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Deutsche Altertumskunde

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2. Das Zeitalter der Leichenbestattung. § 22. Tracht und Schmuck. 157<br />

Zu diesen Schmuckstücken, die ebenso schön als nützlich waren, gehören<br />

endlich zwei wichtige aus Südeuropa bei uns eingeführte Neuerwerbungen.<br />

Eine besonders gut aufgenommene Ware ist die Steck- oder Heftnadel.<br />

Bisher hatte man das Kleid mit einem Dorn, einer hölzernen oder<br />

beinernen Nadel geheftet ^ und dies primitive Verfahren genügte auch der<br />

Zukunft, wenn es nur galt, das Notwendige durch die einfachsten Mittel zu<br />

befriedigen.^) Das Schmuckbedürfnis lieferte nun aber kostbarere Erzeugnisse<br />

und so kam jetzt die goldene oder die eherne Stecknadel in den<br />

Handel.'') Ihre einfachste Form zeigt am obern verdickten Ende einen<br />

konischen oder kugelförmigen Kopf;*) der ist schräg abwärts durchlocht<br />

worden:^) zog man einen Faden durch das Loch, das eventuell auch am<br />

Schaft angebracht war, so konnte die Nadel nicht verloren gehen.«) Aus<br />

Böhmen kam zu den Germanen eine Nadel mit säbelartig gebogenem Schaft<br />

(sog. Säbelnadel),') nach deren Vorbild der Kopf der geradschäftigen Nadel<br />

östlich der Elbe durch eine Öse oder Schleife ersetzt worden ist (sog.<br />

Ösennadel).«) Unterhalb der Öse, bezw. des Kopfs, verdickt sich der Schaft,<br />

wird schnurartig geriefelt und später tordiert.^) Namentlich aber wurde der<br />

darüber sitzende Kopf weiter ausgestaltet: er ist zu einer einfachen oder<br />

als „ Hängegefäße " bezeichnet (Schlemm<br />

S. 222 ff.); die richtige Auffassung findet sich<br />

erst Nord. Fortidsminder 1, 86 ff. Dies Zierstück<br />

ist über das ganze Siedelungsgebiet<br />

der Germanen verbreitet (S. Müller, Nord.<br />

Bronzezeit S. 27ff.); die südlichsten Exemplare<br />

sind bei Frankenhausen gefunden (Göllingen:<br />

Götze, Altertümer Thüringens S. 153),<br />

das westlichste bei Emsbüren (Landesmus.<br />

zu Münster), das östlichste bei Stargard; in<br />

Skandinavien erscheint dies wichtige Gerät<br />

auf jütischem, dänischem und schwedischem<br />

Boden; für den Handelsverkehr ist die Tatsache<br />

von Bedeutung, daß ein nordisches<br />

Stück in der Schweiz gefunden wurde<br />

(Heierli, Urgesch. d. Schweiz S. 292); vgl.<br />

Montelius, Kulturgeschichte S. 110. S. Müller,<br />

Ordning Taf. 9, 123 f. Splieth S. 47.<br />

Beltz, Vorgesch. Altert. S. 191 Taf. 34. Balt.<br />

Stud. 46, 142. Beitr. z. Anthropol. Braunschweigs<br />

S. 79 f. Nachr. über d. Altertumsf.<br />

1901, 81. Mannus 4, 334 f. Jahresschr. 7, 48.<br />

Arch.f.Anthropol.26, 35. Verhandl.1885, 354ff.<br />

') Eine Holznadel steckt noch im Gewandstück<br />

des Eichsargs<br />

(BoYE Taf. 12).<br />

von Borum Eshei<br />

*) tegumen . . . spinn consertum Germ,<br />

c. 7.<br />

*) Einzelne Sorten könnten auch als Haarschmuck<br />

(Haarnadel) gedient haben (S. 152).<br />

*) Aarboger 1909, 102 ff. Mestorf 300,<br />

vgl. Beltz, Vorgesch. Altert. S. 180 Taf. 28;<br />

italienische Form : Aarbager 1909, 26 f. 40. 103;<br />

andererseits heimische Gußform: Brandenburgial,<br />

38.<br />

^) Montelius, Chronologie Fig. 131.<br />

Zeitschr. f. Ethnolog. 1902, 195. Mestorf 304.<br />

Mannus 1, 134. Mansfelder Blätter 22, 56. 60.<br />

Götze, Altertümer Thüringens S. 197; vgl.<br />

Jahresschr. 7, 62. Entsprechende Knochennadeln<br />

sind vorhanden (Monteliur, Chronologie<br />

Fig. 286. Schlemm S. 118. 119).<br />

^) Nadel mit Kette: Mecklenburg. Jahrb.<br />

61.212. Mestorf, Urnenfriedhöfe Taf. 3. 15.<br />

Die Nadel mit durchlochtem Schaft ist in<br />

Italien und Süddeutschland zu Haus (vgl.<br />

Aarb0gerl9O9,4O. 65. Jahresschr. 7,33. Mansfelder<br />

Blätter 22, 62. Vierundvierzigster Be-<br />

richt des Kieler Museums S. 12 f.).<br />

') Sie stammt (wie die gleichzeitige<br />

Keramik S. 149) aus Aunjetitz; der Kopf ist<br />

flach und trägt eine Öse, vgl. Verhandl. 1886,<br />

488. Arch.f. Anthropol. 15, 154. Montelius,<br />

Chronolog. Fig. 178. 204.257.284. KossiNNA,<br />

Zeitschr. L Ethnolog. 1902, 197. 200. Schlemm<br />

S.487; dazu Mansfelder Blätter 22, 59f. Jahresschr.<br />

1, 66 Taf. 8. 1, 198. 5, 24. 6, 29 ff. (Fundverzeichnis).<br />

7, 38.<br />

*) Als Vorbild kommen auch die Nadeln<br />

mit durchlochtem Kopf in Frage (Schlemm<br />

S. 384. Korrespondenzbl. f. Anthropol 1906,<br />

125. Beltz, Vorgesch. Altert. S. 179 Taf. 27.<br />

Prähistor. Zeitschr. 1,55 ff. Jahresschr. 7, 38.<br />

56.8, 147 f.). Über die SchleifennadelvgL<br />

Schlemm S. 524 f. 440. Montelius, Chronologie<br />

Fig. 177. 358. 368; sie kommt meist<br />

paarweis vor; ihre Verbreitung nach Norden<br />

reicht aber eigentlich nicht über Altmark und<br />

Provinz Sachsen hinaus (Mansfelder Blätter<br />

22, 58. Jahresschr. 7, 37).<br />

ä) Dies „Ornament" ist als Nachahmung<br />

eines um den Schaft gewundenen und in<br />

die Kopfschleife endenden Drahts zu deuten<br />

(Schlemm S. 167. 172).

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