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Deutsche Altertumskunde

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174 I- Prähistorische Zeit. B, Die Germanen.<br />

Holzgefäßen ein Tafelgeschirr mit bunter Bemalung, dazu Gefäße aus Bronze<br />

oder aus Glas. Grabhügel gibt es in Hallstatt nicht mehr, an ihre Stelle<br />

sind Flachgräber getreten, in denen nicht bloß große Urnenschalen mit ver-<br />

brannten Leichen, sondern auch Skelette unverbrannter Leichen ruhen. i) In<br />

den Brandgräbern überwiegt im Großen und Ganzen die Bronze, die Skelettgräber<br />

weisen mehr Eisen auf, sind also moderner eingerichtet. Die Grab-<br />

ausstattung ist recht mannigfaltig; zuweilen ist sie spärlich, zuweilen reich,<br />

insbesondere ist der Vorrat an Tongefäßen recht groß, weil es Sitte geworden<br />

war, die Toten aus einem ganzen Service, d. h. in der Regel aus drei bis<br />

fünf, ausnahmsweise sogar aus fünfzehn irdenen Töpfen zu speisen, wozu<br />

noch das elegante Bronzegeschirr kommt (z. B. Kannen, Schüsseln, Schalen,<br />

Kessel italienischen Fabrikats). In den meisten Gräbern hat sich wenigstens<br />

ein kleines eisernes Messer vorgefunden. Auch fast alle Dolch- und Schwertklingen<br />

sind aus Eisen — der Griff gerne noch aus Bronze — , desgleichen<br />

die Speer- und Lanzenspitzen; auch Axt und Beil sind häufiger aus Eisen als<br />

aus Bronze geschmiedet. Für Schmucksachen nahm man das Eisen fast noch<br />

gar nicht; unter vielen hundert Bronzefibeln ist nur eine Eisenfibel gefunden.<br />

Als Leitform unter dem Bronzeschmuck darf ein mit Hakenverschluß versehener<br />

Gürtel aus getriebenem Bronzeblech gelten, der eine typische Buckel-<br />

verzierung aufweist und dazu ein stilisiertes Pferd oder einen Vogel, bekannte<br />

Tiermotive, denen wir als unserem Tierornament (S.129) auch auf den<br />

nordischen Bronzen begegnen werden, gleich wie den vorgetriebenen Buckeln,<br />

die bei den Grabgefäßen der Germanen (den sog. Buckelurnen) einen Stilwandel<br />

herbeigeführt haben. Als geometrisches Ornament dient sonst der Mäander<br />

und auf dem Töpfergeschirr ein System von Vertikalrippen oder von horizontal<br />

angeordneten Kannelüren mit guirlandenartig hängenden Bogenlinien.<br />

Dieselben Attribute, die wir aus den Gräbern von Hallstatt kennen<br />

lernen, sind mit unwesentlichen Modifikationen auf dem weitausgedehnten<br />

Siedelungsgebiet der Kelten gefunden zwischen den Alpen und den Er-<br />

cunien, in Ungarn und Österreich und in der Schweiz, in Baiern und in<br />

Württemberg, in Baden und in Hessen, im Elsaß, im Rheinland und in<br />

Frankreich seit 1000—800 v. Chr. Geb. 2) Die süddeutsche Hallstattkultur<br />

der Kelten hat sich aber auch im Osten bis nach Böhmen und Mähren,<br />

Schlesien und Posen ausgebreitet.»)<br />

Auch die Germanen in Ostmitteldeutschland und Nordostdeutschland<br />

weisen eine sog. Hallstattkultur auf. An ihren äußersten<br />

Grenzen legt sich aber in weitgeschwungenem Bogen der keltische Kultur-<br />

krcis um das Siedelungsgebiet der Germanen herum; die auffälligsten Unterscheidungsmerkmale<br />

sind 1. die dort auftretende, hier fehlende Bemalung<br />

des Tongeschirrs*) und 2. die Beerdigung der Leichen. Die Germanen<br />

haben auch innerhalb ihrer Kolonien an dem schlichten Geschirr und an<br />

») Über gemischte Nckropolcn in Süd- f. Antliropol. 1910, 120 (Niederrhein).<br />

we«tdeut«chland vj^l. Arch. f. Anthropol. ') AhV. 5, 319. J. DilamAirni, Manuel<br />

31,250; hier haben sich Grabhügel für d'arch^ologie II, 1: Agc du Bronze. Paris<br />

|<br />

;<br />

1<br />

verbrannte Leichen länger erhalten.<br />

»)AhV.5, 243. 315. 321 Taf. 44.55. Mitlcll.<br />

1910.<br />

*)<br />

Die llallstatturuppcn mit bemalter<br />

d. oberhcM. Ocschlchlsvcr. N. I-. 12, 119. 13, Keramik sind Arch. i Antliropol. 31. 278 ff.<br />

114. 14,99. 16,96. 17,92. Korrespondcnzbl. aufgeführt.

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