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Deutsche Altertumskunde

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218 II. Historischer Zeitraum. A. Westgermanen und Ostgermanen.<br />

frankreich treffen wir zur Zeit Caesars erhebliche Teile der helvetischen<br />

Stämme Süddeutschlands wieder. Sie haben alle bei ihrer Wanderung das<br />

gleiche Ziel gehabt: Volcae, Bituriges (Viuisci und Cubi), Santones, Turones<br />

sind von dem Vorland des deutschen Mittelgebirges und vom Main abgewandert,<br />

Volcae, Bituriges, Santones, Turones saßen bereits an den Ufern<br />

der Garonne, als Boii ihre Nachbarn wurden, i) Die Bituriger (um Bordeaux)<br />

führen den Beinamen Cubi, der in ihrer süddeutschen Heimat sich zwischen<br />

Aschaffenburg und Miltenberg am Main erhalten hat. 2) Zwischen Loire und<br />

Garonne haben sich auch ihre Landsleute, die Santonen und Turonen, an-<br />

gesiedelt. 3) Von den Volcae, die nördlich der Pyrenäen stehen geblieben<br />

und in der Gegend von Toulouse schon von Hannibal angetroffen sind<br />

— ihr Gebiet wurde später als provincia Romana (Provence) eingerichtet —<br />

kannte Caesar noch eine seßhafte Abteilung am ercunischen Wald.^)<br />

So mögen auch Reste der nach der Schweiz übergesiedelten Helvetier<br />

am Neckar und am Main auf der ererbten Scholle sitzen geblieben sein;^)<br />

im übrigen ist die südwestdeutsche Helvetierwüste von abenteuerlustigen<br />

Galliern heimgesucht worden, *5) denn die Helvetier hatte Julius Caesar<br />

fest in den Grenzen ihres schweizerischen Neulandes zu halten vermocht.'')<br />

§ 35. Donauländer. Die nächste Nachbarschaft Helvetiens war teils<br />

raetisch, teils keltisch gewesen. Die Raeter sind nicht zu verwechseln mit<br />

den Bewohnern der später von den Römern so genannten Provinz Raetia.<br />

Man hält sie für ein den Etruskern verwandtes Volk, das in Graubünden<br />

und Tirol, von Brixen—Meran und vom Comersee bis zum Bodensee<br />

{lacus Raetiae) hin siedelte.«) Nordwärts und ostwärts von diesen Raetern<br />

wohnten Kelten zu beiden Seiten der Donau. Vom Bodensee bis zur Donau<br />

') Caesar 7, 7. 9. 10. 17.<br />

') Bituriges am ercunischen Wald : Livius<br />

5. 34; vgl. Westd. Zeitschr. 21, 203 f.<br />

») Caesar 1, 10. 2, 35. Daß die Santonen<br />

ehemals am Main gewohnt haben, läßt sich<br />

wohl noch aus dem deus Santius bei Miltenberg<br />

erschließen (CIL. XIII, 2 Nr. 6607); die<br />

Turonen saßen zuvor nördlich vom Schwarzwald,<br />

vielleicht in der Nähe von Walldürn<br />

(CIL XIII, 2, 279. Ptolemaios 2, II, 22) oder<br />

UefernachThUringcn hinein (Anz.f.d. Altert.<br />

22, 143); beachte auch den Mars Caturix<br />

(CIL XlII, 2 Nr. 6474. Müllenhoff, DA. 2,<br />

248. 260). - Über die im Jahr 58 v. Chr.<br />

erfolgte Zuwanderung von Helvctiern ins<br />

gallische Santoncnland vgl. Klio 9, 69 ff.<br />

*) Caesar 6, 24; auch in Württemberg sind<br />

Münzen der Ko/fo^ gefunden worden (S. 2 17);<br />

der Versuch NIcscs, die Volcae am ercunischen<br />

Wald der Fabel zuzuweisen (Zeitschr.<br />

f. d. Altert. 42, 143) ist demnach gescheitert;<br />

vgl. Mucii, Bcitr. 17, 10 ff. Forrer, Keltische<br />

^Iumismalik S. 66 ff. 71 ff.<br />

*) Hs sind vielleicht die von Ptolemaios<br />

S[Cnannten Irtorrir/oi, Ovinjxnt, Kuin'tn/iiii<br />

Mucii, Bcitr. 17. 88. 91 f. 94). Fln anderer<br />

'eil der Helvetier (Tigurincr) hat Im Jahr<br />

107 V. Chr. (icb. den Versuch gemacht, durch<br />

Frankreich vorzudringen, ist aber nncti fünf-<br />

jähriger Wanderung in die Schweiz zurückgekehrt<br />

(Caesar 1, 7. 12. Strabo 4, 1, 8. 3, 3.<br />

7, 293. Livius, Epit. 68. CIL. XlII, 2, 6 f.).<br />

«) leuissimiis quisque Gallorum et inopia<br />

aiidax diibiae possessionis solum occupauere<br />

Tacitus, Germ. c. 29.<br />

') CIL. XlII, 2, 5 ff. {colonia foederata);<br />

über die Siedelungsverhältnisse der Helvetier<br />

vgl. Caesar 1,12 {pagi); Strabo 4, 1, 8. CIL.<br />

xTlI, 2 Nr. 5110 [pagatim); vicani Lousonnenses<br />

(Lausanne), vicani Minnodunenses<br />

(Moudon), vicani Eburodnnenses (Yverdun),<br />

vicns Salodiirum (Solothurn), vicani Vindonissenses<br />

(Windisch), vicani Aquenses (Baden<br />

bei Zürich).<br />

') confininm Germaniae Raetiaeqiie<br />

Germ. c. 3; über die hier erwähnten griechischen<br />

Inschriften, die in der Latenezeit nicht<br />

auffallen, vgl. Caesar 1, 29. Forrer, Kelt.<br />

Numismatik S. 108. Zeitschr. f. d. Altert. 42,<br />

152. — Die Nordgrenze der römisdicn Provinz<br />

Raetia bildete spater von Laiiriacum<br />

(Lorch) ab der sog. limes racticus, am Bodensee<br />

kommt Ad fines (> Pfyn bei Winterthur)<br />

als Grenzort in Betracht; vgl. ferner CIL. III,<br />

705 ff. V, 904 ff. Strabo 4. 6, «. Dio 54, 22.<br />

Arch. f. Österreich. Gesch. 90. 79 ff. (die Römer<br />

haben hernach den größten Teil der rätischcn<br />

Mannschaft deportiert S. 104).

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