uQiazov jTQoaq'eQwzai xgea fishjdov (hjiirjiiiira<br />

xai smnlvovai yäXa xal lov oivov äxoazov<br />

(Müllenhoff, DA.2M53.306f. Schühlein,<br />

Progr. 1886 S. 38 ff. Hirschfeld, Festschrift<br />

für Kiepert S. 268).<br />

') Müllenhoff, DA. 2«, 176; anord.<br />

AlyrÄt;//)r (Schwarzwald) als Grenzwald, Beitr.<br />

33, 248 f.<br />

ä) Strabo 7, 2, 2. Duncker, Orig. germ.<br />

S. 1 ff. Much, Beitr. 17, 1 ff.<br />

*) Germ. c. 2 (es ist vielleicht mit J.Grimm<br />

a uicto oder a uictis uictores zu lesen, Histor.<br />

Zeitschr. 107, 351).<br />

*) Über die in den kapitolinischen Triumphalakten<br />

zum Jahr 222 v. Chr. interpolierten<br />

Germani vgl. Hirschfeld, Festschrift für<br />

Kiepert S. 271 ff. Beitr. 20, 289 ff. Müllenhoff,<br />

DA. 2'\ 161: „Mit Sicherheit können<br />

wir den Namen nicht über den Sklavenkrieg<br />

(a. 71—70 V. Chr.) hinauf verfolgen." Gallis<br />

atque Germanis Sallust, hist. 3, 77. Galli<br />

Germanique Livius Epitom. lib. 97. Hirschfeld,<br />

Festschrift für Kiepert S. 269; bei<br />

Cicero nicht vor dem Jahr 56, Hirschfeld<br />

S. 273. 267. Kossinna, Beitr. 20, 258 ff.<br />

®) xai fid'/.ioza fiiv tlxu^ovzo Tegfiarixu<br />

ysvt] zcov xai^t]xövTCüv IttI zov ßägeiov wxeavöv<br />

slvai, xolg fisye&eai zwv ocoftdzcov xai zfj X^Q^'<br />

TzöztjTi zcov OflfxdzMV xül 5x1 Kifißgov? SJZOVOfid^ovac<br />

reg/iiavoi zoig hjozdg Plutarch, Marius<br />

c. 1 1 (ed. SiNTENis 2, 339).<br />

') Kossinna, Beitr. 20, 284 ff. Müllenhoff,<br />

DA. 2-', 168 f.<br />

*) Dionysios Halic. Antiquitates Romanae<br />

ed. Jacoby 4, 247 f. (1905): 'H 8e KsXzixi,<br />

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