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Deutsche Altertumskunde

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212 n. Historischer Zeitraum. A. Westgermanen und Ostgermanen.<br />

blühenden Eisenindustrie zu erfassen vermögen. Diese nimmt ihren Aufschwung<br />

in dem Zeitraum, den man als Frühlatene bezeichnet. An den<br />

spezifischen Erzeugnissen dieser Epoche haben jedoch die Germanen noch<br />

nicht teilgenommen. Sie wurden in die Kultursphäre der Kelten erst einbezogen,<br />

nachdem die gallische Eisenindustrie die Führung errungen und<br />

den Höhepunkt erreicht hatte, den uns der große Fund aus dem Neuenburger<br />

See vergegenwärtigt. Seine Typen werden als Mittellatene von denen<br />

des vorhergehenden und von denen des nachfolgenden Zeitraums unter-<br />

schieden. Spätlatene heißen die großen Funde von Bibracte und Alesia<br />

(S. 209), die wir den von Julius Caesar besiegten Galliern verdanken. i) Das<br />

Siedelungsgebiet der Kelten hat in diesem Zeitabschnitt erhebliche Veränderungen<br />

erfahren. Der auf Grund der Altertumsfunde ihnen zugewiesene<br />

geographische Raum^) kann zunächst durch die Orts- und Flußnamen<br />

sprachgeschichtlich beleuchtet werden.<br />

Keltische Namen für Flüsse und für Ortschaften gibt es in Thüringen,<br />

Hessen und Westfalen bis auf den heutigen Tag (S. 68 f.), doch sind sie<br />

hier mit deutschen Bildungen in einem Maße durchsetzt worden, wie dies im<br />

Rheinland und in Süddeutschland nicht der Fall ist. Hier herrscht in den<br />

topographischen Benennungen der Gegenwart das keltische Element un-<br />

bestritten. 3)<br />

Ausschlaggebend sind aber schließlich doch erst die Berichte der alten<br />

Autoren und die inschriftlichen Zeugnisse. Wir ersehen aus diesen<br />

Geschichtsquellen, daß die Kelten in lebhafter, erfolgreich ausgreifender Bewegung<br />

begriffen mit der Ortsveränderung in Europa und über die europäischen<br />

Grenzen hinaus höchst anregend aufgetreten sind. Sie befanden<br />

sich in engster Fühlung mit den Germanen. Denn Kelten waren und<br />

blieben im Westen, im Süden und im Südosten deren Nachbarn. Man unterscheidet<br />

vier verschiedene Volksgruppen keltischer Nationalität: im Westen<br />

berührten sich die deutschen Völker mit den Belgae und bald auch mit<br />

den Galli; im Süden mit den Helvetü und im Südosten mit den Boii.^)<br />

A. Holder, AltceHischer Sprachschatz, Leipzig 1896— 1911.<br />

§ 33. Belgien. Die Belgae^) erstreckten sich bis zur Seine {Seqiiana)<br />

und bis zur Marne {Matronä) und waren durch diese Flüsse von den<br />

Celtae-GalU geschieden. Mit den Germanen blieben sie durch den Rheinstrom<br />

verbunden.«) Ehemals floß der Rhein von seiner Quelle bis zur<br />

Mündung durch keltisches Land und keltische Völker. Aber bald treten die<br />

') Tischler im Korrespondenzbl. f. An- orbis Romanus (I. v. Müllers Handbuch der<br />

thropol. 1885, 157 ff. klass. Altertumswissensch. 2. Aufl.) München<br />

») Tischler in den Schriften der physik.- 1897.<br />

Ökonom. Ocsellsch. 25, ISff.; vgl. Kossinna, ") Corpus inscriptionum latinarum XIII,<br />

Korrespondenzbl. f. Anthropoi. 19()7, 57 ff. 1,2: Inscriptiones bclgicac (1904). Pauly-<br />

*) E. ScMKÖDKR, Korrespondenzbl. f. WISSOWA 3, 203 ff.<br />

Anthropoi. 1906, 167; vgl. Cramkr, Rheinische *) Strabo4, 176 f. Ammianus Marcellinus<br />

Ortenamen S. 2()ff. Bacmeister, Alemannische 15, 11, 1. Seine— Marne als Grenze: Auso-<br />

Wandcrungcn. I, Stuttgart 1867. Westd. Zeit- nius, Moseila 462. Rheingrenze: Caesar,<br />

»Chr. 8, 41. MUCH, Bcitr, 20, .30 (Main). 297 bell. gall. 1, 1. Ammianus Marccllinus 15,<br />

(Wetter, Tauber) u.a.<br />

) Kaspar Zhuss, Die <strong>Deutsche</strong>n und<br />

| 11,1. Müli.kr. Markendes VatcrhuidosS.öOff.<br />

v. Pi-ucki:r, Wanderung 1, 96 ff. G. Zipfel,<br />

die Nachbarstflmmc. München 1837. J.JUNCi, <strong>Deutsche</strong> VcMkcrbtwcgungcn in der Rümer-<br />

OrundriB der Geographie von Italien und dem zeit (Progr. Königsberg 1895) S. 3 ff.

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