Deutsche Altertumskunde

228 n. Historischer Zeitraum. A. Westgermanen und Ostgermanen.
alles zusammen in der Schwebe gehalten werde, gleichsam „ein Band des
Alls", weder gangbar noch schiffbar; das was einer Meerlunge ähnlich
sei, habe er selbst gesehen, das andere wisse er nur vom Hörensagen, i)
Auch Tacitus scheint sich auf Pytheasmärchen zu beziehen, die er zwar
— im Besitz reicheren geographischen Wissens — mitleidigen Lächelns ab-
lehnt, die aber gelegentlich an mythologische Überlieferungen der Skandi-
navier anzuklingen und von denen die Bilder nicht weit abzuliegen scheinen,
die ein Dichter wie Albinovanus Pedo von der die Matrosen schreckenden
Nebelwelt des nördlichen Ozeans entworfen hat. 2)
Ernster nahm Strabo, was Pytheas von den wirtschaftlichen Zu-
ständen im hohen Norden überlieferte: auf Thule zeige sich strichweise
noch gänzlicher Mangel an Kulturpflanzen und gebe es nur wenige Haustiere;
die Bevölkerung der südlicheren Striche baue Hirse, zum Teil auch
Getreide, das sie mit Honig versetzt zu einem Getränk verwerte; ihr Getreide
dreschen die Leute, weil sie keine heitere Sonne haben, in großen
Scheuern (S. 165), in die die Kornähren gebracht werden, denn das Feld ist
als Tenne wegen des mangelnden Sonnenscheins und der häufigen Regengüsse
nicht zu gebrauchen. 3) Dies für unsern germanischen Norden typische
Motiv von der spärlichen Sonne kehrt in Zukunft ständig wieder.*)
Um ein beträchtliches wurde die Völkerkunde des Nordens vervollständigt
in dem Werk des Rhodiers Poseidonios (um 130—40 v. Chr.),^)
der eine Fortsetzung des Polybios, einen neQiTiXovg und eine (vielleicht
damit identische) Schrift .-rfr« wxeavov verfaßt hat.^) Dieser bedeutende Gelehrte
und Forschungsreisende hat den Chimbernkrieg beschrieben und
dabei wahrscheinlich zuerst die Germanen mit diesem ihrem historischen
Namen benannt.^) Von ihm stammt auch die erste Gesamtschilderung
unseres Vaterlandes: Der größte und streitbarste Teil der Kimmerier
(Chimbem), am Ende der Welt am äußersten Meer angesessen, bewohnt
ein Land schattig und waldreich und der Sonne überall wenig zugänglich
wegen der Tiefe und Dichtigkeit der Wälder, die sich südwärts bis zu den
Ercunien erstrecken; dem Land ist ein Himmel zuteil geworden, wo der
Pol, eine bedeutende Steigung nehmend, wegen der Neigung der Parallelen
h Strabo 2, 3,1. 1,4,2.2,4,8; Beiträge
zur Geophysik hrsg. von Gerland 2, 185 ff.
») Strabo 4, 5, 5. Berger, Erdkunde
S. 346 f. Kahler, Festschrift S. 123.
Berger, Erdkunde S. 347 ff.; über Mela 3,
6, 56 vgl. MOllenhoff, DA. P, 491 f. —
*)
'')
Müllenhoff, DA. 2», 176.
Er stammte aus Apamca in Syrien;
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Noch in der neueren Zelt bezeichneten die I über
ihn handelt C. Wachsmuth, Einleitung
!
Seeleute mit .Mccriunge" das Leuchten des In das Studium der alten Geschichte S. 648 ff.
Meeres(Pho8phorcszenzdcrdurch dIeMceres- «) Vgl. Christ, Gesch. d. griccli. Lit.'
bewegung gereizten Quallen); Pytheas wird S. 568f. Berger, Erdkunde S. 550 ff. Die
vielleTchl das Nordlicht darunter verstanden Fragmente bei Müller, Fragm. Iiist. Graec.
haben.
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dius.
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») Tadtus. Ann. 2, 24. Qcrm. c. 45; vgl.
MOLLBNHOPP 1». 367. 422f. 4, 505. Berger, '
Erdkunde S. 350 f. Unsicher Ist die von
III, 245 ff.; dazu MOllenhoff, DA. 2», 126 ff.
Schühlein, Studien zu Posidonius Rho-
Progr. Freising 1886. 1891. Unter-
über des Posidonius Schrift Jtf(_n
DeTLEPSEN (S,21 f.) aus Xcnophon von Lamsuchungen