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Deutsche Altertumskunde

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158 I- Prähistorische Zeit. B. Die Germanen.<br />

Doppelspirale, 1) zu einer erst vertikal, dann auch horizontal stehenden,<br />

gelegentlich mit dem Sternornament verzierten Scheibe verbreitert (sog.<br />

Scheibennadel) ^) und westlich von der Elbe ist diese Vertikalscheibe zu einem<br />

mehrspeichigen Rad ausgearbeitet worden (sog. Radnadel; Taf. 14, 3— lO).^)<br />

Im Ausland war inzwischen aus der Stecknadel ein ganz neues kunstgewerbliches<br />

Muster gewonnen worden. Man hatte in Griechenland (spätere<br />

Mykenaezeit) die Nadel in einen Bügel eingelegt und dadurch die Fibula<br />

oder Bügelnadel, den Typus der noch heute unentbehrlichen Sicherheits-<br />

nadel, geschaffen. Mit erfolgreichstem Absatz ist diese Erfindung unter<br />

die Völker verbreitet worden.'*) Ihre ansehnlichsten Repräsentanten gehören<br />

der Bronzezeit an und die Germanen stehen dabei keineswegs hinter ihren<br />

Nachbarn zurück. Die Bügelnadel griechischer Form ist nach dem Donau-<br />

tal und von hier aus weiter nach Norden verhandelt. Von Ungarn bis<br />

nach Norddeutschland und Skandinavien findet man jetzt aus zwei Gliedern<br />

zusammengesetzte Fibeln, bei denen eine bewegliche Heftnadel an einem<br />

festen Bügel sitzt. Westeuropa kennt Bügelnadeln dieser Art nicht; um so<br />

auffallender sind die später bis zu Oberarmlänge anwachsenden Größen,<br />

in denen diese neuartigen, mit besonderer Sorgfalt hergestellten Prunkstücke<br />

auf dem Boden Norddeutschlands gefunden werden. In Skandinavien sind<br />

die Fibeln kleiner und zierlicher.^)<br />

In ihrer südlichen Heimat ist die Fibel, die dazu diente, den Mantel<br />

auf der Brust zu schließen, 6) so entstanden, daß eine lange dünne (eine<br />

gedrehte Schnur ersetzende) eherne Heftnadel in der Mitte zu einer Spirale<br />

umgebogen und der Nadelkopf zu einer Rast ausgearbeitet wurde, auf die<br />

die Nadelspitze federnd zu liegen kam.'') Die ältesten nordischen Fibeln<br />

bestehen aber schon nicht mehr wie diese praktischen Sicherheitsnadeln<br />

\ *) Z. B. Liesbütteler Berge (Museum zu es, mit dem hannoverschen Typus die einem<br />

Hamburg): Nadel mit Doppelspirale, dazu andern Volkstum angehörende oberrheinische<br />

Golddrahtspiralring für den Finger, Beil,<br />

Schwert, Dolch, Lanzenspitzen.<br />

2) MONTELius, Kulturgeschichte S. 96.<br />

i<br />

j<br />

Splieth 157. 212. 213. Beltz, Vorgesch.<br />

Altert. S. 179 f. Kunstdenkm.d.Prov. Branden-<br />

Radnadel zu vergleichen (Zeitschr.f.Ethnolog.<br />

1904, 595 ff.), deren Verbreitungsgebiet sich<br />

namentlich über Hessen und Thüringen er-<br />

|<br />

streckt (Götze, Altertümer Thüringens S. 209.<br />

221. 224. 227 f.), nur vereinzelt nach dem<br />

bürg 1, 2, 60. 64. Prähistor. Zeitschr. 1, 55ff. germanischen Norden ausgreift (Zeitschr. f.<br />

Jahresschr. 1,199. 7,56f. 62f. Götze, Alter- Ethnolog. 1904, 587f.).<br />

tUmer Thüringens S. 133 Taf. 181. j<br />

Sverige i<br />

'<br />

I UrgescliichtcS.87f.<br />

, 271<br />

AhV.5Taf.39.<br />

12, 183.<br />

S. Müller, Nord. Bronzezeit<br />

S. llSf. SchlemmS.505. 252. 391. Fund-<br />

Verzeichnis: Zeitschr.f.Ethnolog. 1904,573<br />

(mit Karte ; norddeutscher Typus S. 575.<br />

••) Hildebrand, Antiquarisk Tidskrift f.<br />

4, 15ff. Montelius, Kulturpcrioden<br />

1, 43 ff. Arch.f.Anthropol.26, 942. 964. Müller,<br />

95f. KossiNNA,Mannus4,<br />

ff. Mannus-Bibliothck 9, 48 ff. — Für die<br />

•) TypenkartederRadnadeln:Zcitschr. allgemeine Beurteilung der nordischen Funde<br />

f. Ethnolog. 1904, 586. 588. Hannoverscher ist die Tatsache entscheidend, daß die ein-<br />

Tvpus591;vgl.Aarb0gerl9O9,28. S.Müller, fachste Form der Fibel in Nordeuropa nicht<br />

Nord. Bronzezeit S, 55. Korrespondenzbl. d. vorkommt. And. ahd. niisca, uihd. mische<br />

Oesaintvcr.1880,9. Korrespondenzbl.f.Anthropol.<br />

1903. 43. 124 Schlemm S. 447 f. Mit<br />

ist walirschcinlich der altheimische Ausdruck<br />

für .Fibel" (vgl. engl. {n)ouch, afranzös.<br />

Zierknöpfen und andern Schmucksachen zusammcn<br />

in ein Holzkilstchen oder Holzkorb<br />

nuschc, keltisches Lehnwort!).<br />

*) S. Müller setzt das Größenverhältnis<br />

verpackt Jahresschr. 1, 73, vgl. 7, 45. 55. 56 f.<br />

Globu»87, 125(Braunschwclg). Jahrb. d.ham-<br />

|<br />

|<br />

5 : 1 an (Aarboger 1909, 91 f.).<br />

") Zwei Fibeln sitzen am Mantel (Boye<br />

burff.An«laHen l,LXXIV.83,84ff. (z.B.Tenn- Taf. 5, vgl. 15.21.22).<br />

dorfbel Wandsbek). Beltz, Vorgesch. Altert.<br />

S. 179 Taf, 27. Splieth 72. — Lehrreich Ist<br />

|<br />

|<br />

^) Montelius,<br />

Schlemm S. 402 f.;<br />

Chronologie Fig. 131.<br />

vgl. Jahresschr. 7, 80 f.

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