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Deutsche Altertumskunde

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160 •<br />

Prähistorische Zeit. B. Die Germanen.<br />

balken im Süden der Hausanlage hatten wohl den Zweck, die Bretter zu<br />

halten, mit denen die südliche Giebelseite des Hauses verschlossen wurde;<br />

ebenda ragte aber auch ein 50 Zentimeter starker, 170 Zentimeter hoher<br />

Baumstamm iHolzsäule) auf, der den Firstbalken zu tragen hatte und darum<br />

in ein Zapfenloch eingefügt worden war; in halber Höhe der Säule fand<br />

man einen Strebebalken eingelassen, der im Boden außerhalb des Hauses<br />

festgerammt war.\) Die Dachsparren sitzen im Erdboden durch eine Steinschüttung<br />

festgekeilt. Auf den Sparren liegen Holzbohlen vom Fußboden<br />

bis zum Firstbalken hinauf; die Fugen zwischen diesen Dachbrettern sind<br />

mit Gips ausgefüllt; um das hölzerne Dach vollständig wasserdicht zu<br />

machen, ist eine 15 Zentimeter dicke Lage Schilfrohr (Reth) darüber gebreitet<br />

und das Reth mit Steinplatten zugedeckt. Unter diesem Dach, das gewiß<br />

in allen Einzelheiten als Modell betrachtet werden darf, liegt ein alter Mann<br />

auf dem mit Brettern belegten Flett (d. h. Pflaster) des Hauses ausgestreckt,<br />

quer über ihm das Skelett eines etwa zehnjährigen Mädchens (einer Sklavin,<br />

die ihm als Opfer gefolgt ist?). 2) Zur Ausstattung gehört ein großes Ton-<br />

gefäß,*) es stand links zu Füßen des Greises, rechts davon ein Schleifstein<br />

(aus Schiefer), ein Steinhammer mit Schaftloch, '^) die eherne Klinge eines<br />

Schwertstabs, die in stumpfem Winkel in einen 2,5 Zentimeter dicken Holzstiel<br />

(vom Weißdorn genommen) eingelassen und an diesem mit sechs hoch<br />

gebuckelten Nägeln befestigt war.^) Bei dem Schwertstab lagen drei Dolchklingen<br />

mit Griffresten; der Griff war mit breitem Bronzedraht umwunden;<br />

zwei der Dolche steckten in einer Lederscheide, der dritte in einer Scheide<br />

aus Eichenrinde. ß) Nahe dem rechten Fuß hatte man noch zwei Bronze-<br />

beile und drei Bronzemeißel niedergelegt, deren Weißdornschäfte noch erkennbar<br />

sind.'') Von der reichen Tracht, in der der alte Mann beigesetzt<br />

worden ist, haben sich die goldenen Schmucksachen erhalten: zwei Säbelnadeln<br />

(auf der rechten Brust durch Ösen am Kleid befestigt), ein Armreif,<br />

an jeder Hand ein Spiralfingerring, dazu ein Spiralröllchen. «)<br />

Reste einer ähnlichen Bestattung wurden 1872 im Süden des Waldes<br />

Langel bei Körner (Landkreis Gotha)^) und 1877 bei Sömmerda (Kreis Weißen-<br />

see) aufgedeckt. »0) Gleichaltrig mit dem Leubinger Dachhaus ist das ebenfalls<br />

aus Eichenholz gezimmerte Helmsdorfer Grab (Mansfelder Seekreis)ii)<br />

— Um diese Säule herum war die Holz-<br />

•) a. a. O. Taf. 1 Fig. 2; dazu S. 9 Fig. 4. ') Taf. 2 Fig. 8. 9, vgl. S. 22 (Zeitschr. f.<br />

konstruktion in der ursprünglichen Anlage<br />

j<br />

|<br />

erhalten (nach Norden zu war das Haus zusammcngcstUrzt).<br />

Sie hat sich vielleicht in dem<br />

.Hausbaum" bezw. krüzböm des niederdeutschen<br />

Bauernhauses erhalten (Rhamm,<br />

Ethnograph. Bcltr. 2, 1, 230 ff. 1065 f).<br />

•) a. a. O. Taf. 1 Fig. 3. Vielleicht sind<br />

die Bretter als Rest eines Holzsarges zu<br />

deuten (Jahresschr. 6, 52).<br />

»; Taf. 4 Flg. 1 (Höhe 39,5; Breite 38<br />

Zentimeter).<br />

«) Taf. 3 Piß. 8. 7 (Unge 30,8 Zentimeter).<br />

•) Taf. 2 Flg. I ; vgl. S. 20. Vcrhandl.<br />

1886 470<br />

•) Taf. 2 Flg. 5-7; vgl. S.21. Der größere<br />

Dolch hatte eine 12,6 Zentimeter lange Klinge.<br />

;<br />

Ethnolog. 19Ü4, 542. 562. 1905, 795); Taf. 2<br />

Fig. 2— 4, vgl. S. 23.<br />

*) Der Wert des ganzen Goldfundes be-<br />

trägt 630 Mark, vgl. a.a.O. Taf. 3 Fig. 2. 3 (Verhandl.<br />

1886, 487); Fig. 1 (älinliclier Merseburger<br />

Armreif bei<br />

Fig. 107); Fig. 5. 6.<br />

Montelius, Clironol.<br />

4. — Die Fundstückc<br />

fordern gleichmäßig die Datierung in der<br />

älteren Bronzezeit.<br />

«) GöTZK, Altertümer Thüringens S. 172<br />

(der Tote lag auf einer Eichendiele); vgl.<br />

Jahresschr. 5, 34 ff.<br />

"•) Götze a. a. O. S. )()(). Jahresschr. 5,<br />

84 (Holzgerüst wie im Leubinger IKlgcl).<br />

>«) GÖTZE a. a. O. S. 30 f. .lahrcsschr. 6<br />

(1907), 13 ff.; vgl. den Situalionsplan und den<br />

Durchschnitt auf Taf. 8. Das bronzczeitliche

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