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Deutsche Altertumskunde

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2. Das Zeitalter der Leichenbestattung. § 22. Tracht und Schmuck, 151<br />

die Lande um die westliche Ostsee eine übereinstimmende National-<br />

tracht, i)<br />

Der erwachsene Mann trug auf dem Kopf eine hohe runde Mütze,^)<br />

solid und dick (Taf. 11, 1. 2); sie ist unten um einen Holzring genäht, die<br />

Außenseite krimmerartig; der Stoff hat sich bei näherer Prüfung als Filz<br />

erwiesen. 3) Aus grobem Gewebe bestand das schurzähnliche Unterkleid<br />

(Taf. 11, 4),*) das die Schultern freiließ und von den Armhöhlen bis auf die<br />

Kniee reichte; es war ein viereckiges Stück Wollenzeug, an dessen obern<br />

Zipfeln Lederriemen^) angenäht waren, die unter der Achsel um den Leib<br />

liefen und auf dem Rücken (?) durch einen Doppelknopf^) geschlossen wurden.<br />

In der Taille hat man das Unterkleid durch einen Leibgurt zusammen-<br />

gehalten: ein gewebtes oder ein ledernes Band, durch einen Knopf ge-<br />

schlossen oder auch nur geknotet, fiel in Fransen vorn herunter (Taf. 11, 4).^)<br />

Die Schamgegend und die Oberschenkel wurden durch die Bruch, d. i.<br />

eine Schenkelbinde oder eine Art Schamtuch (aus Leder?)«) verhüllt. Auch<br />

die Unterschenkel blieben nicht nackt, sondern es wurden die Beine unterhalb<br />

des Knies mit Gamaschen umwickelt (Taf. 11, 5); diese bestanden<br />

aus (etwa zehn Zentimeter breiten) Streifen (Wadenbändern) und waren entweder<br />

wie Strümpfe aus Wollenzeug») oder wie Stiefel aus einer Tierhaut*»)<br />

geschnitten und mit schmalen Lederriemen") verschnürt, die von den Leder-<br />

1) Vgl. die Rekonstruktion bei Müller,<br />

<strong>Altertumskunde</strong> 1, 217. 268. — Sehr alt<br />

ist das Schwab. -Schweiz. Dialektwort ftir<br />

Volkstracht: häss; es gehört zu mhd. Äaz,<br />

hceze, ags. hceteru (engl, hater) Kleidung;<br />

als Gewebe heißt sie ags. hrce^el. afries. hreil,<br />

ahd. hregil. — Bei aller Gleichförmigkeit sind<br />

aber landschaftliche Besonderheiten (sog.<br />

Landestrachten) schon in der Bronzezeit erkennbar:<br />

in Mecklenburg trug man Einzelstücke<br />

der Tracht anders als in dem benachbarten<br />

Schleswig-Holstein (Mecklenburg.<br />

Jahrb. 67, 84 f.) und hier wieder anders als<br />

in dem benachbarten Hannover.<br />

'^) Die älteste Bezeichnung hierfür ist<br />

„Hut" , denn dies Wort ist urverwandt mit<br />

lat. cassis (Helm), vgl. anord. hottr, ags. hcet<br />

(engl, hat), bezw. ablautend engl, hood, ags.<br />

afries. and. höd, ahd. mhd. hnot. Ein zweiter<br />

gemeingermanischerNameist der der, Haube"<br />

(vgl. Pickel-, Sturmhaube); er steht im Ablaut<br />

zu „Haupt" (mhd. hübe, ahd. hüba, ags. hi'ife<br />

[engl, hoiive Bischofsmütze], anord. /z«/a, dän.<br />

hue).<br />

*) S. 58. — In einem Baumsarg stand<br />

bei dem Fußende eine hölzerne Schachtel<br />

(Taf. 11,3), die für den Toten sogar noch<br />

eine Reservemütze enthielt (außerdem Rasiermesser<br />

und Kamm). Diese Mützen erinnern<br />

an die Pelzmützen unserer Bauern oder noch<br />

eher an die der holländischen Fischer.<br />

*) BOYE Taf. 4. Das ähnlich wie unser<br />

„Leibchen" gebildete alte Wort für ein den<br />

Leib unmittelbar bedeckendes Kleidungsstück<br />

ist „Hemd" {mhA.hemede, an

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