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Deutsche Altertumskunde

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3. Das Zeitalter der Leichenverbrennung. § 29, Waffen und Gerät. 201<br />

vertreten.!) Daneben fällt das Messer durch größere und elegantere Formen<br />

auf; 2) die Klinge ist — vereinzelt schon aus Eisen») — geschweift mit angegossener<br />

Griffzunge oder mit massivem Griff,^) der mit Anhängern versehen<br />

(Taf. 19, 2) oder ornamental behandelt wurde und sogar ausnahms-<br />

weise den Versuch einer anthropomorphen Rundplastik gewahren läßt, die<br />

dem Zeitalter der Gesichtsurnen anzugehören scheint. 0)<br />

Die Klinge des Fleischmessers, noch mehr aber die trapezförmige Klinge<br />

des Schermessers 6) ist durch Hängeguirlanden oder) ein davon abgeleitetes<br />

Wellenornament verziert, zu dem nun noch als besondere Überraschung<br />

ein stilisiertes Schiff hinzugefügt worden ist (Taf. 19, 3). Die<br />

ornamentale Behandlung des Rasiermessergriffs geht mit mehr oder weniger<br />

Sicherheit in der Beherrschung der Formsprache darauf aus, die ältere<br />

Spirale aufzulösen und in einen Tierkopf (Vogel oder Pferd) auslaufen zu<br />

lassen (Taf. 19, 4). 7) In der jüngeren Bronzezeit kehrt neben dem Schermesser<br />

die gegen früher etwas schmäler gewordene, zuweilen an einem<br />

Ring getragene Haarzange — sie ist auch gerne mit demselben Ornament<br />

wie das zugehörige Messer verziert (Taf. 19, 5) — als Grabinventar so häufig<br />

wieder,») daß es Volksbrauch gewesen sein muß, das Gesicht bartlos<br />

feld von O derberg-Bralitz S. 1 4 f. 75 f.). S p i n n -<br />

Wirte 1 sind sehr spärlich (Götze, Altertümer<br />

Thüringens S. 77. 109).<br />

*) Sieben Bronzesicheln aus der Hausurne<br />

von Polleben Jahresschr. 1, 189, vgl. 9,<br />

69. Götze, Altertümer Thüringens S. 36 f.<br />

Taf. 11,174; die Knopfsichel ist sehr oft in<br />

Depots gefunden (Schlesiens Vorzeit 6,365.<br />

369. 373. N. F. 4, 34. 42 [200 Stück]; Depotfund<br />

von Guschter Holländer [Kreis Friedeberg]<br />

im Mus. f. Völkerk. z. Berlin, Götze,<br />

Neumark S. 52. 44. 55. Altertümer Thüringens<br />

S. 23 u. a.).<br />

^) Das Urnenfeld von Bellin (Kreis<br />

Königsberg) hat z. B. 8 Bronzemesser ergeben<br />

(Mark. Mus. zu Berlin); Gußformen für Sichel<br />

und Messer Niederlausitzer Mitleil. 2, 93 f.;<br />

vgl. dazu die Gußformen für Bronzemesser<br />

aus Buckow (Kreis Lebus) im Mus. f. Völkerk.<br />

zu Berlin ; Brandenb.Landesk. 3, 386 f. ; Götze,<br />

Altertümer Thüringens S. 70. 83 Taf. 11.<br />

^) Knorr, Friedhöfe S. 7.<br />

*) Götze, Neumark S. 52. 55. Festschr.d.<br />

Mark. Prov.-Mus. S. 37 Taf. 20. Brandenb.<br />

Landesk. 3, 382. Voss -Bastian, Bronzeschwerter<br />

Taf. 3. 6. 11. 14. 16. Schöne Stücke<br />

aus dem Kreis Wolmirstedt im Prov.-Mus. zu<br />

Halle (Jahresschr. 3, 37. 7, 68 f. 79), aus Frohse<br />

(Aschersleben) im Stadt. Mus. zu Magdeburg<br />

oder etwa auch aus Odoorn (Drenthe) im<br />

Mus. zu Assen, vgl. Jahrb. d. Hamburg. Anstalten<br />

17, Cl Fig.13. Mestorf, Taf. 25. Beltz,<br />

Vorgesch. Altert. S. 242 Taf. 38.<br />

^) Mestorf, Taf. 25, 260. Splieth, In-<br />

ventar S. 5.<br />

^) Es entsprach dem Geschmack der<br />

Zeit, die Klinge des Schermessers weit über<br />

das herkömmliche Maß hinaus zu verlängern<br />

und zu verbreitern (Funde aus Jütland oder<br />

aus der Gegend von Schkölen im Prov.-<br />

Mus. zu Halle).<br />

') Schlemm S. 507 f. S. Müller, Ordning<br />

Taf. 14. Mestorf Taf. 24. 25. Splieth<br />

Taf. 7. Beltz Taf. 38. Kunstdenkm. d. Prov.<br />

Brandenburg 1,2,58. (Rasiermesser mit Schiffsornament<br />

aus Warnow Kreis Westpriegnitz<br />

Mark. Mus. zu Berlin). Schriften d. Ver. f.<br />

Gesch. d. Neumark 5, 44. 52. Jahresschr. 7,<br />

81 f. Andree, Braunschweig. Volksk. S. 25.<br />

«) S.Müller, Nord. Bronzezeit S. 110 f.<br />

119. Ordning Taf. 19.20. <strong>Altertumskunde</strong> 1,<br />

264. Mestorf Taf. 26. Splieth S.45.64.<br />

70 f. Beltz, Vorgesch. Altert. S. 244 f. Kunstdenkm.<br />

d. Prov. Brandenburg 1, 2, 60. Mark.<br />

Prov.-Mus. Festschr. 1901 S. 37 Taf. 20<br />

(Königsgrab von Seddin). Jahresschr. 7, 81.<br />

GÖTZE, Altertümer Thüringens Taf. 14.<br />

Schlemm S. 424. Urnenfelder von Hummelsbüttel,<br />

Oexterheide, Stoksee, Gudendorf im<br />

Hamburger Museum; Issendorf und anderen<br />

Orten im Mus. zu Stade: Rasiermesser und<br />

Haarzange; ein besonders schönes Paar<br />

ebenda aus Bokhorst (bei Schenefeld), nebst<br />

Dolch und Nadeln aus Garlsdorf (bei Winsen).<br />

Auch im Nordwesten (Osnabrück, Oldenburg,<br />

Emden) kommen Schermesser und<br />

Haarzange oder Schermesser allein, z. B. in<br />

Flachgräbern aus dem Kreis Geestemünde<br />

(Mus. f. Völkerk. zu Berlin) als Beigaben vor.<br />

Es sind dies die typischen Totengaben auch<br />

in der Altmark (Mus. zu Salzwedel und Stendal)<br />

und in der Prov. Sachsen (Prov.-Mus.<br />

z. Halle) wie in Schleswig-Holstein und in<br />

Jütland, wo Schermesser nebst Haarzange<br />

massenhaft belegt sind; vgl. jetzt auch Die<br />

Urnenfriedhöfe in Niedersachsen, herausgegeben<br />

von C. Schuchhardt I, 1. 2. Hannover<br />

1911.

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