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Deutsche Altertumskunde

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3. Das Zeitalter der Leichenverbrennung, § 27. Feuerbestattung. 177<br />

gräber zurückreicht. Hier ist in der älteren Bronzezeit ein Grabhügel aufgeworfen<br />

worden mit wohl ausgestatteter Steinkiste (S. 132); in der jüngeren<br />

Bronzezeit haben an derselben Stelle Nachbestattungen Platz gefunden.')<br />

Im Hügel fand man fünf Brandgräber: 1,20 Meter unter der Oberfläche<br />

stand auf dünner Sandsteinplatte, eng von vier Seitenplatten umgeben,<br />

eine 25 Zentimeter hohe Urne, die mit einem Tongefäß zugedeckt worden<br />

war;2) in der Urne befand sich eine 12 Zentimeter hohe Schicht ver-<br />

brannter Knochen, darin steckte ein kleineres Gefäß, das ebenfalls Brandknochen<br />

enthielt; 3) weitere Begräbnisse wurden unmittelbar nebeneinander<br />

aufgedeckt; am bemerkenswertesten sind die zwei großen Buckelurnen, die<br />

als Ossuarien dienten.*) Diese schwarzen Prunkstücke unserer neuen Keramik<br />

— schön poliert wie Metallkessel^) — waren mit aufgestülpter Schüssel<br />

zugedeckt; rein und weiß liegt in dem geräumigen Innern das Gebein, das<br />

die kleinere Urne etwa bis zur Hälfte füHt. Auf den Knochen ruhen zwei<br />

kannelierte Beigefäße und zwischen den Knochen findet sich ein dünner<br />

Ring aus Bronzedraht, ß) Gleichzeitige Bestattungen sind aus Anhalt bekannt,^)<br />

aber hier wie dort ist nirgends unter der stilgerechten Grabkeramik<br />

auch nur die geringste Spur von Eisen nachgewiesen worden.»)<br />

Anders verhält es sich im Kolonialgebiet. Auch hier trifft man<br />

Steinkisten oder Steinhäuschen ;») Metall in den Ossuarien ist spärlich; der<br />

Schmuck besteht meist noch aus Bronze. Aber als Bestandteile der veränderten<br />

Volkstracht treten neumodische Ohrringe auf'») und die regelmäßig<br />

wiederkehrenden Haarzangen werden von eisernen Rasiermessern<br />

begleitet. »1) Außerdem ist die Volkstracht um einen ehernen Gürtelschmuck<br />

bereichert worden (S. 174), denn die Gräber enthalten Gürtelbeschläg und<br />

Gürtelhaken aus Bronzeblech, '2) das zusammen mit neumodischen dick-<br />

wulstigen Armringen den metallenen Glanz der Kostüme erheblich ver-<br />

stärkte.<br />

*) Gesamtansicht in der Jahresschr. 4 Lanzenspitzen wage ich aber nicht für das-<br />

Taf. 7. selbe Begräbnis in Anspruch zu nehmen.<br />

») Jahresschr. 4, 68 f. Taf. 8, 13. Über weitere Brandgräber der Hallstattzeit<br />

j<br />

ä) a. a. O. Taf. 8, 14. vgl. Jahresschr. 1. 147 f. 175f. 194. 213. 225.<br />

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*) Ein Doppelgrab in unberührtem Zu- 228 f. 234. 243 f. 3, 52 ff. 57 f. 107 ff.<br />

stand: Taf. 9, 20; vgl. Jahresschr. 4, 76. 73 f.<br />

') Jahresschr. 3, 53. 75 ff.; frei auf Stein-<br />

Taf. 8, 17. 18; 9, 6.3. Die eine Graburne ist pflaster stehendes Ossuarium (Taf. 7,11) mit<br />

35 Zentimeter hoch und 35 Zentimeter breit, zehn Beigefäßen und Bronzebeigaben (Taf. 7)<br />

die andere ist 32 Zentimeter hoch und 52 vgL S. 78. 79. 80 f.<br />

Zentimeter breit. Auf der Schulter sitzen die *) , Im Westen., .finden wir nur Bronze'<br />

charakteristischen Ornamente (vier Buckel (Niederlausitzer MitteiL 1, 401. 404).<br />

mit konzentrischen Halbkreisfurchen, da- ") Conwentz, Prov.Museum Taf.53; sie<br />

zwischen senkrechte Kannelüren). Ahnliche sind aus Steinplatten sorgfältig erbaut und<br />

Stücke aus benachbarten und entfernteren enthalten in Nordostdeutschland gern eine<br />

Begräbnissen sind Jahresschr. 4, 74 f. verzeichnet.<br />

Zum Vergleich möge auf den Rabbelsberg<br />

bei Süddunum (Kreis Wittmund)<br />

oder mehrere Gesichtsurnen in größeren<br />

oder — für Kinder — kleineren Formaten<br />

mit Beigefäßen bis zu vierzehn Stück (Nachr.<br />

Emdener Jahrb. 15, 439 verwiesen werden. über d. Altertumsf. 1904, 51).<br />

^') Es wird gegen Ausgang der Periode ") Es ist ein Behang von perlen-<br />

Sitte, abgenutztes Geschirr für die Bestattung geschmückten Bronze- oder Eisenringen<br />

zu verwenden (Jahresschr. 8, 180 f.)<br />

*) Ein drittes Kistengrab desselben Hü-<br />

(AhV. 5 Taf. 27; Undset, Eisen S. 132).<br />

") Undset S. 118. 119. 134; es kommen<br />

gels ergab noch eine dritte große Buckel- schon eiserne Haarzangen vor (S. 120.<br />

urne nebst Beigefäßen (Jahresschr. 4, 82. 83 I<br />

auch<br />

135).<br />

Taf.9, 9. 10); die in der Nähe gefundenen »*) Undset S. 118. Schlemm S. 198 ff.<br />

Handbuch des deutschen Unterrichts. Bd. V, Teil I. 12

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