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Deutsche Altertumskunde

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182 I- Prähistorische Zeit. B. Die Germanen.<br />

Skelettgräber vorherrschen i) und der Lausitzer Typus der Keramik erst<br />

wieder in der Nähe von Nordhausen auftritt. 2)<br />

Die Germanisierung des westlichen Thüringen und Hessen<br />

ist also später anzusetzen als die Ausbreitung der Germanen über<br />

die Lausitz und über das Königreich Sachsen. Hier scheinen sie unbewohntes<br />

Ödland in Kulturland umgewandelt zu haben, denn weder in der<br />

Niederlausitz noch in Sachsen sind Gräber einer vorgermanischen Bevölkerung<br />

bekannt. Insbesondere ist auch zu sagen, daß Skelettgräber der<br />

Hallstattzeit weder in der Lausitz noch in Sachsen vorkommen. Ganz<br />

anders in Thüringen. ') Hier findet man die Gräber einer Urbevölkerung,<br />

unter die jetzt neuartige Brandbestattungen eingesprengt werden. Während<br />

die heimische Sitte der Kelten Leichenbeerdigung forderte, brachten die<br />

einwandernden Fremdlinge die Feuerbestattung mit und an diesem Merkmal<br />

können wir die Germanisierung des thüringischen Landes beobachten.*)<br />

Thüringen südlich einer Linie Gera-Gotha ist leer geblieben und muß<br />

wohl als Grenzmark und völkerscheidendes Ödland betrachtet werden. &)<br />

Von Osten her (Lausitzer Typus der Keramik) war ins mittlere und nörd-<br />

liche Thüringen eine neue Bevölkerung eingeströmt, die an der Sitte der<br />

Leichenverbrennung streng festhielt. 6) Auch von Norden her hat in der<br />

frühen Eisenzeit eine Gruppe von Neusiedlern nach Thüringen herübergegriffen,<br />

den gleichen Bestattungsgebrauch geübt und dadurch ihre germa-<br />

nische Abkunft erschließen lassen. "?) Die Zustände haben sich aber im nördlichen<br />

und mittleren Thüringen noch nicht konsolidiert, gewähren vielmehr<br />

das interessante Schauspiel, wie germanische Ansiedler sich zwischen die<br />

alteingesessenen Kelten hereinschieben. »)<br />

Dasselbe Bild bietet uns die Hinterlassenschaft der Germanen in Hessen.<br />

Wir stoßen in der Nähe von Fulda auf ein Urnenfeld mit Hallstätter Typen.»)<br />

Weiter nach Westen kommt aber nur noch die Umgebung von Gießen und<br />

Wetzlar in Betracht. ^o) wir treffen ein Germanengrab der Hallstattzeit in dem<br />

fruchtbaren Lößgebiet bei den Salzquellen von Nauheim, das durch pracht-<br />

volle Keramik ausgezeichnet ist.^i) Auch in der Gemarkung Ostheim bei<br />

') Götze S. 165. 168. 170.<br />

») Götze S. 188.<br />

») Götze, AltertümerThüringens S.XXX;<br />

es fehlen z. B. die allen Buckelurnen mit<br />

energisch vorspringenden Zitzen; es fehlen<br />

die Räuchergefäße, Kinderklappern, Zwillingsund<br />

Drillingsgefäße.<br />

*) Götze a. a. O. S. XXXI.<br />

•) Süddeutsche Hallstattkultur erstreckt<br />

sich bis in die Rhön und bis zum Südrand<br />

des Thüringer Waldes; außer der Leichenbestattung<br />

meldet sich hier auch die bemalte<br />

Keramik (Götze, Altertümer Thüringens<br />

S. XXXIj; zur Sache vgl. Kossinna,<br />

Korrespondenzbl. f. Anthropolog. 1907, 57.<br />

•) Götze, Altertümer Thüringens S. XXX<br />

nennt sie seltsamerweise nicht Germanen,<br />

sondern Thraker; vgl. hierzu Prählstor. Zelt-<br />

>»)Quii.i,iNG,<br />

S.7LTaM.2.<br />

^ch^, 1, 360 ff. I<br />

^ In diesem Fall gebraucht auch GÖTZE !<br />

*j Sowohl im südlichen Vorland als auch<br />

im mittleren und nördlichenThüringen konnten<br />

Hallstattgräber mit hockenden oder gestreckten<br />

Skeletten nachgewiesen werden. ,Es sind die<br />

letzten keltischen Skelettgräber im nördlichen<br />

und mittleren Thüringen vor der endgültigen<br />

Besetzung dieser Striche durch die Germanen<br />

mit ihren Brandgräbcrfeldern" ^GÖTZE a. a. O.<br />

S.XXXI); vgl. Reinecke, Verhandl. 1900, 486.<br />

") Dritte Veröffentlichung des Fuldaer<br />

Geschichtsvereins (1901) S. 10; vielleicht sind<br />

die dortigen Funde bereits den Usipen,<br />

Tenctcren und Tubantcn zuzuschreiben.<br />

•0) Nassauische Milteil. 1905, 12 f. Die<br />

Spuren der Germanen (Ubier?) verlieren sich<br />

im Nassauischen, wo an der unteren Lahn<br />

Skelettgräbcr ein fremdes Volkstinn ankündigen<br />

(Nassauische Ann. 33, 28 f.).<br />

Die Naulicimer Funde (1903)<br />

Rom. germ. Korrespondenzbl.<br />

(a.8.0.S.XXXf.)dasRpitheton .germanisch*. 1912, 40 f. Klnzchu- (icrmancnposten ver-

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