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Deutsche Altertumskunde

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3. Das Zeitalter der Leichenverbrennung. § 29. Waffen und Gerät. 199<br />

und ziehen sich unterhalb der Lappen ein, so daß die Waffe stark geschweift<br />

erscheint; auch diese Abart kehrt in einigen ähnlichen Exemplaren in Posen,<br />

Mecklenburg und Holstein wieder, i)<br />

Schließlich hat man aber die Lappen höher hinauf gerückt, so daß sie<br />

am Bahnende des Wurfbeils anlangten und dadurch oberständig wurden.<br />

Eine schlanke Form mit Öse und mit leichtgeschweiften Seiten (Taf. 18, 5)<br />

läßt sich von einer Variante mit kräftiger Ausladung und ohne Öse unterscheiden;<br />

beide Typen gehören der nordischen Hallstattzeit an; ihr Fundgebiet<br />

erstreckt sich außerhalb der Keltenzone bis nach Hessen, Thüringen,<br />

Provinz Sachsen, Altmark, Brandenburg, Schleswig-Holstein einerseits, König-<br />

reich Sachsen, Schlesien, Westpreußen andererseits. 2) Die Lappen dienten<br />

dazu, das Gerät in einen verhältnismäßig kurzen, vorn mit einem Winkel<br />

von 60—90 Grad umgebogenen, bummerangförmigen Holzstab einzusetzen<br />

(Taf. 18, 6), wie wir's auf bildlichen Darstellungen der Hallstattzeit noch<br />

zu erkennen vermögen. Die Waffe wurde danach auf der Schulter getragen;<br />

beim Wurf wurde mit dem rechten Arm so zum Schwung ausgeholt, daß die<br />

eherne Schneide nach rückwärts zeigte; um den Gegner zu treffen, mußte<br />

das Gerät also eine Drehung ausführen und konnte bei geschicktem Wurf<br />

zum Besitzer zurückkehren. 3)<br />

Neuerwerbungen der jüngeren Bronzezeit sind die ersten Schutzwaffen.<br />

Ganz vereinzelt ist der italienische Bronzeschild. In Herzsprung<br />

(bei Wittstock, Ostpriegnitz) wurden um das Jahr 1844 in einem Sumpf unter<br />

Eichenholz zwei fast kreisrunde Schilde aus Bronzeblech gefunden. Sie<br />

haben einen Durchmesser von 70 Zentimeter und sind mit konzentrischen<br />

Leisten und mit kleinen Buckeln in getriebener Arbeit reich verziert und<br />

wahrscheinlich aus Italien eingeführt.'*) Aus Skandinavien sind drei ähnliche<br />

Stücke bekannt, deren Ornamente ausgeprägt hallstättisch sind;^) vielleicht<br />

»)<br />

2)<br />

Zeitschr. f. Ethnolog. 1906,' 823. 853.<br />

Schlemm S. 383. 209 f. Zeitschr. f.<br />

zu Aen. 7, 741 (cfr. Thesaurus linguae latinae).<br />

Der als clava bezeichnete Hammer des Gottes<br />

Ethnolog. 1906, 825. 855 ff. 862. Jahresschr. |)örr ist in dieser Waffe wiederzuerkennen,<br />

7,64. Ein Exemplar ist<br />

(Insel Oeland) gefunden;<br />

noch in Schweden<br />

es weist auf einen<br />

denn auch {)örs .Hammer" hat die Eigenschaff,<br />

nach dem Wurf von selbst in die Hand<br />

direkten Verkehr mit der Weichsel, da dieser<br />

Typus in ganz Skandinavien sonst nicht bedes<br />

Gottes<br />

Kürze des<br />

zurückzukehren;<br />

Schaftes auf. In<br />

auch<br />

dem<br />

fiel die<br />

Namen<br />

kannt ist und erneuert den Schluß, daß zu Mp^lnir steckt wohl eine alte Bezeichnung<br />

j<br />

I<br />

I<br />

jener Zeit die Kultureinheit zwischen Norddeutschlandbestand.<br />

und Skandinavien nicht mehr<br />

Wurfwaffe.<br />

dieser<br />

*) Die Originale befinden sich im Prov.-<br />

Museum zu Halle, vgl. Undset S. 221. Kunst-<br />

ä) Vgl. Zeitschr. f. Ethnolog. 1903, 712 denkm. d.Prov. Brandenburg 1, 2,48 f. Jahres-<br />

(auf Münzen der Volcae), dazu Forrer, Kelt. sehr. 7, 12 ff. Taf. 5. Bei dem einen ist der<br />

Numismatik (1908) S. 47 f. Revue Archeo- zentrale scharfrückige Schildbuckel wohl<br />

logique 1907, 13 ff. (Fig. 8— 12): c' etait une erhalten; die Schildfesseln sind abgerissen;<br />

[<br />

!<br />

Sorte de boumerang . . . les Gaulois devaient<br />

ramener l'arme ä eux au moyen d'üne courroie.<br />

sie waren auf der Rückseite mit Nieten fest-<br />

gemacht. Das nur 0,4 Millimeter dünne<br />

Vgl. clava . . . genus gallici teli . . . rur- Bronzeblech läßt vermuten, daß die Schilde<br />

sum venit ad eum qui misit Isidor, Etymolog. nicht für praktische Zwecke hergestellt waren<br />

18,7,7; das gallische Wort cateia (Holder, oder waren sie mit Leder unterfüttert?<br />

Altcelt. Sprachschatz) ist ins Lateinische übergegangen:<br />

Campani teutonico ritii soliti<br />

*) Jahresschr. 7, 15 Taf. 6 (Dänemark,<br />

Schonen); vgl. Undset S. 362 f. Splieth,<br />

torquere cateias (Vergil, Aen. 7, 741); die<br />

alten Erklärer des Wortes cateia sagen:<br />

Inventar S.67. Montelius, Kulturgeschichte<br />

Schwedens S. 100. 114 f. S. Müller, .Nord.<br />

gallica lingua dicitnus lanceas {Gloss. 5, 2\A, Bronzezeit S. 100.<br />

26) ; lingua theotisca hastae diciintur Servius i<br />

;

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