29.06.2013 Aufrufe

Deutsche Altertumskunde

Deutsche Altertumskunde

Deutsche Altertumskunde

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

144 I- Prähistorische Zeit. B. Die Germanen.<br />

der Stelle an, wo sie am breitesten sind, nach der Spitze hin etwas eingezogen<br />

oder auch leicht nach außen geschweift wurden. i)<br />

Dem neuen Modell der Lanzen- bezw. Speerspitze^) entspricht nun auch<br />

die Pfeilspitze der Bronzezeit;^) auch sie hat ein Schaftrohr aus Bronze<br />

bekommen. In der älteren Bronzezeit ist aber die neue Sorte noch nicht<br />

belegbar; das Auftreten eherner Pfeilspitzen ist darum chronologisch bedeutsam,<br />

weil sie mit Sicherheit verbieten, einen Fund in die Frühperioden<br />

einzuordnen. Zahlreich sind sie überhaupt nicht — aus Schleswig-Holstein<br />

kennen wir nur etwa vierzig Exemplare — ; die steinerne Pfeilspitze hat<br />

offenbar lange ihrem Zweck durchaus entsprochen (S. 109 f. 119).'^) Die<br />

mannigfaltigen sprachlichen Bezeichnungen (S. 110) überzeugen uns auch<br />

davon, daß Pfeil und Bogen (hauptsächlich als Jagdwaffen?) ausgiebig<br />

verwendet worden sind.<br />

Die eigentlichen Schutzwaffen des Kriegers: Schild und Helm und<br />

Panzer können aus der älteren Bronzezeit noch nicht nachgewiesen werden.<br />

Zu den Trutzwaffen wird aber die Streitaxt s) gerechnet werden müssen,<br />

die nach dem Modell der Steinzeit (S. 108) nun in Bronze gegossen wurde,<br />

aber nicht durchweg mit Sicherheit von dem Werkzeug gesondert werden<br />

kann. Schon an den Steinäxten erkennt man die Vorlage ausländischer<br />

Bronzetypen, unter denen die sog. kretische Doppelaxt besonders hervorgehoben<br />

zu werden verdient (S. 114. 124 f.). Von ihr ist eine heimische<br />

Axtform ausgegangen, die nur noch eine kräftig entwickelte«) Schneide<br />

aufweist, während die andere reduziert oder zu einem hammerartigen Zier-<br />

knauf umgeformt und das Schaftloch zu einer tüllenförmigen Röhre ver-<br />

längert erscheint (Taf. 9, 4). 7) Wie übrigens die kretische Doppelaxt ein<br />

Kultsymbol gewesen ist, so haben diese nordischen Äxte auch als kriege-<br />

rische Votivgaben gedient. In Södermanland (Schweden) wurden im Jahr<br />

1864 zwei prächtige mit Gold und Bernstein verzierte Bronzeäxte gefunden;<br />

bei näherer Untersuchung stellte sich heraus, daß sie nicht massiv,<br />

sondern aus papierdünner Bronze hergestellt waren, unter der noch ein<br />

i<br />

') Aarbeger 1909, 20. Beltz, Vorgesch. Dolch, Schwert, Lanzenspitzen, Messer aus<br />

Altert. S. 174 Taf. 25. Eine altertümliche (my- Bronze, Pfeilspitzen aus Feuerstein (Mecklenkenische)<br />

Form zeigt Ausschnitte im Blatt und<br />

Ösen am Schaftrohr, um ein Tau durchbürg.<br />

Jahrb. 67, 112; vgl. Götze, Altertümer<br />

Thüringens S. 13), die Gräber von Weitgenzuziehen<br />

und über den Schaft zu verschnüren dorf (Kunstdenkm. d. Prov. Brandenburg 1,<br />

(Arch. f. Antlirop. 26, 985 ; bemerkenswert ist 2, 64), Fuchsberg (bei Neuhaldensleben) haben<br />

ein holsteinisches Muster wie AhV. 4,34, 1);<br />

daran erinnern ornamentierte Tüllen wie<br />

Taf. 9, 2; Mestorf Fig. 227. 229. 232; vgl.<br />

Brandcnb. Landesk. 3, 389 ; Jahresschr. 7, 46 i<br />

Aarb0ger 1909, 33 f. burgische |<br />

*) Es kommen Lanzenspitzen vor, die t<br />

mehr als 40 Zentimeter lang sind (Jahresschr.<br />

7, 8 f. 71); Speerspitzen sind nur etwa 15<br />

Zentimeter lang (ebenda S.mi. Taf. 9, 5:14);<br />

über die sprachlichen Benennungen vgl. S. 109.<br />

•) Die gemeinsame Bezeichnung der<br />

Metallspitze scficint *bro2da gewesen zu<br />

sein > anord. hroädr, ags. hrord, ahd. brort<br />

(Spitze; vgl. ahd. rntihnirdi).<br />

*) VßL z.B. Jahresschr. 8. 148. Nicht selten<br />

werden In einem Grab beisammen gefunden:<br />

Altert.<br />

Feuerstcinpfcilspitzen mit Bronzepfcilspitzcn<br />

zusammen ergeben (Jahresschr. 7, 57 f., vgl.<br />

S. 62). F^herne Pfeilspitzen aus Altmersleben<br />

befinden sich im Museum Salzwedel ; mccklcn-<br />

Fxemplare bildet Beltz, Vorgesch.<br />

S. 175 Taf. 25 ab.<br />

») anord. barpa, and. barda, ahd. barta<br />

(vgl. Hellebarde).<br />

") Man darf vielleicht sagen: „bart-<br />

förmigc*, denn sowohl das Wort bartc sclicint<br />

zu Bart zu gehören, als auch der nordisclie<br />

Sonderausdruck skegfj^ja von skegf;; (Bart)<br />

abgeleitet zu sein.<br />

') Mit Beltz, Vorgesch. Altert. S. 156<br />

Taf. 20, 15, vgl. S. 170 Taf. 22, 10 (Länge:<br />

17 Zentimeter). Balt. Sind. N. I-. 8, 116 (mit

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!