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Deutsche Altertumskunde

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2. Das Zeitalter der Leichenbestattung. § 22. Tracht und Schmuck. 1 53<br />

weiten, faltenreich bis auf die Füße fallenden Rock gehüllt (Taf. 12, 4).i)<br />

Das eigentliche Prunkstück der Frau ist aber der schöne Gürtel,^) mit dem<br />

der Rock am Körper verschnürt wurde: er ist gewebt und gemustert, zeigt<br />

einen hellen Mittelstreifen zwischen dunklen Rändern und fällt mit einem<br />

Schleifenknoten •^) in kunstreich gearbeiteten Zotten (Quasten),*) diese sind<br />

mit feinster Lämmerwolle überspoiinen und mit Bronzeperlen^) besetzt; als<br />

weiterer Schmuck sitzt am Frauengürtel eine Zierplatte aus Bronze (Taf.<br />

12, 5) und als Wehr der auch von Frauen geführte kurze Dolch (Taf. 12, 6). 6)<br />

Außer den Waffen (S. 139) und Werkzeugen (S. 145) gehörte zur Volkstracht<br />

ein mehr oder weniger reicher Schmuck von Bronze und Gold und<br />

anderen Kostbarkeiten. '')<br />

Das Kleingerät hat der Mann in einer am Leibgurt hängenden Ledertasche<br />

mit sich geführt, s) Die Prunkstücke wurden von ihm gehörigen<br />

Orts angelegt. Es fallen namentlich Ringe für den Hals, für Finger- und<br />

Handgelenk, für Arm- und Fußgelenk ins Auge und wir können beobachten,<br />

daß die Frauen damit freigebiger waren als die Männer, wenn auch die<br />

Sonderung der „Gerade" der Frau^) von dem Heergewäte des Mannes vor-<br />

erst noch Schwierigkeiten bereitet. Die ehernen oder goldenen Ringe, die<br />

am Finger getragen wurden, sind die Miniaturformen der Armringe und<br />

wie diese entweder spiralförmig oder stabförmig gebogen. i'') Außer-<br />

ordentlich ergiebig sind die Funde für Armschmuck ;ii) der große Vorrat<br />

der Museen kann wohl nur so gedeutet werden, daß dieser Schmuck-<br />

') anord. rokkr, ags. afries. ahd. rocc<br />

(Oberkleid).<br />

2) Vgl. S. 151.<br />

^) lat. nodus ist urverwandt mit ahd. and.<br />

nestila (Binde), mhd. nesten (festbinden,<br />

schnüren) S. 152 Anm. 3.<br />

*) anord. lö (dän. lu), ags. wlöh, and.<br />

wld, vgl. anord. /og'^r (Büschel Wolle) : griech.<br />

hv/_y)i Wolle, aslav. vlakno Faser?<br />

*) Es sind kleine feine Röhrchen oder<br />

Röllchen, die auch in Gold vorkommen,<br />

als Halsketten, als Haarschmuck, aber auch<br />

auf dem Männergewand als Besatz dienten<br />

(Vierzigster Bericht des Kieler Museums S. 21<br />

Mitteil. d. anthropol. Ver. 4, 11 f. 16. Splieth<br />

S. 58 f. 26. Mecklenburg. Jahrb. 47, 283 f.).<br />

Jahresschr. 4, 10, vgl. 6, 28, fand man die Röllchen<br />

auf Ranken von wildem Hopfen auf-<br />

gereiht.<br />

«) Vgl. Aarb0ger 1909, 55 f. Boye Taf.<br />

12, 9. Taf. 27 A 3. Taf. 26, 6. Vierzigster Bericht<br />

des Kieler Museums S. 21.<br />

"') Vgl.z.B. die reich ausgestatteten Gräber<br />

von Bornhöved in Holstein (Mitteil. d. anthropol.<br />

Ver. 4, 6. 7, 12) oder die gleichartigen<br />

Begräbnisse von Leubingen und Helmsdorf<br />

in der Provinz Sachsen (Jahresschr. Bd. 5. 6);<br />

über lokal begrenzte Schmucksachen vgl.<br />

S. Müller, Nord. Bronzezeit S. 47 f.<br />

^) Boye Taf. 25; eine 17 Zentimeter lange<br />

Bronzenadel diente als Schließe, die Tasche<br />

enthieh: Messer, Rasiermesser, Haarzange,<br />

Feuerzeug u. a.; vgl. Splieth S. 58; Mitteil.<br />

.<br />

d. anthropol. Ver. 11, 27. Als Bezeichnung<br />

der Ledertasche kommt in Betracht got./?w^^5,<br />

anoxA. pungr, ags. pun^, ahd. pfiung (Beutel):<br />

wahrscheinlich ein italisches Lehnwort (lat.<br />

punga).—Statt der Ledertasche begegnet auch<br />

eine zur Frauentracht gehörende metallene<br />

Dose (S. 156. Mitteil. d.anthropoL Ver. 3, 21).<br />

») Aarb0ger 1909, 54. 85.<br />

'») Boye Taf. 12. 27. S. Müller, Nord.<br />

Bronzezeit S. 51 f. Aarbeger 1909,85f. Beltz,<br />

Vorgesch. Altert. S. 188 f. Taf. 33. Jahrb. d.<br />

hamburg. Anstalten 1 , LXXV. Balt. Stud., N. F.<br />

5, 3. 249. 8, 158. Jahresschr. 1, 72. 5, 27. 7, 79.<br />

8, 145. Götze, Altertümer Thüringens S. 58<br />

(drei Ringe an einem Fingerglied). Schlemm<br />

S. 147. In der frühsten Metallzeit tritt eine<br />

kupferne Fingerspirale auf, Götze S. 359 TaL 8,<br />

128 (über eine Fingerspirale aus Zinn vgL<br />

Jahrb. d. hamburg. Anstalten 1, 86); dann<br />

tritt auch (ungarisches) Ringgold allerorten<br />

hervor (z. B. in der Mark Brandenburg (Kunstdenkm.<br />

d. Prov. Brandenburg 1, 2, 64; weitere<br />

Funde im Mark. Museum], auf den nordfriesischen<br />

Inseln [Sylt], namentlich aber in<br />

Dänemark [Aarbeger 1909, 99 f.]). Das Wort<br />

ring (anord. hringr, ags. afries. and. ahd.<br />

hring) bezeichnet von Haus aus vielleicht<br />

einen kreisrund gebogenen Metallstab (got.<br />

hruggä).<br />

") ahd.armbouc,bouc,and.bdg,ags.beah,<br />

anord. baugr ( : biegen) ; vgl. Boye Taf. 12. 27.<br />

VerhandL 1890, 413. — Gold: Aarb0gerl911,<br />

297. 312 ff. Mannus 4, 70 ff. 336.

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