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Deutsche Altertumskunde

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224 H- Historischer Zeitraum. A. Westgermanen und Ostgermanen.<br />

braucht zuerst Aristoteles einen Teilnamen "Agxwia öoi] — er ist durch<br />

Poseidonios auf das deutsche Mittelgebirge eingeschränkt worden — und<br />

definiert ihn als das größte Gebirge des westlichen Europa, von dem die<br />

meisten Ströme jener Gegend nach Norden abfließen. Noch Caesar bekam<br />

zu hören, der ercunische Wald erstrecke sich in einer Breite von neun<br />

Tagereisen vom Schwarzwald, dessen Länge als Breite angenommen wurde,<br />

bis zu den Karpathen.i) Hier ist aber bereits eine weitere Sonderung vollzogen<br />

und nur noch der Gebirgszug nördlich der Donau gemeint. Davon<br />

unterschieden sind die „Alpen", deren Name norditalienischen, d. h. gal-<br />

lischen Ursprungs zu sein scheint. 2)<br />

Die Latenekultur hat griechische Münzen Philipps von Makedonien<br />

auf deutschen Boden getragen (S. 210). Im Zeitalter Philipps und seines<br />

Sohnes Alexander, der den Orient erschloß, wurde auch Deutschland das<br />

Ziel der ersten Forschungsreise.<br />

Ein in der Schule des Aristoteles gebildeter Grieche unternahm als<br />

Privatmann um 340—320 v. Chr. von Massilia aus eine Seefahrt nach dem<br />

Norden. Er hieß Pytheas.'') Der von diesem Kaufmann und Ozeanographen<br />

über seine Fahrten (vielleicht unter dem Titel negl chxeavov) veröffentlichte,<br />

zuerst von Eratosthenes als durchaus vertrauenswürdig geschätzte Bericht,*)<br />

ist bis auf späriiche Bruchstücke verioren gegangen.^) Aber die Expedition<br />

war erfolgreich. Man verdankte ihr die richtige Kenntnis von Ebbe und<br />

Flut, 8) die Bekanntschaft der britannischen Inseln unter diesem und unter<br />

ihren Spezialnamen Albion und Jerne; jetzt weiß man, „daß bis Thule<br />

gegen den Polarkreis hin die Erde bewohnt ist, man kennt einzelne Teile<br />

des nördlichen Ozean unter besonderen Namen, auch die Fundstätte des<br />

Bernsteins an der Nordsee und dabei deutsche Völker". 7)<br />

Pytheas war ausgezogen, das Land zu finden, in dem, wie die Astronomie<br />

veriangte, im Sommer die Sonne nicht unterging, er kam bis an die<br />

Nordspitze von England, vielleicht auch nach Norwegen, jedenfalls aber<br />

an die Küsten von Norddeutschland und brachte neben zahlreichen<br />

Wort; aber ein altnordisches /•//7(l.ny) scheint Über den Anlaß der Reise vgl. Berger<br />

es nicht zu geben. S. 354 ff. — Einige nehmen an, Pytheas habe<br />

j<br />

]<br />

\<br />

1<br />

\<br />

') Aristoteles, Meteor, 1, 13, 19. Eratosthenes<br />

schrieb thjxvna (Caesar 6, 24) ; die<br />

richtige Form ist Aoxtvm S. 69, vgl. Müllen-<br />

HOFF, DA. 1,225. 228. 432. 2, 240 ff. Zeitschr.<br />

f.d. Altert. 32, 454. 42, 130f. PBBeitr.26,281.—<br />

zwei<br />

S.<br />

Reisen gemacht (Kahler, Festschrift<br />

119).<br />

*) »Daß Eratosthenes diesen Mann verstanden<br />

hat, gereicht ihm ebenso zur Ehre<br />

wie die eines Römers würdige geographische<br />

Genauer beschreibt die Alpen, auf deren Borniertheit des Polybius darin zutage tritt,<br />

Abhängen keltische Völkerschaften wohnen, daß er ihn wegen des Zutrauens schilt, das er<br />

PolybJos 3, 39, 10; vgl. Zeitschr. f. d. Altert, i<br />

42, 147.<br />

1<br />

j<br />

j<br />

1<br />

I<br />

|<br />

'<br />

') Gallorum /ingiia Alpes montes alti<br />

voffln/urlsidor, Etymol. 14,(). Müllenhoff,<br />

DA.2,241ff. 250. Pauly lM599ff.<br />

nur<br />

*) Für die Zeitbestimmung lag früher<br />

80 viel vor, daß Dikaiarchos, der um<br />

310 v.Chr. blühte. Ihn gekannt hat (Strabo<br />

2,4,1. Müllenhoff, DA. 1», 236); neuer-<br />

I<br />

jenem wackeren Kaufmann, einem<br />

größten Entdeckungsreisenden<br />

der<br />

der<br />

Geschichte, geschenkt hatte." E. Schwarz,<br />

Charaktcrköpfe aus der antiken Literatur ll^<br />

107.<br />

») ed. Schmeckel, Progr. Merseb. 1848;<br />

vgl. Fuhr, Pytheas von Massilia. Darmstadt<br />

1842 (S. 6 ff.: Literaturverzeichnis; S. 5 f.<br />

45 ff.: Stellen der Alten).<br />

dings hat SrEGLiN aus der Schiffahrtspolitlk •) Bekger S. 351 f.<br />

der Karthager einen weiteren Stützpunkt '') Müllenhoff, DA. l^ 233; vgl. Hilgewonncn<br />

(Vcrhandl. d. 7. internal. Geogra- FINGER, Fleckeisens Jahrbücher 141, 669.<br />

phenkongrcsscs, Berlin 1905, S. 845 ff.). —

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