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Deutsche Altertumskunde

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180 J- Prähistorische Zeit. B. Die Germanen.<br />

empfiehlt. 1) Diese zieht sich nach Posen herein und zwar so, daß im Süden<br />

dieser Provinz ein Territorium mit bemalter Grabkeramik sich absondert,*)<br />

während der Norden von Posen mit seinen Gesichtsurnen (S. 178) eine<br />

Bevölkerung zu erkennen gibt, die mit den Germanen des nördlichen<br />

Schlesiens zusammengefaßt werden darf.^)<br />

Sehr bemerkenswert sind die, echte Grabkeramik liefernden, altgermanischen<br />

Urnenfelder des Königreichs Sachsen. Elbabwärts verschwinden<br />

sie, aber gegen das Gebirge hin stimmen die sächsischen Gefäße in geradezu<br />

überraschender Weise mit den niederlausitzischen überein. Nicht weit von<br />

Dresden sind in der Umgegend von Radeberg Urnenfelder mit Nieder-<br />

lausitzer Keramik angetroffen worden.*) Auf dem „Knochen "berge bei<br />

Niederrödern stehen die Urnen ohne regelmäßige Anordnung dicht gedrängt<br />

oder in größeren Abständen voneinander in ganz geringer Tiefe.^) Die<br />

Ossuarien befinden sich unter einem Mantel von Steinplatten oder sind auf<br />

eine Steinplatte gestellt oder entbehren völlig des Steinschutzes, sind aber<br />

zuweilen in ein größeres Gefäß hineingesetzt und mit einem Deckel versehen.<br />

Den Inhalt der bis zu 60 Zentimeter hohen und breiten Graburnen<br />

bilden die stark zerkleinerten, scharf gebrannten Gebeine mit den bescheidenen<br />

Bronzebeigaben (Ringe, Nadeln, Pfeilspitzen). ß) Eisen ist bisher nicht<br />

konstatiert worden. Freigebiger war man mit Beigefäßen, 7) deren mehrere<br />

(bis zu neun Stück) in die Urne oder um die Urne mit der Öffnung nach<br />

unten herumgesetzt, sehr mannigfaltige Muster bieten. Die Profilierung<br />

gemahnt an Metallvorlagen, *) die Farben sind erbsgelb und rötlichgelb,<br />

auch ziegelrot, daneben kommt ein schmutziges Braun vor; die Ornamente<br />

drücken sich außer in Fingernageleinkerbungen in stilgerechten Kannelüren<br />

aus; für die Altersbestimmung fallen jedoch insbesondere echte Buckelurnen<br />

ins Gewicht;^) in der Nähe von Grimma z. B. sind im Jahr 1888 Urnengräber<br />

mit solchen Buckelurnen aufgedeckt worden. i») Auch hier konnten<br />

') Man wird die Südgrenze der Germanen i<br />

In Schlesien zwischen Glogau und Breslau i<br />

i anzusetzen haben, vgl. Schlesiens Vorzeit 6,<br />

444.453. N. F. 2, 1. 24. Skelettgräber von<br />

Strehlen: Schlesiens Vorzeit 6,449; Mertins '<br />

S. 75. 92. Im Gegensatz hierzu verrät germanische<br />

Eigenart das Urnenfeld von Deutsch-<br />

Wartenberg (Kreis Grünberg) Schlesiens Vor-<br />

zelt 6, 49 f. mit Tafel.<br />

fundenen übereinstimmen, berechtigen zu der<br />

Annahme, daß auch die in Sachsen während<br />

der Bronze- und frühen Eisenzeit ansässigen<br />

Volksstämme Germanen waren." Sachs.<br />

j<br />

Volkskunde<br />

j<br />

j<br />

j<br />

| rium<br />

" S. 44.<br />

^) Als Sohlentiefe wurden 30—80 Zenti-<br />

meter gemessen.<br />

*) Das an Metallbeigaben reichste Ossua-<br />

bot auf den gesäuberten Knochen<br />

i<br />

|<br />

i<br />

1<br />

1<br />

*) Undset S. 94 ff.<br />

1 Armring, 2 Fingerringe, 2 Nadeln mit<br />

*) Vgl. z. B. die Ausgrabungen im Kreis Spiralscheibe, 5 perlenartige Blcchröhrchen.<br />

Wongrowitz (zwischen Samter [hier bemalte<br />

') Einmal ist eine irdene Kinderklapper<br />

Keramik] und Bromberg) Zeitschr. d. histor. konstatiert; vgl. S. 187.<br />

Gesellsch. f. d. Provinz Posen 1 (1885), 357 ff. *) Fragmente eines Bronzegefäßes wurden<br />

*) K. Preusker, Beschreibung einiger In der Nähe gefunden (vgl. die gleich zu<br />

bei Radeberg aufgefundener Urnen. Halle nennenden Mitteil. 12, 12).<br />

1828. Blicke in die vaterländische Vorzeit 3 ») V. Dkichmüller, Das Gräberfeld auf<br />

(1843j, 185ff. Das Ausbreitungszentrum der<br />

sachsischen Brandgräber Hegt In der östlichen<br />

1<br />

i<br />

dem Knochcnbcrgc bei Niederrödern. Cassel<br />

1897 (— Mitteil, aus dem Kgl. mineralog.-<br />

Zone des heutigen Königreichs, d^rum wurde geolog. und prähistor. Museum in Dresden,<br />

die Ansicht geäußert, öbcrsachscn sei von 12. Heft); über die Datierung (zirka 500 v.Chr.<br />

der Lausitz her besiedelt worden. .Der Stil Geb.) vgl. S. 16. Wolilcrhaltcn waren die<br />

der Oefflße und der Mctallbeigabcn,<br />

Bestattungsform in Brandgr.'lbern ,<br />

wie die<br />

welche<br />

auf S. 4 (Taf. 3, 15-23). 5 (Abbildung).<br />

(Taf. 7, 94— 104) gescliildertcn Gräber.<br />

10<br />

mit den In anderen zweifellos von germani- '") Vgl. Deiciimüli.er in den Mitteil.<br />

Heft 10. Cassel 1892.<br />

sehen Völkern bewohnten Gegenden ge- |

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