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Deutsche Altertumskunde

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3. Das Zeitalter der Leichenverbrennung. § 25. Wanderungen. 167<br />

überließ er der Hausfrau. Nicht einmal mit ihren Weibern speisten die<br />

Männer an einem und demselben Tisch. i) Als Tischgerät kennen wir nur das<br />

Messer fürs Fleisch und den Löffel für Grütze und Gemüse. 2) Nationalgetränk<br />

wurde ein gegorener Beerenwein^) neben dem älteren Met und Bier;^) sonst<br />

spielte die Milch fortdauernd eine Hauptrolle i^) als Leckerbissen galt die<br />

Biestmilch,6) ein mehr oder weniger flüssiger, formloser Quark war der Käse<br />

der Germanen.'')<br />

3. Das Zeitalter der Leichenverbrennung.<br />

§ 25. Wanderungen. Ins Weite und Große gerichtete Anregungen<br />

müssen die germanische Bevölkerung um die Wende der älteren und jüngeren<br />

Bronzezeit bewegt haben.<br />

Ihr Siedelungsgebiet wurde um sehr beträchtliche Räume vergrößert. Es<br />

mag etwa um 800 v. Chr. Geb. gewesen sein, als die Germanen über die<br />

ihnen zu eng gewordenen Grenzen ihres Mutterlandes hinausgriffen und<br />

Neuland in Besitz nahmen.») Man könnte von diesem — uns allerdings<br />

nicht durch die Geschichtschreiber, wohl aber durch die archäologischen<br />

Funde bezeugten — Vorgang die Völkerwanderung der Germanen datieren.<br />

Außerhalb ihres Mutterlandes haben sie von nun an ununterbrochen erfolg-<br />

reiche Kolonien gegründet, in neuer Heimat in neue Verhältnisse sich ein-<br />

gelebt und dadurch neue, in ihnen schlummernde Kräfte aufgeweckt. Die<br />

Kolonie hat immer etwas vor dem Mutterland voraus; nicht bloß die<br />

wirtschaftlichen Güter, die sie den Wanderern erstrebenswert machten, sondern<br />

auch die Fülle neuer Erlebnisse. Diese bedeuten immer einen Kultur-<br />

fortschritt, weil es zur Bewältigung neuer Erlebnisse vordem nicht geübter<br />

Kräfte bedarf. Von der größten Bedeutung ist aber der Erfahrungssatz, daß<br />

die Kolonien das Mutterland dadurch befruchten, daß sie es allmählich an<br />

ihrem regsameren Leben teilnehmen lassen. Auf solchem Wege lernten die<br />

Völker ihre Existenz zu erneuern und zu steigern.<br />

Dieser Erfahrungssatz hat sich bei den Germanen namentlich dann<br />

bewährt, wenn das Randgebiet ihrer Siedelungen nach Süden oder Westen<br />

ausgeweitet worden und das Kolonistenvolk in inniger Verbindung mit<br />

*) Tacitus Germ. c. 22; über die Tisch- kern, kirn Butterfaß,<br />

j<br />

\<br />

;<br />

•<br />

zeit gibt got. iindaiirnimats (Mittagsmahl)<br />

Aufschluß (vgl. anord. iindorn Vormittag, ags.<br />

andern Mittag, afries. imden Vormittag, and.<br />

undorn Vormittag, ahd. imtarn Mittag).<br />

*) Der sprachliche Ausdruck macht ailerdings<br />

Schwierigkeiten ; einem mhd. biest, ahd.<br />

biost, ags. beost (engl, beestings), nd. best<br />

stehen obd. briait und Island, brystur gegen-<br />

'')<br />

, Messer" ist eine ähnliche Bildung über; doch sind diese Bildungen wahrscheinwie<br />

„Muslöffel" und aus dem Kompositum lieh volksetymologisch beeinflußt von brüs,<br />

*matisahs (Fleischmesser) entstanden; das<br />

j<br />

| ör/>5 (Brösclien) Brustdrüse des Rinds.<br />

Abschneiden der Fleischstücke heißt anord. 1<br />

skilja, vgl. got. skilja (Fleischer); Messerformen<br />

S. 147. Löffel bei BoYE Taf. 15.<br />

Jahresschr. 14715. 234.<br />

^) got. leipus, anord. ags. lip, afries. and.<br />

lith, ahd lid (Obstwein), Wackernagel, Kl.<br />

Sehr. 1,95 ff.<br />

"•) anord. gl (dän.0/), ags. ealn (engl, ale),<br />

and. alo (Hoops, Reallexikon 1, 279 f.).<br />

*) nhd. kern, mnd. kerne Rahm : anord.<br />

kirne, ags. eieren (engl, churn), mnd. mhd.<br />

'') *jiistaz{ünn.juitstoKäse)>anoTd.ostr,<br />

vgl. aind. yüü, lat. jus Brühe. Er wurde wohl<br />

durch Umrühren hergestellt (Wörter und<br />

Sachen 1, 97; über das den Slaven entlehnte<br />

Wort quark S. 98); ein gemeingermanischer<br />

Ausdruck für „Quirl" ist anord. mgndull,<br />

nhd. mandel (Drehholz), vgl. lit. mentur6<br />

(Quirl), aind. manthä (Rührlöffel).<br />

*) P. Höfer, Archäologische Probleme<br />

in der Provinz Sachsen (19Ü4) S. 21 f.

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