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Deutsche Altertumskunde

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170 I- Prähistorische Zeit. B. Die Germanen.<br />

Dasselbe Volk, das in Norddeutschland saß und die Niederlausitz<br />

germanisierte, hat in derselben Periode jüngerer Bronzezeit auch die Oberlausitz,<br />

i) das Königreich Sachsen und das östliche Thüringen bestrichen. Im<br />

Königreich Sachsen kommen Megalithgräber nicht vor, ist überhaupt nur<br />

ein einziger neolithischer Grabfund bekannt, 2) also nur eine sehr dünne<br />

Bevölkerung im Flachland — das Gebirge ist gemieden — zu erschließen.<br />

Dichter ist die Besiedelung erst in der jüngeren nordischen Bronzezeit<br />

geworden, die hier ebenso germanischen Charakter trägt wie in der Nieder-<br />

lausitz und darum auf Zuwanderung neuer Bevölkerung zurückgeführt<br />

werden konnte. 3) Auch im östlichen Thüringen tritt die Leichenverbrennung<br />

in Verbindung mit der sog. Lausitzer Keramik auf*) und auch hier handelt<br />

es sich nicht bloß um Übertragung einer Tecknik,'') sondern um das Einströmen<br />

einer neuen Bevölkerung, die ostwärts von Brandenburg und von<br />

der Lausitz her ins Land gekommen ist^) und jetzt bei Zittau das Erz-<br />

gebirge und bei Gotha den Thüringer Wald erreicht hat.^)<br />

Wahrscheinlich ist auch von den Weser- und Emsdistrikten eine Ausdehnung<br />

nach dem Rhein hin erfolgt, doch ermangeln wir noch der archäo-<br />

logischen Anhaltspunkte. 8)<br />

In der jüngeren Bronzezeit werden also die germanischen Bronzen und<br />

keramischen Erzeugnisse auf einem erheblich vergrößerten Verkehrsgebiet<br />

gefunden, die Zahl der Fundstücke und Fundorte vermehrt sich, die Besiedelung<br />

ist jetzt im Mutterlande dichter und im Ausland umfangreicher<br />

geworden.<br />

In der genannten Epoche scheinen die Germanen westwärts bis in die<br />

Nähe des Rheins, südwärts bis zu einer Linie Gotha— Gera— Görlitz,<br />

ostwärts etwa bis zu einer Linie Görlitz—Samter—Bromberg—Weichsel ge-<br />

langt zu sein, denn der Unterlauf dieses Stroms bildet eine archäologische<br />

Grenze.'»)<br />

88 ff.<br />

') Korrespondenzbl. f. Anthropol. 1906, !<br />

halten'<br />

(Kossinn A, Zeitschr. f. Ethnolog.<br />

1902, 162).<br />

I<br />

*) Skelettgrab aus der Nähe von Zwenkau *) Die zahlreichen Überreste einer starken<br />

!<br />

'<br />

j<br />

1<br />

!<br />

;<br />

(südlich von Leipzig); Sächsische Volkskunde Besiedelung auf dem Alten Gleisberg gehören<br />

herausgegeben von R. Wuttke'' (1903)S. 31. der jüngeren Bronzezeit an; die Funde glei-<br />

*) DeichmOller, Korrespondenzbl. d. chen „auffallend dem Inventar aus märki-<br />

Gesamtver. 48 (1900), 183 ff. Die Fundkarte sehen Ansiedlungen" (Götze, Altertümer<br />

ergibt eine Linie Zittau Dresden— Leisnig<br />

als Sudgrenze germanischer Besiedelung<br />

Thüringens S. 297 f.).<br />

') Am südwestlichen Abhang des Thü-<br />

(Sächsische Volkskunde S. 42).<br />

ringerwaldes ist eine eigenartige Gruppe von<br />

*) Vgl. z. B. Mutschau (Kreis Weißenfcls),<br />

Posscnhayn (Kreis Naumburg), Maua !<br />

Hügelgräbern beobachtet worden, als Ver-<br />

treter einer Kultur, die von Süden her ins<br />

(Verwaltungsbezirk Apolda) bei Götze, Alter- Gebirge bis in die Rhön vorgedrungen ist,<br />

;<br />

tümer TliUringens S. 3.57f. 351. 312. Sonnen- während eine breite Zone am Nordraiid des<br />

dorf ebenda b. 322. Stöben (?) S. 339. Kahla fast fundlecr geblieben ist<br />

Thüringerwaldes<br />

I<br />

|<br />

S. 370. (Götze, Altertümer Tliüringens S. XXIX.<br />

»)QöTZE,AltcrtUmcrThürlngcnsS.XXVni. XXXI).<br />

XXX. Hier bewahrt sich der Leitsatz: .Die<br />

») Korrespondenzbl. f. Anthropol. 1910,<br />

von Süden nach Norden eilenden Aus-<br />

|<br />

118. 120 (am Niederrhein sitzen Kcllcnslilunne<br />

j<br />

breitungswellcn einer Kultur sind im all- des südlichen Kulturkreiscs); vgl. M.innus<br />

gemeinen nur Kulturwcllcn; dagegen die<br />

von Norden nacfi Süden gerichteten Ver-<br />

4, 187 ff. Weiter vom Rhein ah, in dem Winkel<br />

zwischen Fms und Lippe könnte vielleicht die<br />

pflanzungen zusammenhängender Kulturen Kolonie der Klcin-Hructerer auf alte Aus-<br />

oder charakteristischer Teile derselben sind wanderungen schlicUen lassen.<br />

für Ergebnisse von Völkerbewegungen zu<br />

») Undset S. 113. 150.

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