29.06.2013 Aufrufe

Deutsche Altertumskunde

Deutsche Altertumskunde

Deutsche Altertumskunde

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

172 I- Prähistorische Zeit. B. Die Germanen.<br />

Das Eisen, eine wirtschaftliche Errungenschaft von unabsehbaren Folgen,<br />

trat in den Gesichtskreis der in Mitteldeutschland unter den Kelten sich ausbreitenden<br />

Germanen; sie haben der Zufuhr des Eisens — dem Wort und<br />

der Sache 1) — unter die nur mit Kupfer, Zinn und Bronze arbeitenden<br />

Stammesgenossen des Mutterlandes den Weg gebahnt.<br />

Von Griechenland und Sizilien her hatte sich das Eisen längst in den<br />

Apennin hinein verbreitet. 2) Hier ist seit etwa 1000 v. Chr. Toskana, das<br />

alte Etrurien, eine Hauptprovinz europäischer Eisenindustrie. Ihre Hinter-<br />

lassenschaft stellt sich eindrucksvoll in Villa nova (bei Bologna) dar, weshalb<br />

man dem für den Norden neu anbrechenden Zeitalter schon die Aufschrift<br />

„Villanovaperiode" gegeben hat.^) In Mittelitalien, etwas später in Ober-<br />

italien, noch später in Süddeutschland wurde allmählich die Bronze in ihrer<br />

allgemeinen Verwendung für Waffen, Werkzeug, Gerät und zum Teil auch für<br />

Schmucksachen entwertet und mehr oder weniger durch das Eisen abgelöst.<br />

Es hat recht lange gedauert, bis die Germanen Mitteldeutschlands und zu<br />

allerletzt die Germanen Norddeutschlands und Skandinaviens der neuen<br />

Industrie ihre Grenzen geöffnet haben.*) Unter den Bewohnern des alten<br />

Mutterlandes waltete noch die Bronze, als nicht bloß in Süddeutschland das<br />

Eisen sich eingebürgert hatte, sondern als es schon in West- und Ostmittel-<br />

deutschland aufgenommen worden war. Ins Mutterland sind ebenfalls Elemente<br />

der Villanovakultur vorgedrungen, aber der übermächtigen Bronze<br />

gegenüber nicht zu einer so umwälzenden Bedeutung gelangt wie in den<br />

Randgebieten der Germanensiedelung. Dies ist eine der wichtigsten Tatsachen<br />

für das Verständnis der neuen Epoche, der sog. jüngeren Bronzezeit. 0)<br />

Schon in der älteren Bronzezeit hatte die italienische Erzindustrie Erzeugnisse<br />

nach dem germanischen Norden abgesetzt (S. 131). Wenn nun<br />

auch die Feuerbestattung und die Beisetzung der im Feuer zersplitterten Ge-<br />

beine in Tongefäßen (S. 136) aus der italienischen Zone stammt, so ist<br />

jetzt zu betonen, daß die Leichenverbrennung ein Merkmal der nord-<br />

italienischen und süddeutschen Eisenzeit ist.<br />

In Villanova, der Hauptfundstätte altitalienischer Eisenwaren, hat man<br />

die Toten verbrannt und ihre Reste in Urnen unter dem Erdboden beigesetzt;<br />

als Beigaben wurden die Bronzen bevorzugt, aber mehr und mehr<br />

') Daß die Germanen den Kelten da- ') Undset, Auftreten des Eisens S. 1 ff.<br />

mals benaclibart waren und von den Kelten Müller, Urgeschichte S. 120 ff.<br />

das Elsen bezogen haben, erfahren wir durch *) Sed prius aeris erat, quam ferri cogdas<br />

Wort. Es ist nur bei Germanen und /i/^M5//5//6'(Lucretius, de rerum natura v. 1286);<br />

Kelten belegt und zwar in identisclicr Form gegen die unl ah. iarn), es ist darum durcli Lindcnschmit und Hostmann vgl. z.B.<br />

sicher ein Wanderwort und, wie der irische Verhandl. 1893, 89. — An die eisenlose Zeit<br />

Schwund des -s- zeigt, ein keltisches Erb- gemahnen noch Ritualvorschriften wie z. B.<br />

wort (ablautend zu lat aes Bronze?), das zu clausiim ornne ferrnm Tacitus, Germ. c. 40.<br />

den Germanen als Fremdwort mit den kel- '"') Undset S. VII. Xf. Neuerdings wird<br />

tischen Elsenwaren gelangt sein muß (got. mit Recht der Einfluß der Villanovakultur<br />

^/«ar/i, atsl. /5ar^, ags. africs. /jr^r/i, and. and. auf den Norden kräftiger betont; aber er<br />

Isarn > tsan, Isen); vgl. R. MUCH, Zeitschr. sollte nicht (iberschiltzt werden (Prühistor.<br />

f. d. Altert. 42, 164 (. S.liiiST, Etymol.Wörterb.<br />

d. got. Sprache S. XIII. 70 f.<br />

n MOLLKR, Urgeschichte S. IlSff. 139ff.<br />

1<br />

i<br />

Zeitschr. 1,140. IT)?). Leider ist das Qucllen-<br />

material noch nicht rciciilich genug, um die<br />

Berührung des südeuropaischcn Eisens mit<br />

155 u. MONTELius, Korrespondenzbl. f. An- der nordischen Bronze allerorten zu voller<br />

thropol. 1900, 142. Anschaulichkeit |<br />

bringen zu können.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!