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Deutsche Altertumskunde

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152 I. Prähistorische Zeit. B. Die Germanen.<br />

schuhen ausgingen. Die Schuhe i) — Ledersandalen mit Riemen — sind für<br />

die Füße mit einem friesartigen Wollstoff gefüttert worden, aber wie alle<br />

Lederwaren nur in geringen Resten erhalten geblieben. Der männliche<br />

Körper war also recht vollständig bekleidet, denn auch die nackten Arme<br />

und Schultern bedeckte außerhalb des Hauses ein schwerer, lose hängender<br />

Lodenmantel (Taf. 11, 6), 2) der, über einen Meter lang, vorne über der Brust<br />

mit einer Nadel') zusammengeheftet werden konnte. Außerdem ist ein<br />

Umschlagtuch (Plaid, Shawl, Taf. 11,7)*), mit einem Fransensaum verziert,<br />

gefunden worden. Unter einer wollenen Decke^) schlief der tote Mann,<br />

wie zu Hause auf eine Kuhhaut gebettet, 6) mit seinem Toilettegerät ausgestattet<br />

(Kamm, Zange, Rasiermesser, Taf. 10, 3—5), aber auch mit seinem in der<br />

Scheide steckenden Schwert bewehrt (Taf. 12, 1).'')<br />

Die Frauentracht ist vollständig nur aus einem einzigen Fund Jüt-<br />

lands (in der Nähe von Aarhus) bekannt.») Nach diesem Muster trugen<br />

die älteren Frauen ihr Haar durch einen Hornkamm (Taf. 10, 5) zu einem<br />

Schopf aufgesteckt^) und unter einem Haarnetz (Taf. 12, 2) geborgen. Das<br />

Haarnetz besteht aus geflochtenen Wollfäden 10) und war mit Schnüren um<br />

den Kopf gelegt. 1^) Den Oberkörper der Frauen deckte ein enganliegendes<br />

Ärmelhemd aus dickem Wollstoff (Taf. 12, S),^^) das die Unterarme freiließ,<br />

weil auf ihnen Schmuck getragen wurde. Der Leib wurde in einen wollenen.<br />

ahd. wintinga {fasciolae), and. winding, ags.<br />

wynci, anord. vindingr > französ. guinche.<br />

*) got. skohs, anord. skör, ags. sceoh,<br />

and. scöh, ahd. scuoh ; dazu ahd. and. gisköhi,<br />

ags. 'iescoe fein paar Schuhe): Zeitschr. f. d.<br />

Phil. 40, 386. Reste von Lederschuhen: Baltische<br />

Studien 46, 1 79. Willkommen sind irdene<br />

Nachbildungen eines in der Sandale steckenden<br />

und mit Riemen verschnürten menschlichen<br />

Fußes wie der sog. Stiefelpokal von<br />

Staßfurt (Jahresschr. 6, 106 f.; er dürfte aber<br />

wie ähnliche Fundstücke in die jüngere<br />

Bronzezeit gehören S. 108 ff.).<br />

») BoYE Taf. 4. 19; got. haknls, anord.<br />

hf^kull, ags. hacele, ahd. hackul.<br />

*) ahd. nusta, ags. nostle, anord. nist<br />

( : nestet) Heftnadel.<br />

*} BoYE Taf. 20; vgl. Montelius, Kultur-<br />

Reschichte S. 91 f. Vielleicht steckt der alte<br />

[ame In nhd. schärpe, ags. sceorp, and.<br />

scarpa ( > franz. echarpe).<br />

') BoYE Taf. 9. 10. 16. 18; ags. oferbradets,<br />

anord. yfirbreizl; anord. feldr, dän.<br />

feld (Decke); vgl. anord. skn'ip, ags. scnid,<br />

engl, shroud (Leichentuch) :<br />

ags. scrdad (engl.<br />

shreä), ahd. scröt Cabgeschnlttenes Stück<br />

Tuch?).<br />

•) Oder mit einer Tierhaut zugedeckt<br />

(Korrcspondcnzbl. f. Anthropol. 1 876, 46 ff.). —<br />

Die zottige Decke heißt ags. ryhe, riowe :<br />

ahd, rüch (Rauchwcrk).<br />

») Boye Taf. 1. r,. 17. 20. 21. 22. 24; dazu<br />

Dolch Taf. 2. 15, Bell Taf. 2. 15. 22. 24. Messer<br />

Taf. 19.21, S«gcTaf.24B5, Angelstock Taf. 8,<br />

9, Maßstock BOYB S. 53. Feuerzeug Taf. 8<br />

(vgl. S. 41 r> Kimm Taf. 2. 19. 22, Rasler-<br />

I<br />

\<br />

I Kopfbinde?)<br />

j Kopfschmuck<br />

messer und Haarzange Taf. 8. 19. 21. 24,<br />

Tätowiernadel Taf. 24, Trinkhorn TaL 2. 24<br />

(vgl. S. 28), Löffel Taf. 15 A 18, Gefäße aus<br />

Holz Taf. 8, 1. 2. Taf. 22; aus Ton Taf. 12,<br />

Klappstuhl mit Otterfell Taf. 14.<br />

s) BOYE Taf. 11. Korrespondenzbl. f.<br />

Anthropol. 1876, 46 ff.<br />

^) „Schopf heißt das Haar (anord. /oj;,<br />

ags. feax, ahd. mhd. fahs) oben auf dem<br />

Kopf zum Büschel zusammengefaßt (vgL ahd.<br />

got. skiift, anord. skopt). Zum Unterschied<br />

von der Weibertracht haben die iMänner das<br />

Haar als „Zopf" getragen, d. h. lang herabfallen<br />

lassen (nicht geflochten); aus einem<br />

Sarg konnte noch das lange Haupthaar mitsamt<br />

der Kopfhaut geborgen werden (vgl.<br />

anord. toppr, afries. mnd. top Büschel Haare).<br />

*") Weben: mhd. w/// (Faden), ags.weft,<br />

anord. veftr.<br />

*') ags. feaxnet (Haarnetz), ags. snöd<br />

(Kopfbinde), ahd. ridil (Haarband) zu ags.<br />

wrcep, wrtpan u.a.; dazu Ring im Haar<br />

Boye Taf. 12, 4; vgl gotwaips{wipja, weipan),<br />

anord. veipr, ahd. a;^^/ (kranzartig gewundene<br />

und kleine Bronzespiralen als<br />

(S. 153).<br />

'*) Diese Frauenjacke schmiegte sich den<br />

Körperformen an, darum hieß sie alid. smoccho<br />

(: nhd. schmuck Zierde des Körpers; ursprünglich<br />

^ enganliegender Anzug), ags.<br />

smocc, anord. s/«()Mr(cngl.nordfrics. srnock<br />

Frauenhemd); ähnlich ist das Verhältnis<br />

zwischen »schlüpfen" und dem altgcrinan.<br />

Wort für den »Ärmel" (ags. sUrf, nordfries.<br />

slief, nl. sloof).

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