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Deutsche Altertumskunde

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3. Das Zeitalter DER Leichenverbrennung. § 26. Ausländische Eisenindustrie. 173<br />

ist auch Eisengerät in die Totenurnen gelegt worden. Gleichzeitig meldet<br />

sich auf der Apenninhalbinsel ein verstärkter Einfluß griechischer Technik<br />

und Sitte. In Griechenland hatte man schon wieder begonnen, die Leichenverbrennung<br />

zu beseitigen und die Verstorbenen unverbrannt zu bestatten.<br />

Aber es gibt nun, seitdem die Griechen ihre ersten Kolonien in Italien begründet<br />

haben, italienische Friedhöfe, wie den von La Certosa (bei Bologna),<br />

wo griechische Vasen durch ihre Bemalung auffallen und eine Mischung von<br />

älterem Leichenbrand und neuerer Leichenbestattung beobachtet werden kann.<br />

Solch neue Lebensart, an der Griechenland einen nicht unwesentlichen<br />

Anteil hat, setzte sich bald auch in einer Außenzone rings um Norditalien<br />

herum, namentlich in den Alpenländern Süddeutschlands, in Österreich und<br />

in der Schweiz fest. Hier hängt um 800 v. Chr. die älteste Eisenzeit direkt<br />

von der oberitalienischen ab, wie die großen Funde von Hallstatt lehren,<br />

nach denen man den neuen Abschnitt mitteleuropäischer Kultur als<br />

Hallstattperiode bezeichet hat.<br />

Die von Griechenland und Norditalien her bekannte Mischung von<br />

Leichenbrand und Leichenbestattung kehrt in Hallstatt wieder. Wer seine<br />

Toten verbrannte, sammelte ihr Gebein in ein großes Grabgefäß, das zuweilen<br />

mit dem griechischen Mäander verziert ist, und setzte um die Knochen-<br />

urne herum eine Menge kleinerer Tongefäße (sog. „Beigefäße") von sehr<br />

verschiedenen Größen und Formen, die Nahrungsmittel als Totenopfer ent-<br />

halten zu haben scheinen; unter den Metallbeigaben fallen mit einem stili-<br />

sierten Vogel ornamentierte Bronzegefäße auf oder auch eine Fibel mit<br />

hochgewölbtem Bügel und ein Bronzeschwert mit doppelspiralig aufgerolltem<br />

Knauf. Alle diese Merkmale finden sich an anderen Orten Süddeutschlands<br />

wieder. Von Gewicht sind namentlich die vornehmen Erzeugnisse griechischer<br />

Keramik, die ebendahin gelangt sind.<br />

Im aufsteigenden Gebirgsstock des Salzkammerguts liegt etwas süd-<br />

lich von Salzburg und Ischl in einem schwer zugänglichen Hochtal des<br />

Hallberges das große Grabfeld von Hallstatt. Unerschöpfliche Salzlager<br />

sicherten einträglichen nach Norden und nach Süden gerichteten SalzhandeP)<br />

und brachten den Ort schon früh in die Sphäre des Eisenhandels. Eine<br />

Eisenindustrie gab es daselbst noch nicht. Darum ist unter den Fundstücken<br />

das Eisen weit spärlicher als die Bronze vertreten, aber bedeutsam<br />

ist die gleichzeitige Verwendung von Bronze und von Eisen, gelegentlich<br />

sogar für ein und dasselbe Muster. 2)<br />

Stilgeschichtlich gehören die Hallstattfunde<br />

durchaus zu jener Periode, die wir jüngere nordische Bronzezeit<br />

nennen, nur ist diese, mit Hallstatt verglichen, rückständiger, weil ihr das<br />

Eisen mangelt. Im nordischen Erzhandel treffen wir die in Hallstatt vor-<br />

herrschenden Ornamente wieder, die Schmucksachen sind hier wie dort<br />

aus Bronze oder aus Gold, aber Hallstatt liefert bereits zu den Ton- und<br />

^) Über Salzindustrie in der Hallstattzeit MüLLER,UrgeschichteS.128.132 M.Hoernes,<br />

Die Hallstattperiode. Arch. f. Anthropol. 31<br />

vgl. Zeitsciir. f. Ethnolog. 1903, 645. In Hall- ;<br />

statt hat man nordischen Bernstein und Mu- i<br />

schein aus der Adria gefunden. !<br />

2) Vgl. für die Einzelheiten: E.V. Sacken, |<br />

\<br />

Das Grabfeld von Hallstatt in Oberöster-<br />

(1905), 233. A. Aigner, Hallstatt, München<br />

1911. — Die Ausgrabungen haben in den<br />

Jahren 1847—64 stattgefunden und sich auf<br />

993 Gräber erstreckt. Von der römischen<br />

reich und dessen Altertümer. Mit XXVI Tafeln.<br />

Wien 1868. WSB. 30, 1 75 ff . Undset S. 12ff.<br />

Niederlassung (v. Sacken S. 150 ff.) wird hier<br />

abgesehen.

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