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Deutsche Altertumskunde

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1. Gallier und Germanen. § 36. Entdeckung Deutschlands. 225<br />

Breitenbestimmungen die wertvollsten Nachrichten über den damals ganz<br />

unbekannten Nordwesten Europas mit.^)<br />

Pytheas, von Kaufleuten Massilias ausgesandt, hat nur die deutsche<br />

Nordseeküste erkundet, denn Strabo meldet: „Bekannt sind nur die Völker,<br />

die von der Rhein- bis zur Eibmündung wohnen; jenseits der Elbe sind<br />

sie uns durchaus unbekannt; keiner der Älteren hat die Küstenfahrt in die<br />

östlichen Gegenden gemacht, niemand hat sie zu Lande durchwandert."*)<br />

Mit Aristoteles nannte Pytheas die Germanen diesseits der Elbe Kelten;<br />

jenseits dieses Flusses begann eine terra incognita, deren Bevölkerung den<br />

Namen Skythen fortführte. 3) Zu ihnen ist Pytheas nicht vorgedrungen,<br />

hat aber indirekt von ihnen zu hören bekommen. Denn die sicheren Fragmente<br />

seiner Reisebeschreibung sind einstimmig in der Aussage, daß ein<br />

Ort, an welchem der Bernstein zur Frühjahrszeit angeschwemmt und von<br />

welchem er nach den festländischen Stapelplätzen herübergeholt werde, eine<br />

der Skythenküste vorliegende Insel des Ozeans sei.*) Damit ist vielleicht<br />

ein Stapelplatz und Ursprungsort des samländischen Bernsteins gemeint,<br />

der seit der Hallstattzeit eine Rolle gespielt haben könnte (S. 189). Auch<br />

Timaios (um 300?) überliefert uns, Pytheas habe eine Bernsteininsel der Ostsee<br />

gekannt, deren griechischer Name Basileia lautete, deren deutsche Bezeichnung<br />

Baunonia (= Bornholm?) war.^) Die Meinung, erst mit den<br />

Römern seien Notizen über die Ostsee eingegangen, ist folglich nicht aufrecht<br />

zu erhalten. Gallische Händler mögen das eine und das andere vom<br />

Ostseebernstein erzählt haben, was den Gelehrten zu Ohren kam. Jedenfalls<br />

wußte Hekataios, ein jüngerer Zeitgenosse des Pytheas, von der Ostsee und<br />

Philemon, der um das Jahr 100 v. Chr. schrieb und unter den Gewährsmännern<br />

des Plinius hervorragt,") nennt in diesen Strichen die Cimbrr, auch<br />

vernehmen wir durch ihn, daß damals die Ostsee (im Munde der handeltreibenden<br />

Gallier) Morimarusa hieß (d. i. „Totes Meer"); hat sie doch zum<br />

Unterschied von der Nordsee nicht Ebbe und Fluf)<br />

1) E. Schwarz a. a. O.<br />

'') Strabo 7, 2, 4.<br />

xa Jiegav xov 'Pt'/rov la ^tixQ'' ^xi^'^mv<br />

Strabo 1, 4, 2. Berger, Erdkunde S. 366 f. ] Detlefsen<br />

*) Berger, Erdkunde S. 366.<br />

') insulae complures sine nominibus eo<br />

situ tradantur. ex quibus ante Scythiam<br />

476. Berger, Erdkunde S. 366. J.Geffcken,<br />

Timaios' Geograpiiie des Westens S.68f. 161.<br />

KOTHE, Fleckeisens Jahrbücher 141, 184 ff.<br />

S. 14 ff,<br />

®) (septentrionalis oceanus) amalchium<br />

{— griech. ua/.Tiio^l) cum Hecataeus appellat<br />

a Parapaniso amne, quia Scythiam<br />

\<br />

j<br />

I<br />

\<br />

\<br />

\<br />

\<br />

j<br />

\<br />

quae appellatur Baunonia unam abesse<br />

diei cursu, in quam veris tempore fluctibus<br />

electrum eiciatur, Timaeus prodidit, reliqua<br />

adluit, quod nomen eins gentis lingua sig-<br />

nificat congelatum. Philemon Morimaru-<br />

sam a Cimbris vocari, hoc est mortuum<br />

litora incerta signata fama septentrionalis<br />

oceani . . . Xenophon Lampsacenus a litore<br />

Scytharum tridui navigatione insulam esse<br />

immensae magnitudinis Balciam tradit.<br />

eandem Pytheas Basiliam nominal Plinius,<br />

mare. inde usque ad promunturium Rubeas<br />

(= Skagenshorn?), ultra deinde Cronium<br />

{= Nordsee?) Plinius, nat. hist. 4,95. Det-<br />

LEFSEN S. 22 f. — Wahrscheinlich verdanken<br />

wir Philemon die erste genauere Auskunft<br />

nat. hist. 4,94. 95; cfr.37, 36. 61 T^?2'>«ir(?ta? I über den samländischen Bernstein,<br />

Tijg vjisQ zi]v ra?Mziav xaravxixgv vfjaög saxi<br />

jtsXäyia xaxä xov (hxeavov »/ jiQoaayoosvofisrt]<br />

von dem er zwei Arten unterschied: Phile-<br />

mon fossile esse et in Scythia erui duobus<br />

BaaiXeia. eig xavxrjv 6 xlvScov ixßd/./.ei öaii'dsi locis, candidum atque cerei coloris quod<br />

x6 xalovfievov fjkexxQov . . . t6 yag rjXexxoov vocaretur electrum, in alio fulvum quod<br />

avväysxai ^isv iv xfj jxgosiQrjfiEv^] vi^acp, xo- appellaretur sualiternicum {hyalopyrrichum)<br />

fiiCexai Se vtio xöJv eyxwoiwv ngog xi]v avxmsQav Plinius, nat. hist. 37, 33. DeTLEFSEN S. 25.<br />

rjjisiQov, dl' r]g q^tgsxai Jtoög xorg xa§' y/iiäg '') Vgl. Anm. 6; MÜLLENHOFF, DA. 1'',<br />

rojrot;?Diodor5,23,1.5. Müllenhoff, DA.12, ]<br />

413f.<br />

Streitberg, Idg. Forschungen 14,490;<br />

Handbuch des deutschen Unterrichts. Bd. V, Teil 1. 15

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