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Deutsche Altertumskunde

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192 I. Prähistorische Zeit. B. Die Germanen.<br />

barten Anhalt, i) 3 aus der Priegnitz*) und 3, was sehr wichtig ist und den<br />

Zusammenhang zwischen dem westlichen Mutterland (der Sweben?) und<br />

dem östlichen Kolonialgebiet aufs neue bekräftigt, ») aus Hinterpommern.*)<br />

Die Fundumstände begünstigen die Annahme, daß diese Hausurnen mit<br />

den fertigentwickelten nordostdeutschen Gesichtsurnen gleichzeitig, auf einen<br />

längeren Zeitraum (etwa 4.— 1. Jahrh. v. Chr.) verteilt werden müssen. Dazu<br />

kommt, daß auch in diesem Fall eine ältere und eine jüngere Gruppe unterschieden<br />

werden kann. Jünger sind die uneigentlichen Hausurnen, bei denen<br />

die Hausform verwischt und entweder (wie am Harz) wenigstens der Hals<br />

der Urne als ein seltsamer Zwitter oberhalb der Türöffnung die Merkmale<br />

der Gesichtsurnen trägt^) oder überhaupt von der Hausanlage bloß noch die<br />

mehr hohe als breite Türöffnung erhalten geblieben ist;^) dieser abgeleitete<br />

Typus wird auch in Braunschweig, Hannover, Mecklenburg, Schleswig-<br />

Holstein, Jütland, Bornholm, Südschweden angetroffen (Taf. 17, 3).'') Das<br />

echte und ältere (bis zu 35 Zentimeter hohe) Muster hat nicht bloß in seinem<br />

zylindrischen Unterbau die senkrecht aufsteigenden Wände eines Hauses<br />

mit Tür, Türrahmen, Riegelvorrichtung und Vorlegebalken, sondern nament-<br />

lich ein gutausgearbeitetes Dach, bei dem die steil aufragende Stroh- oder<br />

Rethdecke im Stil jener Zeit durch Vertikalkannelüren angedeutet worden<br />

ist (Taf. 17, 4). 8) —<br />

Die edlen Formen des altgriechischen Mäander tauchen ebenfalls noch<br />

*) Jahresschr.3,81f.; die Funde befinden<br />

sich namentlich im Berliner Museum; ferner<br />

in Braunschweig und Halberstadt.<br />

2) Luggendorf (Kunstdenkm. d. Prov.<br />

Brandenburg 1, 2,56), Seddin (Zeitschr. d.<br />

Harzver. 31,270).<br />

') Es ist hierfür namentlich auch die am<br />

Harz auftretende Kombination von Hausurne<br />

+ Gesichtsurne zu verwerten (S. 190).<br />

*) Sie stehen auf vier Pfosten (Balt,<br />

Stud. 1908, XIV mit Abbildung, dazu Mannus<br />

3, 326); derselbe Fundort hat Reste einer<br />

Gesichtsurne und das zugehörige Ohrringgehänge<br />

ergeben (Museum Stettin).<br />

*) Eilsdorf (bei Oschersleben) hat 4 .Gesichtsurnen"<br />

mit Haustür und Mützendeckeln<br />

geliefert (ANDREE.Braunschw.Volksk.<br />

S. 24 f. (Herzogl. Museum in Braunschweig].<br />

Verhandl. 1894,56. Nachr. über d.Altertumsf.<br />

1894,52. Zeltschr.d.Harzver.29,265. Schlemm<br />

S. 232).<br />

•) So z. B. das südlichste Exemplar einer<br />

Hausurnc von Polleben (Jahresschr. 1, 189 f.).<br />

Man könnte bei dieser Form noch vermuten,<br />

daß Fuß und Bauch dieses Hausurnentyps<br />

als unterirdischer Wohnteil und der zcltförmlgc,<br />

spitz zulaufende Hals des Gefäßes<br />

als oberirdisches Zeltdach — In der Art der<br />

Waldkatcn des Harzes — zu interpretieren<br />

sei; ganz degeneriert Ist dann aber jedenfalls<br />

die Hausurnc, die schüsseiförmig gestaltet<br />

als .Dach" einen breiten, flachen<br />

Deckel bekommen hat, unter dessen Rand<br />

die Türöffnung angebracht ist.<br />

MONTEUUS, Korrespondcnzbl. f. An-<br />

thropol. 1897, 123. Kulturgeschichte S. 133.<br />

S. Müller, Ordning 269. <strong>Altertumskunde</strong><br />

1,410.461. Aarb0ger 1907, 109ff. Splieth<br />

247. Beltz, Vorgesch. Altert. S. 263 f. Zeitschr.<br />

d. Harzver. 21, 218. 31,267. Jahresschr.<br />

7, 20 Taf. 8, 3.<br />

8) AhV. 4 Taf. 62. Verhandl. 1885, 166.<br />

1886, 428. Zeitschr. d. Harzver. 20, 251. 21,<br />

213. 22, 225. 388. 24, 549. 25, 212. 26, 374.<br />

27, 578. 29, 265. 278. 31, 244 ff. 254 f. 33,<br />

447. Jahresschr. 3,81.82. Arch. f. Anthropol.<br />

31, 243. Korrespondcnzbl. f. Anthropol. 1897,<br />

123. 1900, 115. Schlemm S. 228. — Die<br />

Hausurne von Hoym hat auf dem Dachfirst<br />

zwei Vögel sitzen, gewährt also auch noch<br />

das für Hallstatt charakteristische Vogelornament<br />

(Zeitschr. d. Harzver. 31, 267 f.,<br />

vgl. Verhandl. 1892, 353). Im Jahr 1904 wurde<br />

bei Aschersleben aus einer Steinkiste (40 x<br />

52 X 30 Zentimeter) eine Hausurne gehoben,<br />

sie hat viereckigen Grundriß mit abgerundeten<br />

Ecken, die Firstlänge mißt 31, die<br />

Hausbreite 22 Zentimeter. Auf dem Dach<br />

sind die Sparrenlagcn durch Erhöhungen<br />

gekennzeichnet; das Türloch ist viereckig<br />

(10 X 6 Zentimeter), die Tür liegt im Innern,<br />

wird durch eine viereckige Tonplatte gebildet<br />

(14 X 8 Zentimeter) und hat in der<br />

Mitte einen Henkel sitzen, der den Türricgel<br />

aufnehmen konnte (Zeitschr. d. Harzver.<br />

38, 151.154f.). Ein ähnliches Exemplar — mit<br />

links außen angelehnter Tür — von Wilsleben<br />

besitzt das Museum für Völkerkunde<br />

zu Berlin (Führer durch die Sonderausstellung<br />

S. 21) = Taf. 17,4.

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