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Deutsche Altertumskunde

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1. Gallier und Germanen. § 31. Latenekultur. § 32. Gallisches Land und Volk. 211<br />

Neben dem Gold wird jetzt ein bisher im Norden unbekanntes Edelmetall,<br />

das Silber, zu kunstgewerblichen Arbeiten und zur Münzprägung<br />

verwertet. NamentHch aber war das Eisen berufen, die Bronze zu ersetzen.<br />

Im Gegensatz zur Hallstattperiode wird Bronze jetzt nur noch für Schmucksachen<br />

gebraucht. Das praktische Arbeitsgerät — seien es nun die Werkzeuge<br />

friedfertigen Gewerbfleißes oder die Waffen kriegerischer Ausrüstung<br />

— wird vollständig erneuert und gewinnt durch wuchtige Schneid<br />

des Eisens unvergleichliche Leistungsfähigkeit.<br />

Der Umschwung der Zeiten kündigt sich namentlich darin an, daß die<br />

vordem so seltenen Waffen, aus Eisen gefertigt, allmählich zur Grab-<br />

ausstattung genommen werden. Noch klarer hebt sich Latene von Hall-<br />

statt ab, wo der Formreichtum und die Dekoration des Tongeschirrs ver-<br />

schwindet; man könnte versucht sein, von einem totalen Rückschritt in der<br />

Keramik zu sprechen, wenn nicht für Latene charakteristisch bliebe, daß<br />

die mit dem Mäander der Griechen gezierte Urne (S. 192 f.) die Gunst der<br />

Ost- und Westgermanen gewann.<br />

Spezifisch keltisch ist die in einem neuen Stil des Kunstgewerbes sich<br />

manifestierende Kultur. i) Wie H. Hildebrand zuerst nachwies, hat sie auch<br />

dem deutschen Leben ein neues Gepräge verliehen, 2) denn ihre Wellen<br />

schlugen bis hoch hinauf an die Küsten Skandinaviens. Bei den Germanen<br />

präsentiert sich ihre Hinterlassenschaft aber nicht in der heimischen Fülle<br />

Süddeutschlands. 3) Auf dem archäologischen Feld der Germanen sieht es<br />

vielmehr so aus, als wäre nur ein Auszug aus einem viel reicheren Inventar<br />

zu ihnen importiert worden. Dadurch wird das Hauptresultat nicht beeinträchtigt,<br />

daß die Germanen in den letzten vorchristlichen Jahrhunderten<br />

einen maßgebenden Zufluß keltischer bezw. gallischer Kultur erfahren haben.*)<br />

Dieser Strom ist erst durch die Machtentfaltung des imperium romanum<br />

gestaut worden.<br />

§ 32. Gallisches Land und Volk. Hallstattperiode und Lateneperiode<br />

werden von den Archäologen zweckmäßig als „vorrömische" Eisenzeit<br />

zusammengefaßt. Es ist aber zu berücksichtigen, daß wir der Lateneperiode<br />

gegenüber weit günstiger gestellt sind als dem unmittelbar vorausliegenden<br />

Zeitraum. Denn der ist noch prähistorisch. Latene dagegen fällt in die<br />

Frühzeit unserer Geschichtsüberlieferung und erstreckt sich von der großen<br />

Völkerwanderung der Kelten bis auf die gallischen Kriegsjahre Caesars, deren<br />

Ergebnis die Romanisierung der keltischen Provinzen war.<br />

Die Kelten der letzten fünf Jahrhunderte v. Chr. Geb. erscheinen, nach<br />

ihrer archäologischen Hinterlassenschaft beurteih, als eine von gleichartigen<br />

Ausdrucksformen lebendig bewegte Nation,^) wie wir sie namentlich in ihrer<br />

translata videretur Justin, Epitoma (ed. ») Festschr. d. Mainzer Mus. 1902 S. 64.<br />

RUEHL) 43,4. MOllenhoff, da. P, 178f. ;<br />

In diesen Zusammenhang griechischen Kultur- <<br />

*)<br />

6,24.<br />

Blüte der gallischen Macht: Caesar<br />

Germ, c.28 (vgl. J.Grimm, GDS.S. 164 f.).<br />

einflusses gehört vielleicht die sehr alter- ') Ihr Typus ist uns aus der hellenistitümliche<br />

und eigentümliche Namensform got. sehen Kunst in den monumentalen Marmor-<br />

Krekos, ahd. Chrehhi, Kriahhi (< Graeci). reliefs der pergamenischen Schule bekannt;<br />

') O.Tischler in den Schriften d.physik.- über diese und andere Darstellungen vgl.<br />

Ökonom. Gesellsch.zuKönigsb.25(1884),31f. AhV. 5, 293. R. v. Bienkowski, DieDar-<br />

') Antikvar.Tidskrift förSverige4(1880), Stellungen der Gallier in der hellenistischen<br />

15 ff.<br />

1 Kunst.<br />

Wien 1908.<br />

14*

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