Deutsche Altertumskunde
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2. Das Zeitalter der Leichenbestattung. § 24. Wirtschaft. 165<br />
neueren Sorten beherrschten Gerste, Weizen i) und Hirse das Ackerfeld, 2) das<br />
mit gesteigertem Interesse bewirtschaftet worden sein mag. Denn technische<br />
Fortschritte begünstigten einen intensiveren Betrieb: den Pflug mit einem<br />
Joch Ochsen bespannt lernen wir aus den Felsenzeichnungen kennen (S.ISO);^)<br />
wesentlich verbessert war die allgemein verbreitete Metallsichel (S. 147), die<br />
die Arbeit erleichterte;^) das geschnittene Getreide wurde ausgestampft, ^)<br />
das Korn von der Spreu'^) durch die Wurfschaufel und das Sieb gereinigt^)<br />
und auf dem Dreschplatz unter einem Schutzdach aufbewahrt. s)<br />
Wie der Ackerbau, so muß auch die Viehzucht») in der Bronzezeit<br />
wirtschaftlich gründlicher ausgenutzt worden sein. Das Vieh ist Nutzvieh in<br />
erhöhtem Sinn geworden. Die Bedeutung des erweiterten Betriebs spiegelt<br />
sich am anschaulichsten darin, daß jetzt wie vom Jahresertrag der Feldfrüchte<br />
so auch vom Nutzvieh ein altgermanischer Ausdruck für „Genosse"<br />
(und weiterhin für „Genossenschaft") abgeleitet worden ist.i^) Diese Tat-<br />
sache kann kaum anders interpretiert werden, als daß durch den Ausbau ihrer<br />
genossenschaftlichen Betriebsform von der Bevölkerung höhere Renten er-<br />
zielt wurden. Dabei hat vielleicht die Neuerung mitgewirkt, daß wie für die<br />
Körnerfrucht eine Scheuer (Anm. 8), so für das Vieh") im Winter ein Standort<br />
eingerichtet und damit die Stallwirtschaft begründet worden ist.^*) Im<br />
faß mit verkohlten Saubohnen {vicia fabä)<br />
gefunden (Niederlausitzer Mitteil. 2, 297. 300)<br />
vgl. anord. bann, ags. bean, ahd. bona, mhd.<br />
dazu der Name der Nord-<br />
bdne {vicia faba) ;<br />
seeinsel Baunonia-Fabaria bei Plinius, nat.<br />
hist. 4, 94.97. 18, 121 (HooPS S.399ff.464f.<br />
645. Nd. Jahrb. 16, 53. Nd. Korrespondenzbl.<br />
16, 24. 55). — Anord. ertr, and. erit, ahd. araweiz<br />
(Zeitschr. f. d. Wortforsch. 2, 231 f.), mhd.<br />
erweiz, mnl. erwet < lat. ervum, griech. eoißn-ßoi<br />
(Wanderwort: HooPS S. 463 f. 645 f.<br />
397 ff.). — Lat. lens > ahd. linsi Linse (Zeitschr.<br />
f. d. Wortforsch. 3, 271. Hoops S. 462 f.)<br />
fehlt nicht bloß den nordischen Sprachen,<br />
sondern auch im Angelsächsischen. Linsengerichte<br />
hat es also im nordeuropäischen<br />
Altertum noch nicht gegeben.<br />
') Mitteil. d. anthropol. Ver. 7, 17. 21.<br />
Korrespondenzbl. f. Anthropol. 1900, 58. Müller,<br />
<strong>Altertumskunde</strong> 1, 458 L A3rb0ger 1906,<br />
223 f.<br />
^) got. atisk, ahd. ezzisc, mnd. esch ; der<br />
gleicheWortstamm steckt in nhd. obst{ags.ofet,<br />
ahd. obaz); vgl. S. 76. Die Äcker blieben<br />
durch ungepflügte, grasbewachsene Grenzstreifen<br />
getrennt (anord. rein [dän. ren], mnd.<br />
rin, rein [Grenze], mhd. rein Rain).<br />
3) Aarb0ger 1900, 203 ff.<br />
*) Zu got. gilpa gehört wohl ags. ^ielni<br />
Garbe; das Getreide konnte jetzt reihenweise<br />
gemäht werden (nhd. Jahn :<br />
schwed. an).<br />
^) got.priskan,anoTd.priskJa, ags.perscan<br />
(engl, thrash), ahd. drescan dreschen; die<br />
Grundbedeutung des Verbums scheint ital.<br />
trescare (mit den Füßen stampfen, trampeln)<br />
gut bewahrt zu haben (Wörter und Sachen<br />
1, 2 14 ff.).<br />
®) got. afiana, anord. (^gn, ags. aesne (engl.<br />
;<br />
awn), ahd. agana, nhd. ahne (cfr. ähre, achel<br />
S. 77)<br />
um ein Wanderwort handelt, scheint durch<br />
finn. akana u. a. bestätigt zu werden.<br />
: griech. «/»•/;, lat. agna; daß es sich<br />
') ahd. winda, scora (Schaufel), got.<br />
winpiskaiiro (vgl. ahd. wintscüvala, wintworva,<br />
ags. windscobl; ini.ahd.winton, ags.<br />
windwian); die Übereinstimmung von lat.<br />
cribriim, air. criathar mit mhd. riter, ahd.<br />
ritara, ags. hridder (engl, riddle Sieb) und das<br />
dazu gehörige gemeingermanische Adj. got.<br />
hrains, anord. hreinn, and. hreni, ahd. hreini<br />
(rein) geben für die Datierung den Ausschlag.<br />
**) got. gaprask (Tenne); scheuer und<br />
Scheune gehen auf einen gemeinsamen Stamm<br />
zurück, der so viel als .Schutzdach" (Schauer)<br />
bezeichnet (vgl.mnd. mhd. sc/2ur:sc/i/«r^, ahd.<br />
scür : sciura; mhd. schiune : anord. skaunn<br />
Schild; ahd.scuginna Scheune : norwtg.skyggne<br />
Sclilupfwinkel, fries. nd. schäl Schuppen :<br />
anoxA.skjöl Scheuer, Versteck); vgl. Rhamm,<br />
Etnograph. Beitr. 2, 1, 259 f.<br />
») Aarb0ger 1 906, 2 1 9, vgl. Arch. f.Anthro-<br />
pol. 30, 233.<br />
*") Die an dem gemeinschaftlich gewonnenen<br />
Ertrag beteiligten Mitglieder einer Dorfgemeinde<br />
sind „Genossen" (anord. nautr,<br />
ags. ^eneat, aix\ts. nät, and. genöt, ahd. ganöz).<br />
Anord. naut, ags. neat, afries. nät, ahd. ndz<br />
bezeichnet im allgemeinen das Vieh, genauer<br />
das „Nutzvieh" bezw. den von ihm gelieferten<br />
Jahresertrag (lit. nauda Nutzen, Ertrag), vgl.<br />
anord. nyt Nutzen, Milch {nytja melken), u.a.<br />
Wörter und Sachen 2, 41 f.<br />
^•) got. ter/^us, ags. w/-^/) (Herde) vgl. dän.<br />
vraad (Schweineherde) : aind. vrüta (Schar).<br />
^'-) Das lautgeschichtliche Verhältnis der<br />
Doppelformen stadel{: \ai. stabulum) undstall