29.06.2013 Aufrufe

Deutsche Altertumskunde

Deutsche Altertumskunde

Deutsche Altertumskunde

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

150 I- Prähistorische Zeit. B. Die Germanen.<br />

§ 22. Tracht und Schmuck. In der Bronzezeit tritt uns eine ausgebildete<br />

Volkstracht entgegen.') Wir lernen sie einmal aus den zergliedernden,<br />

aber der Mode unterworfenen und darum in ihrer Bedeutung<br />

schwankenden Ausdrücken der altgermanischen Sprachen kennen und zum<br />

andernmal sehen wir die wohlerhaltenen Trachtstücke noch vor uns in den<br />

Eichsärgen Schleswigs und Jütlands, die zwar von den verwesten Körpern<br />

der Bestatteten nicht mehr viel hergeben, aber ihre Bekleidung aufbewahrt<br />

haben. 2)<br />

Seit 1823 sind bronzezeitliche Gräber bekannt, die, über Mecklenburg,<br />

Schleswig-Holstein, Jütland, Seeland, Südschweden verbreitet, unter 'einer<br />

Steinschüttung einen zweiteiligen Holzsarg bergen.») Der Totenbaum (S.134)<br />

ist ein kräftiger Stamm der Eiche. Er ist der Länge nach mitten entzweigespalten,<br />

ausgehöhlt und für die Aufnahme einer Leiche hergerichtet worden.<br />

Hier ruht der Verstorbene mit seinen Kleidern angetan und mit den Ausrüstungsgegenständen<br />

und Schmucksachen versehen, die er bei lebendem<br />

Leibe zu tragen pflegte (Taf. 6, 3. 4). Die vorzügliche Erhaltung der Gewänder<br />

ist der konservierenden Wirkung der aus dem Eichenholz sich entwickelnden<br />

Gerbsäure zu verdanken.<br />

Die Kleidungsstücke sind infolge chemischer Zersetzung dunkelbraun,<br />

fast schwarz geworden. Aber durch ein analytisches Verfahren wurde ge-<br />

funden, daß zu dem Gewebe nicht bloß die Wolle von braunen oder<br />

schwarzen Schafen,*) sondern auch weiße Wolle^) verwendet worden ist.<br />

Im ganzen war die Tracht der Erwachsenen — wie in der Gegenwart —<br />

dunkelfarbig und aus dicker warmer Schafwolle angefertigt. 6) Die Ge-<br />

schlechter (und wohl auch die Altersklassen) waren verschieden gekleidet.')<br />

Fünf fast vollständige Kostüme erwachsener Männer sind auf uns gekommen,<br />

erscheinen durchaus gleichartig und ergeben also wenigstens für<br />

!<br />

<<br />

Exemplare; dazu S. 136 ff. Taf. 13; ferner 1,<br />

243 f. 3, 104 ff. 5, 16. 36. 38. 86. 6, 36 ff. 7, 52.<br />

Mitteil. d. anthropol. Ver. 13, 5. Splieth, Inventar<br />

S. 41. Jahresschr. 1, 42. Altertümer<br />

54.76ff. Beitr.z.Gesch.d.Altmark2,73.79.3,15.<br />

237ff.BELTZ,Vorgesch.Altert.S.195ff. Einigermaßen<br />

gut vertreten ist die Keramik dieses<br />

Zeitalters im Hamburger Museum (Ohlsdorf,<br />

Thüringens S. 41 (Unterteutschental); ferner<br />

Vcrhandl. 1884, 402. 1891, 848. — Vgl. auch<br />

Schlemm S. 29f.<br />

•) Mit einem Einschlag von Hirschhaaren<br />

Horst (Vierlandel, Päpersberg [Geesthacht], (ags. hcere, ahd. fidra Tierhaargewebe).<br />

Grüntal); vgl. Mestorf Taf. 34. 35 (dazu das ^) Vgl. ags. /fl?5fl/7, mnö.tesen, ahd. zci-<br />

Material aus den sUderditmarscher Hügel- san (WoWt zupitn); got tafijan, imord. tcfj'a<br />

i<br />

i<br />

i<br />

gräbcrn im Museum für Völkerkunde zu<br />

erlin). S. Müller, Ordning Taf. 16—18.<br />

HOLWERDA, Ncdcrlands vroegste beschaving<br />

: mlid. zäcfi (Docht). Reste von<br />

(zerfasern)<br />

Leinenzeug sind in Schweden gefunden,<br />

Studier tlllilgnade O. Montelius (1903)<br />

S. aOf. Taf. 6. S. 55 Taf. 2, 8. i S. 189 ff. (Webetechnik); vgl. Montelius,<br />

') Ein altmodisches Wort für die Garde- Kulturgeschichte S. 93; Müller, Altertumsrobe<br />

ist nhd. fetzen (.Sonntagsfetzen"), es künde 1 , 459. Niid. mlid. blähe (grobes Leinen)<br />

gehört zu mhd. vazzen (kleiden), anord. f portug./fl/o, span. hato Kleider-<br />

ist ein sclir aitertlhnlicher Ausdruck {d'An.blaar,<br />

ble) und gehört vielleicht zu lat. flocctis.<br />

vorrat); vgl. oben S. 58.<br />

•) Der Stoff heißt .Loden" (;ilid. loäo,<br />

») V.BovE, F'und afEgeklsterfra Bronze- |<br />

atdercn i Danmark, et monografisk Bidrag<br />

tu BelysningafBronzcaidercns Kultur, Kjebenhavn<br />

1896; vgl.Aarbf)gcrl891,97ff. 1893,344.<br />

*) Beltz, Vorgeschichte S. 39 f. 61.<br />

MESTORr, Zcltschr.7. Schleswig holsteinische<br />

Gesch. 5. 195 ff. Vierzigster Bericht des<br />

schlerHig-hoUteinlschcn Museums S. 17 ff.<br />

and.<br />

lotlio, afries. lotha, ags. /o/)rt, anord.<br />

lope); vgl. auch nhd. f/atisrock, flaiis (mhd.<br />

mnd. vlüs : vlies Schaffell). Abgemessene<br />

Stücke von wollenem Tuch haben auch als<br />

Zahlungsmittel (Geld) gedient: niiord. vn/)ni

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!