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Deutsche Altertumskunde

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1. Gallier und Germanen. § 34. Gallien und Helvetien. 217<br />

wesen. Die Hallstattzeit und die frühe Latenekultur haben auf diesem reichen<br />

althelvetischen Boden eindrucksvolle Denkmale hinterlassen (S. 174.210); im<br />

Neckartal sind viele keltische Münzen gefunden worden i) und althelvetische<br />

Ortschaften wie Tarodunum (Zarten i. Br.),^) Brigobanne (wo Brege und<br />

Brigach sich zur Donau vereinigen), s) Sumolocenna (Sülchen bei Rottenburg<br />

a. N.),*) Grinario (Köngen a. N.),^) Lopodanum (Ladenburg)«) haben<br />

meist ihre Namen aus der keltischen Urzeit bis auf die Neuzeit vererbt.<br />

Auch Landschaftsnamen wie Breisgau (Breisach),') Alb») und der alte Name<br />

des Schwarzwalds^) sind sicher ebenso gut keltisch wie die Flußnamen des<br />

Neckar, 10) der Tauber, Jagst, Ohrn, Kocher usw.i^)<br />

Noch im zweiten vorchristlichen Jahrhundert war der Breisgau Sitz<br />

einer blühenden helvetischen Industrie, wie reiche archäologische Funde<br />

in Tarodunum erkennen lassen. Aber nicht bloß die gewerbliche Kunstfertigkeit<br />

der Helvetier hatte in Württemberg und Baden einen hohen Grad<br />

erreicht, auch ihr Ackerbau war gut entwickelt, dem Verkehr dienten viele<br />

gebahnte Wege. Es scheint ein glücklicher Wohlstand in den Städten,<br />

Dörfern und Einzelhöfen geherrscht zu haben, i*)<br />

Aber im zweiten Jahrhundert v. Chr. Geb. ist eine schwere Krisis über<br />

das alte Helvetierland gekommen. Seine Bewohner sind ausgewandert und<br />

haben die Heimat nach und nach geräumt, bis sie zur Einöde ward. Seitdem<br />

heißt Südwestdeutschland „die Helvetierwüste",!^) denn das Volk hat in der<br />

Schweiz eine neue Heimat gefunden, die zum erstenmal von Caesar beschrieben<br />

wird. Sie hatten sie damals noch nicht lange in Besitz. Die<br />

neuen Grenzen liefen im Osten dem Rhein, im Norden dem Bodensee, im<br />

Westen dem Jura und im Süden der Rhone entlang, i^) Helvetier sind aber<br />

von Süddeutschland aus auch nach Gallien übergesiedelt. i°) Denn in Süd-<br />

') K. Weller in der Württemberg. Viertel-<br />

jahresschr. f. Landesgesch. N. F. 3 (1894)<br />

S. Iff. Fundberichte aus Schwaben, Stuttgart<br />

1894 ff.; vgl. Bd. 6, 37 ff. 12, 60 ff. (Regenbogenschüsselchen).<br />

••') CIL. XIII, 2, 62 f.; auch in dem benachbarten<br />

Zähringen scheint dasselbe<br />

Etymon zu stecken.<br />

3) CIL. XIII, 2, 211. 212.<br />

*) CILXIII, 2, 214f.<br />

") CIL. XIII, 2, 216. 266.<br />

«) CIL. XIII, 2, 229 f.<br />

CILXIII, 2,62; vgL S. 216.<br />

") CIL. XIII, 2, 215. TU. 6fwvi'/iia roTs 'Ai.-<br />

.leiotg Ptolemaios 2, 11,7 cfr. 2, 11, 6. ultra<br />

Nicrum etAlbam Vita Probi c. 13. Hierhergehört<br />

wohl auch der Ortsname Ad Lunam (Lone<br />

bei Urspring auf der Alb) CIL. XIII, 2, 216.<br />

**) Abnoba CIL. XIII, 2, 64. 206 {deae<br />

Abnobae u. a.) ;<br />

ortus Danuuius in Germania<br />

lugls montls Abnobae ex adiierso Raurlcl<br />

Galllae oppldl Plinius 4, 79. Danuuius . . .<br />

montls Abnobae lugo effusus Tacitus, Germ, j<br />

c. 1 ; vgl. Avienus, Descript. orbis 437. Ptole- j<br />

maios 2, 11, 5. 6. 11. Die Bezeichnung Ab- i<br />

noba scheint sich nicht bloß über den Oden- i<br />

wald, sondern auch über die Alb erstreckt i<br />

zu haben (Westd. Korrespondenzbl. 1906, 2 f.). \<br />

Später heißt der Schwarzwald sllua Marclana<br />

(Tab. Peutinger.).<br />

") CIL. XIII, 2, 231. Nlcer Vita Probi 13<br />

u. ö. Gewiß nicht zufällig kehrt nicht bloß<br />

der Name der Alb, sondern auch der des<br />

Neckar in der Schweiz wieder; ein Neckar<br />

fließt in die Thur (St. Gallen) Beitr. 20, 33 f.<br />

") Vgl. Westd. Zeitschr. 21, 254 ff. Kret-<br />

SCHMER, Histor. Geographie S. 38 ff. 56 ff.<br />

Bemerkenswert sind die zwischen Südwestdeutschland<br />

und dem keltischen Norlcum<br />

erkennbaren Beziehungen; ich hebe hervor<br />

Laurlacum a. d. Rems und Laurlacum a. d.<br />

Enns (CIL. XIII, 2, 265. III, 689); Enz (Zufluß<br />

des Neckar) und Enns in Österreich {Anlsl<br />

CIL. XIII, 666); Mur bei Murrhardt (CIL. XIII,<br />

2,241) und in Steiermark; Dreisam im Schwarzwald<br />

und Trlglsamum (Traismaur) in Österreich<br />

(CIL. XllI, 684. Alemannia 35, 161).<br />

»2) Caesar 1, 5. 12. 29; vgl. auch CIL. XIII,<br />

1,6 f. Nr. 5110.<br />

1=») CIL. XIII, 2, 5. 197. 215 (vgl. Nr. 7321).<br />

Ptolemaios 2, 11, 10. MUCH, Beitr. 17, 2 f.<br />

^*) Caesar 1 1. 2. 8.<br />

15) Müllenhoff, da. 2, 237. 250. 275.<br />

Hirschfeld, Sitzungsber. d. Berliner Akad.<br />

1896, 453. Niese, Zeitschr. f. d. AUert. 42, 133.<br />

Fabricius, Besitznahme Badens S. 18 ff.

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