Deutsche Altertumskunde
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142 I. Prähistorische Zeit. B. Die Germanen.<br />
den Rändern aufgebogene Griffzungen i) oder nach italienischer Art massiv<br />
aus Bronze gegossen. In diesem letzteren Fall bekamen die Schwertgriffe<br />
die Form eines Ovales, seltener die eines Achtecks (ungarisch) und wurden<br />
stilgerecht mit Ornamentbändern verziert (Taf. 8, 6—7). 2) Später machte<br />
man die Griffe nicht mehr massiv, sondern ließ bloß einzelne Metallscheiben<br />
stehen und füllte die Zwischenräume mit einer Knetmasse aus (Taf. 8, 8). 3)<br />
Gegen Ende der Bronzezeit, als sich von Österreich-Ungarn her ein neuer<br />
Schwerttypus verbreitete, hat man wieder Klingen mit Griffzungen (Taf. 8, 9)<br />
oder mit schmalem Griffdorn (Taf. 9, 1) gegossen und das Heft aus Holz<br />
oder Hörn verfertigt*) und nur den abschließenden Schwertknauf aus Bronze<br />
genommen.^) Die bald breiteren, bald schmäleren Klingen^) dieser Bronze-<br />
zeitschwerter sind flach gewölbt. Zu ihnen gehört eine aus dünnen Holz-<br />
platten hergestellte Scheide (Taf. 12, 1), die außen mit Leder, innen mit<br />
Fell oder Wolle gefüttert ist^) und in einen ovalen, später vierseitigen Erz-<br />
beschlag (Ortband) endigt; «) auf dem Rücken der Scheide befand sich eine<br />
Öse oder ein Ring, um das Schwert mittelst eines ehernen Hakens am<br />
Ledergürtel einzuhängen. ») Wenn nun auch Verallgemeinerungen nicht<br />
zulässig sind, weil Nordwestdeutschland weit weniger Funde geliefert hat,<br />
1) Vgl. die Übersicht bei S. Müller,<br />
Aarb0^erl9O9,45ff.66ff. KossiNNA, Mannus<br />
4, 274 ff. — Das Schwert von Norby (Schleswig)<br />
hat eine 9 Zentimeter lange Griffzunge<br />
(in der Mitte 2,2, an den sich ausbiegenden<br />
Enden 4 Zentimeter breit), die Klinge mit<br />
gewölbtem Mitteigrat hat eine Länge von<br />
69 Zentimeter; oben eine Breite von 4,8<br />
Zentimeter und läuft sich verjüngend in<br />
die Spitze aus; die Holzverkleidung der<br />
Griffzunge war mit vier großen Kopfnieten<br />
beschlagen, in das Holz war auch der eherne<br />
Knauf eingelassen (Mitteil. d. anthropol. Ver.<br />
3, 23). Ein Schwert dieses Typus (53 Zentimeter<br />
lang) wurde auch im Pohlsberg bei<br />
Latdorf (Museum Bernburg) gefunden: es<br />
steckte in einem röhrenförmigen Tongefäß,<br />
das noch weitere Bronzewaren enthielt<br />
(Jahresschr. 4, 84 ff. Taf. 9, 12); vgl. Müller,<br />
Nord. Bronzezeit S. 18; neuerdings will Müller<br />
auch diesen Typus aus Italien herleiten (Aarbeger<br />
1909, 45 ff. 107 f. mit Abbildungen).<br />
») Schlemm S. 3(). S. Müller, Nord.<br />
Bronzezeit S. 11 f. <strong>Altertumskunde</strong> 1, 247.<br />
Aarbeger 1909, 75 ff. Mitteil. d. antiiropol.<br />
Ver. 3, 19 f. Einen überraschenden Reichtum<br />
prachtvoller Bronzeschwcrfer dieser (und<br />
anderer) Stilart haben im Bernsteingebiet die<br />
nordfriesischen Inseln, besonders Sylt geliefert<br />
(Mestorf Taf. 20, vgl. 21. Splieth,<br />
Inventar S. 32 ff.).<br />
•) S. MOLLER, Nord. Bronzezeit S. 13<br />
(Kiel, Hamburg, Lübeck, Schwerin). 14 f.<br />
(Schleswig. Braunschweig). 69. Aarboger 1909,<br />
90. Mestorf TaL 19, 171 u. a.<br />
*) S. MOLLI-H, Nord. Bronzezelt S. 18 f.<br />
(Schleswig, Kiel, Lübeck, Schwerin, Berlin,<br />
Hannover). Vcrhandl. 1893, 4161. 189ü,377fL<br />
(Neuhaus a.d. Otto). Aarbeger 1909, 91. 104 ff.<br />
113.<br />
") Die Ornamente des Griffs und des<br />
rhombisch-ovalen Knaufs — mitten auf seiner<br />
Platte erhebt sich ein schmaler Kamm —<br />
sind besonders beachtenswert, weil sie von<br />
der Bogenlinie und den konzentrischen Kreisen<br />
an die Wandlungen der Ornamentstile sehr<br />
gut verfolgen lassen; vgl. z. B. Aarbager 1909,<br />
16. 18. 19. 41. 42. 66 ff. (Spirale, auch mit<br />
Harpixeinlage). 72. 113 f. (jüngere Form);<br />
Sternornament mit Harpixeinlage erscheint<br />
auf dem schönen Schwert von Norby (Schleswig)<br />
Mitteil. d. anthropol. Ver. 3, 23.<br />
") Eine sehr schmale Klinge von Benkendorf<br />
im Salzwedeier, von Wedlitz (bei Kalbe)<br />
im Bernburger Museum.<br />
') MoNTELius, Kulturgeschichte S. 92.<br />
101. 103. 104. Nord. Fortidsminder 1, 105.<br />
Aarb0ger 1909, 93. 94 f. Mestorf Fig. 166.<br />
184. 185. Mitteil. d. anthropol. Ver. 3, 20. Die<br />
Scheide heißt, sofern sie aus zwei Holzscheiten<br />
besteht, anord. ske/pir (Plurale tantum<br />
< Dual?), ags. savl), and. sketliia, ahd.<br />
sceida ; sofern sie als Überzug dient (S. 1 1 0) got.<br />
fodar, ahd. /ö/rtr (Futteral); dieser Ausdruck<br />
ist in die romanischen Sprachen übergegangen<br />
(m\a{. fodrnm, \{i\\. fodcro, hanz. foiirrcaii).<br />
») AarbMger 1909, 71 ff. 92. 94. Mestorf<br />
Fig. 168. 180. 188; eine eigentümliche Form<br />
ist in Ditmarschen und auf den nordfriesischen<br />
Inseln zu Hause (Splieth Fig. 39. Mitteil. d.<br />
anthropol. Ver. 18, 20).<br />
») S. Müller, <strong>Altertumskunde</strong> 1, 246.<br />
357 f. Aarbngerl909, 26. 58. ücnauercs über<br />
das Schwertgehänge ergab der Pohlsbcrg<br />
(S. 141 Anm. 7): hier war das Scliwert von<br />
Ringen und Knöpfen für die Lederriemen<br />
begleitet (Jahressciir. 4, 84 ff); vgl. Si'LlETH,<br />
Inventar S. 30, 76.