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Deutsche Altertumskunde

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184 I- Prähistorische Zeit. B. Die Germanen.<br />

wo Westpreußen und Hinterpommern mit einer selbständigen Keramik auf<br />

den Plan . treten und die sog. Gesichtsurnen liefern, denen die Provinz<br />

Sachsen ihre Hausurnen gegenüberstellt. Schließlich kommt in der fernab-<br />

liegenden nordostdeutschen Zone der griechische Einschlag der Hallstatt-<br />

kultur zur Geltung; es gedeiht daselbst eine mit dem Mäander verzierte<br />

Keramik, die auch durch besondere technische Sorgfalt hervorsticht.<br />

Wie man sieht, hat bei diesem Aufschwung der Töpferei fast durchaus<br />

das Neuland der Germanen die Führung gehabt. Dabei ist erstens zu<br />

berücksichtigen, daß es innerhalb der Villanova- und Hallstattkultur allgemeine<br />

Sitte geworden war, einen weit größeren Vorrat und weit mannigfaltigere<br />

Muster von Töpfergeschirr im Haus zu unterhalten; wenigstens<br />

unterrichten uns die Bestattungsgebräuche davon, daß die Töpferinnen jetzt<br />

ganz erheblich gesteigerte Bedürfnisse zu befriedigen hatten. ^)<br />

Das zweite Phänomen ist das in Italien und Süddeutschland neben den<br />

irdenen Waren bevorzugte Bronzegeschirr. Den „Barbaren" des Nordens<br />

blieb es vorerst fast unerreichbar, hat aber mit seinem eleganten Modell<br />

ihrer billigeren Keramik zum Vorbild gedient. Die Hallstattkeramik der<br />

Germanen beruht wohl in der Hauptsache auf Barbarisierung klassischer<br />

Bronzegefäße. 2) So erklärt es sich, daß diese neue Keramik sich durch<br />

einen höheren kunstgewerblichen Zug auszeichnet, 3) den die Töpfe der<br />

älteren Bronzezeit durchaus vermissen lassen. Aber nicht bloß in der Verwendung<br />

ehernen Prunkgeschirrs bleibt Norddeutschland hinter Süddeutschland<br />

zurück; in Österreich, in der Schweiz, in Württemberg und Baden,<br />

im nördlichen Bayern und in Böhmen, im südlichen und mittleren Schlesien<br />

(bis nach Fraustadt hin) und in Posen (Kreis Wongrowitz) gibt es reich<br />

und bunt bemalte Tongefäße (S. 174).^) Auch dieser Vergleich einer farbenprächtigen<br />

Keramik mit den einfarbig gehaltenen Töpfen der Germanen<br />

erinnert daran, daß wir nördlich vom deutschen Mittelgebirge mit einem<br />

dürftigeren Standard of life rechnen müssen als in den weit früher zu Wohl-<br />

stand gelangten Keltenländern.''')<br />

Nach den Umrißformen der Töpfe ist der Lausitzer Typus durchaus<br />

von der Villanova- oder Hallstattkeramik Süddeutschlands abhängig. «) Hier<br />

wie dort liefern die Töpfereien Vorrats- und Transportgefäße, Schöpf- und<br />

Gießgefäße, Eß- und Trinkgefäße in den verschiedensten Größen und Sorten.')<br />

') Außer den einfachen Urnen und Speise- ! neliert und in Süddcutschland bunt bemalt,<br />

f^efäßen gibt es jetzt Zwillings- und Drilingstöpfe,<br />

Räuchergefäße, Zeremonialgefäße,<br />

| in Norddeutschland aber ohne Farbenauftrag<br />

geblieben sind (Beitr. z. Gesch. d. Altmark 2,<br />

j<br />

irdene Klappern und Tierfiguren als Spiel- 330 f.); süddeutsche Schnitzverzierung reicht<br />

zeug usw. d. 187 f.<br />

j<br />

mit rheinischen Ausläufern bis Andernach-<br />

») Schlesiens Vorzeit N.F.2. 1. Zeitschr. Haltern (AhV. 5, 218 f. Taf. 40). — Ihrer Zeit-<br />

!<br />

,<br />

i<br />

i<br />

d. Harzver. 31, 258. Jahresschr. 4, 76; selbst<br />

das typische Vogelornament der Hallstattbronzen<br />

ist auf Ton übertragen worden<br />

(Jahresschr. 7, 115 Taf. 17).<br />

haltung nach unsicher sind in sog. Erd-<br />

gruben gefundene Scherben bemalter Gefäße<br />

(Götze, Altertümer Thüringens S. 66).<br />

«) Undset Taf. 1 ff. (zahlreiche Abbil-<br />

*) Auf gutes Aussehen wurde Gewicht düngen). Niederlausitzer Mittcii. 1,397. Ver-<br />

gelegt (got Kiwi, ags. hy, engl. hue).<br />

) Arch. f. Anthropol. 31, 271.<br />

Schlemm S. 32 ff. AhV. 5, 321 ff. u. a.<br />

280.<br />

handl. 1902,409. Zeitschr. f. Hthnolog. 1903,<br />

161. Prähistor. Zeitschr. 1,360 ff. Taf. 41. 42.<br />

SCHI.EMM S. 325 u. a.<br />

») Besonders wirksam ist ein solcher<br />

Vergleich, wenn es sich um Jenes Mallstattj<br />

')Vgl.dleÜberslchtbeiScnuMANN-MiECK,<br />

Gräberfeld von Oderberg-BralitzS.IH ff.; Zeitgeschirr<br />

handelt, dessen Innenflächen kan- sehr. f. Hthnolog. 1911, 440ff. -- Nicht selten

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