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Deutsche Altertumskunde

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162 t- Prähistorische Zeit. B. Die Germanen.<br />

zeitlichen Gräber ausgehen müssen, i) Dabei ist jedoch zu beachten, daß<br />

die Grabhäuser vom Ritus geforderte (nicht in allen Details absolut getreue)<br />

Nachbildungen des eigentlichen Wohnhauses zu sein scheinen und<br />

nicht ohne weiteres nach ihren Raumverhältnissen mit der Wohnung der<br />

Lebenden identifiziert werden dürfen. Vergleichen wir aber die Dachhäuser<br />

der Gräber mit den neolithischen Wohngruben (S. 90), so ergibt sich als<br />

wesentlichster Fortschritt, daß wenigstens das herrschaftliche Haus mit seinem<br />

Wohnraum nicht mehr unterirdisch, sondern oberirdisch geworden ist. 2)<br />

Das Hauptstück der Architektur war und blieb das schützende und wärmende<br />

Dach, mit einer so widerstandsfähigen Konstruktion, daß sie in jenen Grabhügeln<br />

bis auf die Gegenwart standgehalten hat. 3) Das breit entwickelte,<br />

steile, nach allen vier Seiten als Walm herabfallende Dach, der Machtfaktor<br />

des Hauses, ist überhaupt und allezeit für die volkstümlich-deutsche Wohnung<br />

im Gegensatz zu dem horizontalen Dach der Südländer charakteristisch.<br />

Dies Dach ist unseres Hauses ältester und unveränderlichster Bestandteil.*)<br />

Auch aus dem Sprachgebrauch sind weitere Belege dafür beizubringen,<br />

die das gemeingermanische einzellige Dachhaus zu bestätigen geeignet sind.<br />

Gemeingermanisch ist das Wort „Giebel ",5) desgleichen das plattdeutsche<br />

Wort für den Winkel, den im Innern des Dachraums das Dach mit dem<br />

Fußboden bildet;^) namentlich aber ist das Wort „Haus" dafür beweis-<br />

kräftig, daß wir von einem einzelligen Wohngebäude ausgehen müssen.^)<br />

Innerhalb des „Hauses" ist der eigentliche Wohn- und Schlafraum (in dem<br />

sich z. B. die Helmsdorfer Totenlade befindet) nicht bloß durch das in den<br />

Grabhügeln angetroffene Steinpflaster angedeutet, sondern auch durch eine<br />

besondere sprachliche Bezeichnung, die als „Flett" noch in der Gegenwart<br />

[<br />

der isländischen borgir gedenken (GudMUND-<br />

SON, Privatboligen S. Iu7f.).<br />

') Jahresschr. 6, 52 f. — Die Sprachüberhröf,<br />

mnd, röf, engl, roof ( : urkelt. *krapos'?);<br />

der unter ihm sich dehnende Raum (Dachräum<br />

, Bodenraum) heißt got. anord. hröt<br />

lieferung gewährt als verbreitetste Bezeich- (dän. rot), dazu ags. and. hröst, nl. roest, dän.<br />

nung des .Dachhauses' das Wort /ffl^e (anord. j rgst Zeitschr. f. d. Phil. 39, 284. Rhamm,<br />

kot, kytj'a, ags. cot, cyte, engl, cot [dovecote, \ Beitr. 2, 1, 706; die Dachbalken heißen anord.<br />

\<br />

j<br />

sheepcote], cottage, mnd. kote [domuncula], sparri oder sperra, and. ahd. sparro; das<br />

kate, mhd. kote (z. B. einen mosehten koten, nur in Mittel- und Niederdeutschland übliche,<br />

ein arm heimute Pilatus 270); \g\. Salzkoten, altertümliche Wort „Bohle* ist wohl identisch<br />

Köhlerkoten; Köter; Kossäte. Weiteres bei I mit anord. *o/r (Baumstamm, vgl. engl. Z>o/e);<br />

GudMUNDSON, Privatboligen S. 111 ff. Syno- Bohlenfüllung der Hauswände behandelt<br />

Beitr. 2, 1, 357.<br />

Rhamm, nym war vielleicht das nicht so sehr ein<br />

primitives Bauwerk als den Schlaf- und Wohnj<br />

'') got. gibla, anord. gafl, ahd. gibil<br />

räum desselben bezeichnende gemeingerma- (: griech. xe^'ax»/?).<br />

nische Wort koben (mhd. kobe, mnd. kove, ") nd. oÄ

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